Bild: SWR/Benoit Linder

Ulrike Folkerts und Lisa Bitter im Tatort-Interview

Ulrike Folkerts geht seit 1989 als Lena Odenthal im Tatort auf Mördersuche und ist damit die dienstälteste Ermittlerin der Krimireihe. Im Jahr 2014 stieß Lisa Bitter in ihrer Rolle als Fallanalytikerin Johanna Stern zum Team; auch sie ist dem Ludwigshafen-Tatort bis heute treu geblieben. Wir trafen die beiden Schauspielerinnen im Juni 2025 am Rande der Vorpremiere von „Mike & Nisha“ in Speyer und sprachen mit ihnen nicht nur über diesen sehenswerten Krimi, sondern auch über die neue Konkurrenz durch Streamingformate, ihre traditionsreichen Figuren und über ihre eigenen Tatort-Vorlieben.


Frau Folkerts, Frau Bitter, was war Ihr erster Gedanke, als Sie das unkonventionelle Drehbuch zum Ludwigshafen-Tatort „Mike & Nisha“ gelesen haben?

Ulrike Folkerts (UF): Ich war ganz schön schockiert darüber, dass das eine mögliche Version im Leben zweier junger Menschen sein kann und in einem ganz kleinen Kosmos geschieht. Eigentlich sind nur ein paar Nachbarn involviert, die etwas mitbekommen, die einander belauschen und die übereinander reden, die aufeinander aufpassen, sich aber auch ärgern. Der ganz normale Kleinkrieg in einer Wohnsiedlung. Das Aufpassen gerät außer Rand und Band und ich war bestürzt, weil das Drehbuch von Annette Lober auf einer wahren Begebenheit beruht.

Lisa Bitter (LB): Ja, mir ist es auch eiskalt den Rücken runtergelaufen, gerade weil die Drehbuchidee von einem tatsächlichen Fall inspiriert ist. Gleichzeitig hat mich die unkonventionelle Art zu erzählen neugierig gemacht. Der Mord ist „live“ zu sehen und der Tatort beginnt in diesem unserem Fall also mit der Tat, sehr ausführlich, und nicht direkt mit der Leiche.

Lena Odenthal ist bekannt für ihre Gradlinigkeit und innere Stärke. Wie zeigt sich diese Stärke im neuen Fall?

UF: Wir haben ja nicht so oft Tatorte, in denen der Zuschauer den Mord live miterlebt und vor den Kommissarinnen Bescheid weiß. Diesmal hat das Publikum einen Vorteil und Lena und Johanna müssen sich dem Fall und den Menschen erst nähern. Lena versucht zu verstehen, wie diese Persönlichkeiten ticken: Warum sind diese Menschen, wie sie sind? Wie dringe ich zu ihnen durch und bringe sie zum Sprechen? Und vor allem: Wie kann ich ihnen helfen? In diesem Tatort geht es weniger um die Auflösung eines Mordes, sondern eher darum zu verstehen, wie es zum Mord kam, und eine helfende Hand anzubieten.

Lena Odenthal ist die dienstälteste Kommissarin im Tatort-Universum. Welche Bedeutung hat dieser Status für Sie persönlich?

UF: (lacht) Ich muss da immer schmunzeln, „dienstälteste“ klingt ein bisschen kacke. Es sind jetzt 36 Jahre und ja, ich mache das schon ewig. Aber ich freue mich total darüber und will es auch noch weitermachen. Ich habe eine tolle Kollegin, ein tolles Team, ich mag meinen Redakteur und meinen Produzenten und ich habe gerade ein sehr gutes Gefühl, dass wir noch eine ganze Weile weit oben in der Tatort-Landschaft mitschwimmen. Ich mag es sehr, ein Urgestein zu sein, das aus der Reihe nicht wegzudenken ist. Das ist ein absolutes Privileg.

Hatten Sie je Angst, als Schauspielerin allein auf diese Rolle festgelegt zu werden?

UF: Ja, regelmäßig (lacht). Das öffentlich-rechtliche Fernsehen schließt ja fast aus, dass man in einem anderen Krimi mitspielen kann, wenn man Kommissarin im Tatort ist. 

