Folge: 415 | 27. Juni 1999 | Sender: rbb | Regie: Peter Payer
Bild: MDR/DEGETO/ORF/Ali Schafler |
So war der Tatort:
Absolut diskret – wie es der Krimititel bereits verrät.
Und zugleich clever arrangiert: Die Drehbuchautoren Roland Gugganig und Rudolf John bringen bei ihrem ersten und bis heute letzten Einsatz für die Tatort-Reihe das Kunststück fertig, einen klassischen Whodunit zu konzipieren, der trotz der ungeklärten Täterfrage ein wenig an die populären Columbo-Krimis erinnert.
Das mag zunächst paradox klingen, begründet sich aber mit der ausführlichen Einleitung, in der die Polizei noch keine Rolle spielt und stattdessen gleich vier der fünf Tatverdächtigen bei einem gemeinsamen Zusammentreffen in die Handlung eingeführt werden. Der Zuschauer wird Zeuge eines Sex-Abenteuers, das zugleich als Alibi der vier herhalten muss und in dessen Anschluss Absolute Diskretion gefragt ist: Der erfolgreiche Mediziner und Politiker Peter Pollak (Friedrich von Thun, Alles Palermo) und seine als Künstlerin tätige Ehefrau Helen (Regina Fritsch) begrüßen in ihrer teuren Villa ein fremdes Pärchen – die hübsche Mirjam Hartmann (Anna Thalbach, Dornröschens Rache) und den nicht minder attraktiven Roman Kraus (Gregor Bloéb).
Gleich im Anschluss an den nächtlichen Partnertausch, bei dem vor allem Helen Pollak auf ihre Kosten kommt, lüften die Filmemacher jedoch das erste Geheimnis: Hartmann und Kraus haben das Pärchen nur vorgespielt. Es bleibt nicht die letzte Trumpfkarte der Drehbuchautoren, und so tappen Chefinspektor Moritz Eisner (Harald Krassnitzer), der bei seinem zweiten Einsatz in Wien wieder von der frechen Suza Bindner (Loretta Pflaum) und dem biederen Norbert Dobos (Alois Frank) unterstützt wird, bei der Suche nach dem Mörder von Kraus‘ Ehefrau lange im Dunkeln.
Leider belassen es Gugganig und John nicht dabei, sich bei der Täterfrage auf den Abend in der Villa und die beiden ungleichen Pärchen zu konzentrieren. Stattdessen eröffnen sie im 415. Tatort gleich mehrere Nebenkriegsschauplätze: Der unnötigste davon ist das Eisnersche Techtelmechtel mit Mirjam Hartmann, die ihren Sohn als Eskortdame durchbringt und sich in eine kurze, für den Handlungsverlauf aber entscheidende Affäre mit dem Wiener Hauptkommissar stürzt. Am Ende ist es dann ärgerlicherweise Kommissar Zufall, der dem ratlosen Eisner auf die Sprünge hilft und all das, was zwischen Tatort-Minute 15 und Tatort-Minute 75 passiert, mehr oder weniger überflüssig macht.
Absolute Diskretion ist dennoch keine Enttäuschung – dafür ist die Ausgangslage zu pikant und die Leistung der Nebendarsteller, allen voran die der großartigen Anna Thalbach, zu überzeugend. Einzig Gregor Bloéb, dem neben ein paar amüsanten Minuten in einer U-Haft-Zelle („Ich hasse Schweißfüße!“) nur wenige Minuten vor der Kamera vergönnt sind, kommt am Ende ein wenig zu kurz.
Bewertung: 6/10
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