Auflösung und Erklärung zum Dortmund-Tatort „Love is Pain“

Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum zweifachen Mord im Dortmunder Tatort Love is Pain, der am 23. April 2023 ausgestrahlt wird.


Bild: WDR/Ester.Reglin.Film/Martin Rottenkolber
Im Tatort Love is Pain vom 23. April 2023 suchen die Dortmunder Ermittler Peter Faber (Jörg Hartmann), Jan Pawlak (Rick Okon) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) einen Doppelmörder: Der flüchtige Täter ersticht zunächst einen Straßenbahnfahrer und später einen Kneipenwirt, mit denen ihn eine gemeinsame Vorgeschichte verbindet. Auf dieser Seite klären wir das Tatmotiv und die Hintergründe des Falls. Also: Vorsicht, Spoiler!

1. Der Mörder und seine zwei Opfer

Aus dem Gesicht des Mörders machen die Filmemacher um Regisseurin Sabine Bernardi im 1234. Tatort keinen Hehl – und der Täter selbst tut es auch nicht. Denn nach dem brutalen Mord an Straßenbahnfahrer Hamza Arkadas (Mehmet Daloglu), der von einer Überwachungskamera aufgezeichnet wird, hält der Messerstecher sein tätowiertes Antlitz demonstrativ in die Kamera und zeigt dabei auf sein rechtes Auge. Allein seine Identität bleibt anfangs unbekannt.
Der zweite Mord am Kneipenbetreiber Lars Ramme wird ebenfalls von einer Kamera gefilmt. Die Tat kann auch dank „Super-Recognizerin Beate“ Gräske (Sar Adina Scheer), die dem Dortmunder Ermittlertrio diesmal im Präsidium unter die Arme greift, schnell demselben Täter zugeordnet werden. Es handelt sich dabei – das klärt sich später – um den vorbestraften Mike Majewski (Nils Hohenhövel), der einige Jahre im Knast verbracht hat und sich offenbar auf einem Rachefeldzug befindet. Die Opfer hat er also nicht zufällig, sondern gezielt ausgewählt.
Doch was ist Majewskis Tatmotiv?
Hat zwei Menschen auf dem Gewissen: Mike Majewski (Nils Hohenhövel).
Bild: WDR/Ester.Reglin.Film/Martin Rottenkolber

2. Der Mörder und seine Liebe zum „Fast-Opfer“

Das Tatmotiv liegt in der homosexuellen Liebe zum gleichaltrigen Tom Heinrich (Roberto Capasso) begründet, der als Heranwachsender einen schweren Hirnschaden erlitt und seitdem in einem Pflegeheim an das Krankenbett gefesselt ist. Regelmäßig besucht und versorgt wird er von seiner verbitterten Mutter Sandra Heinrich (Silke Geertz), die ihn damals fast erstickt in einem Abstellraum unterm Dach des Mietshauses vorfand, in dem sie mit ihm in einer Wohnung lebte.
Anders als zunächst von Toms Jugendfreundin Tanja Zietmann (Johanna Polley) behauptet, hat Tom also keinen Sportunfall erlitten, sondern wurde beinahe erhängt – und das offenbar beim Praktizieren einer autoerotischen Handlung. So hat es zumindest der damals sehr schlampig arbeitende Polizist Konrad Krawinkel (Daniel Fries), der sich vor Pawlak und Herzog rechtfertigen muss, in den Akten dokumentiert. Und darauf deutete auch die Lage hin, in der seine Mutter den jungen Mann vorfand: Sein Geschlechtsteil hing ihm aus der Hose, während er über einer Couch stranguliert wurde.
Dass es sich dabei tatsächlich um Autoerotik handelte, ist allerdings ein Trugschluss: Faber, Pawlak und Herzog finden gemeinsam mit Gräske heraus, dass die späteren Mordopfer Hamza Arkadas und Lars Ramme das Opfer wegen seiner Homosexualität und seiner körperlichen Unterlegenheit gequält und stranguliert haben. Ein falsches Alibi erhielten Arkadas und Ramme für die Tatzeit von Zietmann, die einst mit Tom Heinrich liiert und eng mit den beiden Tätern befreundet war. Toms Mutter Sandra wusste von ihrer Falschaussage nichts. Auch Zietmann gerät deshalb auf der Zielgeraden des Films ins Visier von Majewski, überlebt den Tatort aber, weil sie sich mit einer Schusswaffe verteidigt.
Und wie gelingt es Majewski, sich so lange vor der Polizei zu verstecken?
Peter Faber (Jörg Hartmann) mit dem bettlägerigen Tom Heinrich (Roberto Capasso).
Bild: WDR/Ester.Reglin.Film/Martin Rottenkolber

3. Der Mörder und seine Unterstützer

Der im Ausnahmezustand handelnde Mike Majewski, der sich im Finale des Krimis am Krankenbett seiner großen Liebe Tom Heinrich widerstandslos festnehmen lässt, scheint stets ein wenig hin- und hergerissen: Auf der einen Seite gibt er den Ermittlern Hinweise darauf, beim vertuschten Fast-Mord an Tom noch einmal genauer hinzusehen (etwa durch das Zeigen auf sein Auge), auf der anderen Seite will er natürlich nicht gefasst werden, um nicht erneut in den Knast zu wandern und Tanja Zietmann noch töten zu können.
Unterschlupf findet der Doppelmörder in dem Pflegeheim, in dem sein bettlägeriger Ex-Schwarm Tom untergebracht ist: Mit dem erbeuteten Geld aus der Kneipe des zweiten Mordopfers besticht er einen Pfleger, der ihm im Keller der Einrichtung heimlich einen Schlafplatz organisiert. Auf die Schliche kommen Faber & Co. der Sache dank eines Hinweises von Gräske, die auf Überwachungsbildern bemerkt, dass Majewski kurz vor und kurz nach dem Pflegeheim verschiedene Kleidung trägt und diese offenbar gewechselt hat.
Auch Toms geläuterter Mutter Sandra, der die Beziehung ihres Sohnes früher ein Dorn im Auge war, unterstützte Majewski, indem dieser bei ihr ein- und ausgehen konnte und Informationen zum Stand der Ermittlungen von ihr erhielt. Im Gegenzug revanchierte er sich ebenfalls finanziell, so dass sich Sandra Heinrich ein teures Krankenbett leisten konnte, um Tom zukünftig in ihrer Wohnung statt im Pflegeheim unterbringen zu können. Diesen Umstand findet Faber heraus, der selbst ein Krankenbett für seinen dementen Vater Josef „Jupp“ Faber (Wolfgang Rüter) sucht, den wir im Dortmunder Vorgänger Du bleibst hier erstmalig kennenlernen durften.
  

Spielt nicht mit offenen Karten: Toms Mutter Sandra Heinrich (Silke Geertz).
Bild: WDR/Ester.Reglin.Film/Martin Rottenkolber