Folge: 404 | 17. Januar 1999 | Sender: ORF | Regie: Robert A. Pejo
Bild: ORF |
So war der Tatort:
Musikalisch.
Oder auch nicht: Bei seinem ersten Einsatz outet sich der neue Wiener Chefinspektor Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) einleitend nämlich gleich mal als echter Opernmuffel – und muss in den folgenden 90 Minuten ausgerechnet den Mord an einem ehemaligen Star-Tenor aufklären.
Seine Ermittlungen führen Eisner in ein Seniorenheim, in dem es vor verwelkten Bühnenschönheiten, Stimmwundern und ehemaligen Star-Sopranistinnen nur so wimmelt: Regisseur Robert-Adrian Pejo (Tödliche Tagung), der gemeinsam mit Peter Conolly-Smith auch das Drehbuch zu Nie wieder Oper schrieb, entspinnt ein cleveres Netz aus Neid, Intrigen und Eifersucht – und damit einen klassischen Whodunit, bei dem der Täterkreis sich auf die Bewohner und das Personal des Altersheims beschränkt.
Welche Rolle spielen der skrupellose Heimleiter Eugen Hoffman (Christoph Moosbrugger), die alkoholkranke Ärztin Dr. Svetlana Gruber (Konstanze Breitebner, Gefährliche Zeugin) und der – Hallo, ich bin nicht der Hellste, deswegen kämme ich mir die Haare schlecht! – notgeile Hausmeister Zimmer (Georg Friedrich, Am Ende des Tages)?
Verdächtige gibt es viele – und doch kristallisiert sich unter dem Strich ein wenig zu früh heraus, wer den Ex-Opernstar mit Strychnin vergiftet hat – und das nicht nur, weil wie so oft im Tatort mal wieder das bekannteste Gesicht unter den Nebendarstellern für den Mord verantwortlich zeichnet.
Harald Krassnitzers Debüt als Wiener Chefinspektor erweist sich dennoch als gelungen: Eisner bringt die nötigen Ecken und Kanten mit, die einen dauerhaft erfolgreichen Ermittler eben ausmachen, seinen Wiedererkennungswert steigern und von seinen Kollegen innerhalb der Krimireihe abheben.
Modische Ausrufezeichen setzt im 404. Tatort aber vor allem seine blonde Kollegin, die Gruppeninspektorin Suza Binder (Loretta Pflaum, Der Millenniumsmörder), die im Wiener Tatort noch drei weitere Male die dritte Geige hinter Eisner und Bezirksinspektor Norbert Dobos (Alois Frank) spielt: Binder erscheint erst mit einem fransigen Indianerrock („Ist ein bisschen später geworden gestern.“), später dann mit einem knallengen roten Ivica Vastic-Trikot im Büro.
Deutlich stilsicherer gibt sich da Ex-Opernsängerin Viktoria Leon, in deren Rolle die österreichische Ehrenkreuzträgerin und TV-Legende Erni Mangold (Familiensache) groß aufspielt. Im Vergleich dazu fällt der Cameo-Auftritt des berühmten österreichischen Opern-Experten Marcel Prawy eher müde aus.
Bewertung: 7/10
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