LB: Und ein sehr großer Teil der Filme, die gedreht werden, sind Krimis…

UF: Das schließt die Idee aus, uns zu besetzen, das ist offensichtlich. Ich drehe ab und zu etwas Anderes, aber Lena Odenthal sitzt mir immer im Nacken. Dann muss ich mich freispielen und etwas Neues kreieren. Das gelingt mir auch, aber es ist natürlich lange nicht so präsent wie die Kommissarin, die in allen Köpfen der Zuschauer steckt.

Lena Odenthal ist von Beginn an eine starke Frauenfigur in einer Führungsrolle gewesen – in Ihrem ersten Fall Die Neue von 1989 war das längst kein medialer Standard. Wie sehen Sie die Entwicklung weiblicher Rollenbilder im Tatort – gerade auch in Ludwigshafen mit zwei weiblichen Ermittlerinnen in den Hauptrollen?

UF: Das hat sich großartig entwickelt. Als ich angefangen habe, war mir das gar nicht so bewusst. Beim Tatort waren die Kommissare Männer, nur beim SWR gab es eine Frau. Erst Nicole Heesters, dann Karin Anselm, dann ich. Ich habe erst nach dem Casting verstanden, dass das ein Alleinstellungsmerkmal ist. Und dass man beweisen muss, dass man das kann, als junge Frau Rede und Antwort stehen. Die Bücher waren auch darauf ausgelegt: eine junge Frau, die ihren Mann steht, wie man so schön sagt. Mein schönstes Kompliment war, dass ich ein „weiblicher Schimanski“ sei. Schimanski war ja damals das Non-Plus-Ultra und da dachte ich: Jetzt habe ich die Latte erklommen! Dass mit den Jahren so viele Kommissarinnen gefolgt sind, Frauen nicht mehr wegzudenken sind und es mittlerweile wie bei uns in Ludwigshafen reine Frauenteams gibt, finde ich große Klasse.

Bild: SWR Lena Odenthal (Ulrike Folkerts, r.) in ihrem ersten Tatort „Die Neue“ von 1989.

Gibt es nach all den Jahren noch etwas, das Sie mit Lena Odenthal gerne erleben oder erzählen möchten?

LB: Du willst doch immer nochmal irgendwie aufs Wasser…

UF: Ja, ich würde mal gerne aufs und auch ins Wasser. Es gab mal die Idee zu einem Film, in dem Lena Odenthal trainiert, um den Ärmelkanal zu durchschwimmen, der wurde aber nie gedreht. Ich mag es, dass Lena so eine Sportskanone ist, das ist auch ein Teil von mir, den ich gerne weiter einbringe. Ich fände es aber auch mal cool, wenn sich Lena parallel so verrückt verliebt, dass sie durch die rosarote Brille den Fall nicht geregelt kriegt und Johanna ihr dann die Ohren lang ziehen muss und sagt: „Entweder du hilfst mir jetzt oder du gehst…

LB: … auf Flitterwochen!“ (beide lachen)

UF: Ich fände es auch gut, wenn wir zwischen Mord und Totschlag mal mehr Spaß haben. Das kommt immer ein bisschen zu kurz. Das ist kein Muss, kann aber so schön sein. Das sind ja oft nur kleine Momente. Ich möchte nicht an den Münster-Tatort heran, das interessiert mich nicht die Bohne. Der ist eine Kategorie für sich, die ihren Erfolg hat, das will ich nicht kopieren. Mir fehlt manchmal nur eine gewisse Leichtigkeit.

So wie bei den zwei Impro-Tatorten Babbeldasch und Waldlust?

UF: Richtig, das war eine Möglichkeit, das mal auszuprobieren. Ich mag es aber auch, wenn die Kommissarinnen in Konflikte geraten, wenn wir uns nicht einig sind, und uns die Meinung sagen oder uns auch helfen. Das ist ja beides möglich und das finde ich wichtig.

Im Jahr 2024 haben Sie in einem RND-Interview gesagt: „Die Öffentlich-Rechtlichen müssen jünger und diverser zu werden. Das macht sich beim Tatort bemerkbar: Die Alten müssen das Feld räumen.“ Hätten Sie gern in der über viele Jahre bewährten Viererkonstellation mit Peter Espeloer und Annalena Schmidt weitergemacht?

UF: Naja, das hat uns alle ein bisschen geschockt. Und mich persönlich hat es geschockt, dass das Öffentlich-Rechtliche so radikal sagt: Wir müssen jünger und diverser werden, weil das junge Publikum sonst weg ist. Das junge Publikum guckt keinen Tatort.

LB: Ulrike, das stimmt nicht. Das sage ich dir schon die ganze Zeit.

