Tatort aus Kiel: Wer schreibt der Mörderin die Nachrichten?

Im Kieler Tatort Borowski und der Wiedergänger vom 3. März 2024 bleiben am Ende einige Fragen offen. Wir erklären die Auflösung und erläutern das offene Ende.

Bild: NDR/Thorsten Jander

ACHTUNG, ES FOLGEN SPOILER!
Der Tatort Borowski und der Wiedergänger, der am 3. März 2024 seine TV-Premiere feiert, schließt mit einem offenen Ende: Der Kieler Hauptkommissar Klaus Borowski (Axel Milberg), seine Kollegin Mila Sahin (Almila Bagriacik) und ihr Vorgesetzter Roland Schladitz (Thomas Kügel) entdecken in einem abgelegenen Bootshaus die Leiche des ermordeten Toby Exner (Pétur Óskar). Er wurde von seiner Ehefrau Greta Exner (Cordelia Wege) ins Jenseits befördert, mit einem Boot zu diesem Ort gefahren und dort vergraben.
In den Stunden davor wird die erfolgreiche Unternehmerin mehrfach per Textnachricht auf ihrem Handy kontaktiert: Absender der provokanten Messages ist vermeintlich ihr Mann, der zu diesem Zeitpunkt aber bereits tot sein muss. Greta Exner, die als Einzige um das Ableben ihres Gatten weiß, gerät in Panik, zweifelt zunehmend an ihrem Verstand und führt Borowski schließlich zu dem „Lost Place“ den sie selbst für eine ihrer kunstvollen Bilderserien fotografiert und an dem sie die Leiche ihres untreuen Mannes verscharrt hat. Viele Zuschauer fragten sich:


Wer schreibt der Täterin die Textnachrichten?

Wenngleich Hauptkommissar Borowski es auf Nachfrage der Mörderin am Fundort der Leiche nicht einräumt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Nachrichten vom Kommissar selbst stammen. Borowski will die Täterin mit dieser Finte aus der Reserve locken, um das Versteck zu ermitteln, an dem sie den Toten vergraben hat. Auch Exner selbst scheint das zu ahnen. Denn als Borowski die panische Täterin in der Nacht beim Wiederausbuddeln der Leiche in dem leerstehenden Gebäude auf frischer Tat ertappt, spricht sie ihn auf diesen cleveren Trick an:

EXNER:
Sie haben die Nachrichten geschickt.
BOROWSKI:

Ich bin gekommen, weil sie mich gerufen haben.


Dass Borowski auf Exners Verdacht nicht direkt eingeht, sondern ausweicht, lässt zwar keine eindeutige Beantwortung der Absenderfrage zu. Es bestätigt aber die Vermutung, dass er es selbst gewesen ist, denn abstreiten tut er es auch nicht. Zugleich stellt sich ja die Frage, wer es sonst gewesen sein könnte: Der tote Gatte lag zum Zeitpunkt des Nachrichtenversands unter der Erde, und übernatürliche Dinge, also die danach von Borowski zitierten „Nachrichten aus dem Reich der Toten“, sind in der Krimireihe zwar nicht ausgeschlossen (man denke an Folgen wie Der feine Geist), aber äußerst ungewöhnlich.
Dem Liebhaber von Greta Exner, Witek (Greg Stosch), fehlt es ebenso wie ihren Eltern Vera (Karin Neuhäuser) und Konstantin Exner (Stephan Bissmeier) sowie Finanzberater Pascal Rütli (Caspar Kaeser) an einem Motiv und den technischen Möglichkeiten, um falsche Nachrichten zu simulieren – anders als der Kriminalpolizei, die diese sicherlich unter der Rufnummer des Opfers verschicken kann. Dass ein solches Manöver kaum den Dienstvorschriften entspricht, würde auch erklären, warum Kriminalrat Schladitz sich ahnungslos gibt: Gut möglich, dass Borowski seinen Chef und seine Kollegin bei seinem pfiffigen Trick gar nicht eingeweiht hat.

SCHLADITZ:
Wo kamen denn jetzt die Nachrichten her?
SAHIN:

Spannende Frage.

BOROWSKI:

Aus dem Reich der Toten.



Überhaupt scheint Klaus Borowski seiner Kollegin Mila Sahin und seinem Vorgesetzten Roland Schladitz in diesem Tatort meist eine Nasenlänge voraus zu sein: Während Sahin viel Zeit in die Befragungen der Eltern und des Finanzberaters investiert und Schladitz die wirtschaftskriminellen Tätigkeiten der Exners unter die Lupe nimmt, konzentriert sich Borowski von Beginn an auf die auch als Fotografin erfolgreiche Unternehmerin Greta Exner. Damit liegt er goldrichtig.

Bild: NDR/Thorsten Jander
Für den Kieler Tatort, der unter Regie von Andreas Kleinert nach einem Drehbuch von Sascha Arango entstand, ist das durchaus typisch: Auch in tollen Folgen wie dem Tatort Borowski und der Engel oder Borowski und das Glück der Anderen, beide ebenfalls vom Duo Arango/Kleinert arrangiert, ahnt der Hauptkommissar früh, wo der Hase lang läuft. Er scheint in diesen Filmen fast Vergnügen daran zu finden, der Täterin vorerst keinen reinen Wein einzuschenken. 
Dieser Stil erinnert an die erfolgreiche US-Krimireihe Columbo, in der das Publikum stets von Beginn an um die Antwort auf die Täterfrage weiß – und auf die es in Minute 44 von Borowski und der Wiedergänger eine direkte Anspielung gibt.

BOROWSKI:
Eine Frage hab ich noch...


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