Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Bremer Tatort vom 29. Mai 2022.
Der Bremer Tatort „Liebeswut“ sorgte für einige fragende Gesichter. Bild: Radio Bremen/Claudia Konerding |
Im Tatort Liebeswut müssen die Bremer Ermittlerinnen Liv Moormann (Jasna Fritzi Bauer) und Linda Selb (Luise Wolfram) in Abwesenheit ihres dänischen Kollegen Mads Andersen (Dar Salim) gleich mehrere Todesfälle und eine doppelte Kindesentführung aufklären.
Weil im Krimi eine sehr schräge Geschichte erzählt wird und die Hintergründe zu Tatmotiv und Täter eher beiläufig durchklingen, klären wir die wichtigsten Fragen:
1. Wer ist für die vier Toten verantwortlich?
Die Tote im roten Kleid: Der 1202. Tatort beginnt mit einem Wohnungsbrand – und einer toten Mutter im Schlafzimmer, die nicht etwa verbrannt ist, sondern sich selbst erschossen hat. Weil das Zimmer von Susanne Kramer (Ilona Thor) hermetisch vom Rest der Wohnung abgeriegelt und die Tür verbarrikadiert wurde, sind die Flammen nicht bis ins Zimmer vorgedrungen. Dieser Todesfall klärt sich bereits im Mittelteil des Films durch die Ergebnisse der KTU. Den Grund für ihren Selbstmord klären wir weiter unten im Text.
Selb und Moormann finden die tote Frau im Hochzeitskleid. Bild: Radio Bremen/Claudia Konerding |
Der erhängte Hausmeister: Auch der zweite Todesfall im Film geht als Suizid in die Akten ein. Der pädophile Schulhausmeister Joachim Conradi (Dirk Martens) erhängt sich in der Sporthalle, nachdem ihn Linda Selb (Luise Wolfram) auf frischer Tat dabei ertappt, wie er sich an den Fundsachen der Schülerinnen und Schüler vergeht. Conradi hätte nicht nur die öffentliche Bloßstellung und eine Anzeige, sondern auch der Verlust seines Jobs und damit der Kontakt zu den Schulkindern gedroht, an denen er sich ansonsten nicht vergangen hat.
Die tödliche Explosion: Der eislutschende Ekel-Nachbar Gernot Schaballa (Aljoscha Stadelmann) segnet in diesem Tatort ebenfalls das Zeitliche – allerdings nur, weil er zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Der Bombenanschlag, an dessen Folgeverletzungen er im Beisein der Bremer Kommissarinnen verstirbt, galt eigentlich dem getrennt lebenden Ehemann der Toten, Thomas Kramer (Matthias Matschke). Verübt hat ihn…
… der am Ende erschossene Täter: Als Moormann und Selb Kramers Schwiegervater Burkhard Dobeleit (Thomas Schendel) auf die Schliche kommen, flüchtet der sich durch eine versteckte Metalltür im Boden in einen unterirdischen Gang. Als Moormann ihm folgt und das gesuchte Verlies der entführten Kinder entdeckt, kommt es zum Kampf zwischen den beiden. Die Kommissarin erschießt den Mörder und Kindesentführer in Notwehr. Diese Szene wird von der Kamera nur im Dunkeln eingefangen, der Schuss ist aber auf der Tonspur zu hören.
Kindesentführer und Bombenleger Burkhard Dobeleit. Bild: Radio Bremen/Claudia Konerding |
2. Warum hat Dobeleit die Kinder entführt und den Anschlag verübt?
Der Krimititel Liebeswut deutet das Tatmotiv bereits an: Der Großvater Burkhard Dobeleit, den seine Ehefrau Sybille Dobeleit (Ulrike Krumbiegel) am Ende des Films als „Teufel“ bezeichnet, war nicht etwa in seine frustrierte Gattin, sondern in seine Tochter Susanne vernarrt. Er unterdrückte sie jahrelang. Durch deren Hochzeit mit Thomas Kramer befreite sich Dobeleits psychisch labile Tochter gewissermaßen aus diesem Zustand und wurde zunehmend widerspenstig.
Weil er an Susanne nicht mehr herankam, knüpfte Dobeleit stattdessen Kontakt zu seinen Enkelkindern: Über einen versteckten Raum neben der Wohnung der Familie, der nur über eine Abstellkammer zu erreichen ist, installierte er Kameras und Mikrofone, über die er die Wohnung ausspähte und durch die Wände mit seinen Enkeln sprechen konnte. Auf die Schliche kommen ihm Moormann und Selb durch eine Kinderzeichnung in der Kammer, auf der das Wort „Pa“ geschrieben ist. In der Logik der entführten Kinder ist das die korrekte Bezeichnung für ihren Opa, den Vater ihres Papas.
Dobeleits verzweifelte Tochter flüchtete sich schließlich in den Suizid, denn ihre Kinder wären nach ihrem Ableben nicht ihrem fanatischen Großvater, sondern ihrem zwischenzeitlich neu liierten Mann Thomas zugesprochen worden. Das hätte Dobeleit den Zugang zu seinen Enkelkindern endgültig abgeschnitten, so dass er den Bombenanschlag auf seinen Schwiegersohn verübte. Mit Sprengstoff kannte er sich durch seine beruflichen Vorerfahrungen als Bombenentschärfer gut aus.