UF: Zumindest nicht linear. Ich war kürzlich an einer Uni; keiner der Filmstudenten kannte die Tatort-Reihe. Die sind 20 bis 30. Gut, es waren nur zehn Leute, aber sie sind in derselben Branche wie wir und studieren Film, haben aber noch nie einen Tatort gesehen. Klar, man kann das vielleicht nicht pauschal sagen. Aber dieser Versuch, das junge Publikum für lineares Fernsehen zu begeistern, betrifft ja nicht nur den Tatort. Es ist ein grundsätzliches Problem, dass junge Menschen anders gucken. Ich selber auch. Du nicht?

LB: Die ARD hat in der Mediathek inzwischen ein tolles Angebot, ich sehe das auch gerne. Wenn es Streaming-Plattformen gibt und die Leute anders gucken, muss man da schon mitgehen. Und ob jetzt Tatort bei den jungen Leuten ankommt oder nicht: Lineares Fernsehen und Mediathek können doch parallel existieren. Es gibt ein paar tolle Serien in der ARD-Mediathek, „Schwarze Früchte“ zum Beispiel. Aber trotz Mediathek gucke ich Tatort am Sonntag um 20.15 Uhr im Ersten. Ich glaube, der Erfolg des Tatorts liegt auch an Tradition, dem Ritual am Ende des Wochenendes und ich kenne viele junge und jüngere Leute, die genau das daran mögen.

Apropos junge Leute: Nico Langenkamp und Mara Herrmann sind nun „die Neuen“ im Ludwigshafener Revier. Funktioniert bisher doch prima, oder? 

LB: Ja, das sind super Charaktere, sehr spielfreudig, die haben total Lust auf das Format. Unsere Figuren müssen sich jetzt zu ihnen positionieren – das ist lebendig und macht Freude.

SWR/Benoît Linder Neues Ludwigshafener Erfolgsquartett (v.l.n.r.): Nico Langenkamp (Johannes Scheidweiler), Johanna Stern (Lisa Bitter), Mara Hermann (Davina Chanel Fox) und Lena Odenthal (Ulrike Folkerts)

UF: Es war einfach ein harter Schnitt. Die beiden waren ja 20 Jahre dabei und insgesamt war es auffällig, dass im öffentlich-rechtlichen Fernsehen jetzt überall jung und divers besetzt wird. People of Colour, Schwule und Lesben, Schwerhörige, Menschen mit Behinderung, eben alles, was man bisher versäumt hat zu erzählen. Das fühlte sich so reingestopft an und einfach nicht gut erzählt. In unserem Tatort haben wir das besser hinbekommen. Martin Eigler, der die Figuren erfunden und eingeführt hat, hat das sehr sensibel für uns vorbereitet und das geht jetzt einen guten Weg.

Frau Bitter, Ihr erster Tatort-Auftritt liegt inzwischen auch schon über zehn Jahre zurück, in Blackout von 2014 war Johanna Stern noch die „Fallanalytikerin“. Hätten Sie damals gedacht, dass Sie den Job in Ludwigshafen so lange machen?

LB: Ganz klar: nein! (lacht) Es ging damals darum, das Team zu ergänzen und das fand ich super. Eine Fallanalytikerin ist ja irgendwie schlau, psychologisch geschult und analytisch. Und als der Kollege ausgeschieden war [Andreas Hoppe in der Rolle des Mario Kopper, Anm. d. Red.], eröffnete sich die Perspektive, nun mit diesen Frauenfiguren, die bei den Ermittlungen sehr unterschiedliche Herangehensweisen haben, ins Rennen zu gehen. Für mich war das ein cooles Match. Wenn mir das nicht gefallen hätte, wäre ich nicht mehr dabei.

Was müsste passieren, damit Sie weiterziehen und sich vom Tatort verabschieden?

LB: Im Moment haben wir einen guten Lauf. Wir haben sehr interessante Drehbücher und tolle Autor:innen, die für uns Stoffe schreiben. Wenn sich das ändert und sich Sachen wiederholen oder ich keine Entwicklung mehr sehe, wäre für mich ein Punkt erreicht, an dem ich überlegen würde, ob das noch passt. Ich mag das Format sehr und es war ein großer Wunsch von mir, Tatort-Kommissarin zu sein. Deswegen bin ich total glücklich und finde es wichtig, weiter für gute Stoffe zu kämpfen und sie zu erzählen.

