„Ich habe große Freude daran, herauszufinden, was das Dunkle im Menschen sein kann.“
Bild: ARD Degeto/BR/Bavaria Fernsehproduktion/Bernd Schuller |
WwdT: Mathilde, kannst du kurz erzählen, um was es im diesjährigen Weihnachtstatort geht?
Bundschuh: Es geht um die rumänischen Schwestern Tida und Anuscha, die nach Deutschland kommen, um vor Weihnachten Geld mit Betteln zu verdienen. Sie versuchen, das alles so gut wie möglich zu machen, auch weil Tida schwanger ist. Dazu kommen die beiden Chefs, die den Clan ruppig anführen. Tidas Baby kommt dann plötzlich vor dem Geburtstermin und die Schwestern haben Angst, dass sie dadurch nicht mehr arbeiten können oder dass es Stress mit den Chefs gibt. Und dann nimmt die Katastrophe ihren Lauf…
WwdT: Was ist das Besondere an diesem Fall?
Bundschuh: Ich finde es sehr spannend, dass die beiden Schwestern völlig unschuldig sind und in die Katastrophe verwickelt werden. Das ist unglaublich traurig und sehr spannend zu verfolgen.
Mathilde Bundschuh und Cosmina Stratan im Tatort „Klingelingeling.“
Bild: ARD Degeto/BR/Bavaria Fernsehproduktion/Bernd Schuller
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WwdT: Du sprichst im Film viel Rumänisch. Wie hast du das gemacht mit der Sprache?
Bundschuh: Ich habe versucht, die Sätze so gut es geht auswendig zu lernen. Dafür habe ich mir die Aussprache in ganz lustiger Lautschrift daneben geschrieben, die nur ich verstanden habe (lacht). Wir hatten einen wunderbaren Coach, also einen Dolmetscher, der mir mit dem Rumänischen geholfen hat und Florin Piersic mit dem Deutschen. Am Set war er auch immer dabei. Das war eine sehr große Unterstützung.
WwdT: Wie hast du reagiert, als dir die Rolle angeboten wurde?
Bundschuh: Ich hab mich sehr gefreut! Weil es eine große Herausforderung ist, in einer Sprache zu spielen, die man nicht beherrscht. Das hat mir sehr gefallen und auch die Zusammenarbeit mit den rumänischen Kollegen – mit Cosmina Stratan und Florin Piersic. Aber auch die Arbeit mit Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec war eine unglaublich schöne Erfahrung.
WwdT: Vor einigen Jahren hast du im Tatort Verschleppt aus Saarbrücken mitgewirkt – für uns eine der gruseligsten Folgen aller Zeiten. Eine sehr anspruchsvolle Rolle, für die du viel Lob bekommen hast. Wie bewertest du diese Rolle aus heutiger Sicht?
Bundschuh: Ich fühle mich heute wie damals sehr geehrt, dass ich ein Teil vom Tatort sein darf, weil ich großer Fan bin und es viel und gern schaue. Zu dieser Familie gehören zu können, finde ich sehr schön und das ging mir damals schon genauso. Es war eine ganz andere Geschichte als die jetzt in München, aber genauso herausfordernd.
WwdT: Liegen dir die tragischen Rollen mehr oder die humorvollen?
Tragische Figur: Mathilde Bundschuh als rumänische Bettlerin.
Bild: ARD Degeto/BR/Bavaria Fernsehproduktion/Bernd Schuller |
Bundschuh: Ich habe noch ganz wenig Komödienerfahrung. Die erste und einzige war Heil von Dietrich Brüggemann. Ich finde es spannend, zu entdecken und ein Gespür dafür zu bekommen, wozu Menschen fähig sind und was bestimmte Erlebnisse und Ereignisse mit Menschen anstellen. Ich habe große Freude daran, herauszufinden, was das Dunkle im Menschen sein kann.
WwdT: Besteht nicht eine gewisse Gefahr, dass man irgendwann in eine Schublade gesteckt wird und es schwierig wird, da wieder herauszukommen?
Bundschuh: Ich glaube, das geht schneller, als man möchte. Aber ich selbst habe noch keine Angst um mich! Ich bin ja noch jung und habe viele verschiedene Sachen machen dürfen.
Wwdt: Du sagst, dass du Tatort-Fan bist. Könntest du dir auch ein dauerhaftes Engagement beim Tatort vorstellen?
Bundschuh: Wenn, dann würde ich mir wünschen, dass es eine spezielle Figur ist – so wie das, was Nina Kunzendorf damals im Frankfurter Tatort gemacht hat. Das war so anders und neu und so fantastisch gespielt. Oder jetzt Meret Becker in Berlin, das ist ja auch was Spezielleres. Wenn es auch eine persönliche Geschichte gibt, die reizvoll ist, könnte ich mir ein dauerhaftes Engagement vorstellen. Vielleicht in Berlin, weil Berlin meine Heimatstadt ist und ich die Stadt toll finde.
WwdT: Nochmal zurück zum Weihnachtstatort: Bist du genauso ein Weihnachtsmuffel wie die Münchner Kommissare oder eher ein Fan, so wie Assistent Kalli?
Bundschuh: Eher wie Kalli. Ich finde Weihnachten großartig, weil ich es mit meiner Familie verbinde, und am liebsten nur die sehen möchte, mich einkapsle und ganz viel esse.
WwdT: Also ganz im Gegensatz zu den Münchner Kommissaren in Klingelingeling…
Bundschuh: Ja, stimmt. Aber so tragisch die Situation der Kommissare einerseits ist, so tragikomisch ist sie andererseits. Und das finde ich eine gelungene Verbindung. Ich mag das sehr gerne und schaue da gerne zu.
WwdT: Wie sehen deine Pläne für 2017 aus?
Bundschuh: In erster Linie spiele ich Theater. Ich bin ja seit Beginn der Spielzeit festes Ensemble-Mitglied am Münchner Residenztheater. Und dann bin ich schon neugierig auf den Kinostart von dem 3D-Film I’m in Italien, den ich dieses Jahr dort gedreht habe.