Anfangs gab es zwischen Odenthal und Stern Reibereien, inzwischen hat man sich in den Drehbüchern weitestgehend davon verabschiedet. Beim Publikum stieß diese Entwicklung auf ein sehr positives Echo. Hätten Sie sich gern noch weitergezofft?

UF: Es gibt ein kluges Auseinandersetzen miteinander, wenn man unterschiedlicher Meinung ist, und es gibt ein Rumgezicke, was so gewünscht war, als Johanna Stern eingeführt wurde. Da hatten wir beide keinen großen Spaß dran und es kam auch nicht gut an. Niemand guckt gerne zwei Frauen zu, die sich anzicken. Es war auch nicht sehr glaubwürdig. Im Moment haben wir eine Basis, auf der alles möglich ist. Man kann sich richtig zoffen, man kann füreinander einstehen und man kann für die Andere da sein und sagen: „Hey, dir geht’s nicht gut, lass uns mal reden.“

LB: Es ist wichtig zu schauen, wo der Blick auf zwei zickige Frauen herkommt. Frauen können Konflikte untereinander anders lösen, vielleicht leichter als zwei männliche Alphatiere, die aufeinanderprallen. Ich finde es total wichtig, dass wir von zwei Frauen erzählen, die auch in der Herangehensweise unterschiedlich sind, mit einem Altersunterschied und einem anderen Erfahrungshorizont. Sie wollen trotzdem konstruktiv miteinander arbeiten. Diese Entscheidung treffen die Figuren ja immer wieder neu. Sich auseinanderzusetzen ist das eine, aber am Ende committen sie sich, weil sie wissen, worum es geht und wofür sie das tun. Mir ist ganz wichtig, das zu betonen: dass es erzählenswert ist, dass zwei Frauen so miteinander arbeiten.

Wie verstehen Sie beide sich denn eigentlich privat, wenn die Kamera und Mikros aus sind?

UF: Wir haben echt Glück miteinander. Wir sind befreundet, das kann ich von meiner Seite aus so sagen. Und ich bin darüber sehr glücklich.

LB: Geht mir genauso. Wir verstehen uns privat sehr gut und tauschen uns gerne aus. Nicht nur über unsere Arbeit oder das nächste Drehbuch. Wir sind gerne miteinander in Kontakt, das ist nicht selbstverständlich. Ich könnte mir auch gar nicht vorstellen, über so einen langen Zeitraum mit einer Kollegin so eng zu arbeiten, wenn man sich nicht riechen kann.

SWR/Sabine Hackenberg Sind auch privat befreundet: Lisa Bitter und Ulrike Folkerts.

UF: Das gibt es bei anderen Tatort-Teams tatsächlich, die durchleben dann eine schwierige Phase. Man kann das scheinbar überleben, aber es ist eben Lebenszeit und ich bin wirklich dankbar, dass wir eine sehr gute Ebene miteinander haben, uns stützen und austauschen, wenn es mal einen Konflikt gibt, während der Arbeit oder auch im Leben.

Der Tatort wird mit wechselnden Filmschaffenden gedreht. Für „Mike & Nisha“ hat Didi Danquart erstmals seit 2009 wieder bei einem Fall Regie geführt. Was bedeutet das für Ihre schauspielerische Arbeit, insbesondere bei dieser wiederkehrenden Rolle?

LB: In den meisten Fällen ist das toll, weil man diese Abwechslung und Vielseitigkeit und diese unterschiedlichen Herangehensweisen hat. Das ist für uns spannend, denn das Tatort-Format folgt einer Dramaturgie, die man einhalten muss. Dann stellt sich die Frage, wie man zu Spannung kommt und sie erarbeitet.

UF: Mir ist wichtig, dass eine Regisseurin oder ein Regisseur uns in ihre oder seine Vision mit einbezieht. Es gibt Drehbücher, bei denen ich mich als Kommissarin nur benutzt fühle und die Regisseurin oder der Regisseur Bock auf den Täter und sein Umfeld hat, oder sich lieber mit der Psychologie der Figuren auseinandersetzt. Da bin ich dann schnell unzufrieden und fordere mehr ein. Aber Didi ist ein alter Hase und alte Schule. Er hat im Vergleich zu jungen Regisseurinnen und Regisseuren eine ganz andere Art zu erzählen. Wir haben kürzlich mit Avanti einen Tatort gedreht, der ein irres Tempo und einen irren Rhythmus hat und der wahnsinnig schnell gedreht ist. Didi ist da eher ein langsamer Erzähler.

LB: Ich dachte beim Dreh manchmal: Wann rückt denn die Kamera näher? Ach nee, die bleibt so weit weg! Alles klar, nächste Szene! (lacht) Didi hat aber eine klare Vision und Bildsprache. Es ist äußerst spannend, sich selbst in diesem Kontext zu erleben, gerade wenn man keine 08/15-Auflösung erzählt. Funktioniert das? Geht das auf? Wie wirkt das? Die Sehgewohnheit ist für uns dann auch eine andere.  

Die Kommissarinnen tauchen im Film auch erst spät auf.

LB: Ja, wir haben darüber schon Witze gemacht. (lacht) Am Anfang gibt es in Mike & Nisha eine Rückblende, damit das Publikum sich orientieren kann und weiß, in welcher Stadt heute welches Team ermittelt. Wir sind kurz zu sehen und das Publikum kann sagen: „Ach, die sind das!“

Gibt es einen Tatort, der in den letzten Jahren für Sie besonders emotional oder schauspielerisch herausfordernd war?

UF: Auf jeden Fall Das Verhör, geschrieben von Stefan Dähnert und inszeniert von Esther Wenger. Mit Götz Otto und unserem alten Team. Aber auch Lenas Tante, auch von Stefan Dähnert, bei dem Tom Lass Regie geführt hat. Das war auch eine starke Geschichte, die mir wahnsinnig gut gefallen hat.

LB: Ein wirklich toller und smarter Film war Dein gutes Recht, der im Herbst 2024 lief. Da wurde etwas ganz Trockenes wie Rechtsbeugung oder Rechtsprechung sehr satt erzählt. Ich weiß noch, es war sehr heiß auf der Landstraße und die Drehbedingungen im Hochsommer waren sehr speziell.

UF: Es gab viele Highlights in der Vergangenheit. Ich habe jetzt nochmal Die Zärtlichkeit des Monsters von 1993 mit den Studenten zusammen geschaut. Das war verrückt; ich war ganz jung, es ist so ein hochspannender Film und so ein fieser Täter, der die Kommissarin auf dem Kieker hat. Der funktioniert, ist aber ganz anders erzählt. Das würde man heute so nicht mehr machen. Ich habe viele Lieblings-Tatorte. Von den 85 gibt es bestimmt 30, die ich richtig gut finde. Aber auch fünf, die ich doof finde und lieber nicht gedreht hätte.

Wächst denn langsam der Wunsch, sich von Lena Odenthal zu verabschieden? Oder würden Sie am liebsten ewig weitermachen?

UF: Ich fühle mich so pudelwohl, dass ich das noch lange weitermachen möchte. Warum sollte ich mich auch mit dem Aufhören beschäftigen, solange wir so einen guten Lauf haben und die Drehbücher so stark sind? Ich habe das Gefühl, dass mit dem neuen Team, also Mara und Nico, noch eine ganze Menge geht. Wir haben gute Autorinnen und Autoren am Start und den Produzenten Nils Reinhardt an unserer Seite. Wir haben noch was vor!

Wie oft schauen Sie denn andere Tatort-Teams?

LB: Jeden Sonntag! (lacht) Das ist eben ein Ritual aus meiner Jugend und meinem Elternhaus, das ich beibehalten habe. Ich sehe mir sehr gerne die Münchner Kollegen an, die sich demnächst verabschieden, und die Österreicher, die auch bald aufhören. Im Tatort-Format ist gerade eine Menge los, aber es wird sicher tolle Nachfolger geben. Ich schaue nicht jeden Tatort zu Ende, aber ich schaue mir jeden Tatort an. (lacht)

UF: Ich gucke auch Tatort. Mich interessiert, was die Anderen für Geschichten erzählen und ob sie mal experimenteller sein oder das Format sprengen dürfen. Das gab es ja schon, zum Beispiel im Frankfurter Tatort. Da bin ich neugierig. Und ich habe auch Tatorte, die ich mag, und Tatorte, die ich nicht mag. Das hat dann in der Regel mit den Kommissarinnen und Kommissaren zu tun.

Vielen Dank für das Interview!

LB: Danke für das schöne Gespräch!

UF: Ja, auch von mir vielen Dank!

Interview: Sascha Noack


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