Folge: 482 | 21. Oktober 2001 | Sender: Radio Bremen | Regie: Thorsten Näter
Bild: Radio Bremen/Jörg Landsberg |
So war der Tatort:
Aufgeplustert.
Die Bremer Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel) nimmt in ihrer ersten Szene nämlich in einem voluminösen, aber
leider vollkommen witzlosen Hahnen-Karnevalskostüm eine nächtliche Unfallort-Inspektion vor – und rückt sich bei der Lagebesprechung mit dem Polizeikollegen Jan Hellwig (Henning Peker, Väter) erstmal fachmännisch den überdimensionalen Kamm zurecht.
leider vollkommen witzlosen Hahnen-Karnevalskostüm eine nächtliche Unfallort-Inspektion vor – und rückt sich bei der Lagebesprechung mit dem Polizeikollegen Jan Hellwig (Henning Peker, Väter) erstmal fachmännisch den überdimensionalen Kamm zurecht.
Wie lustig.
Doch nicht nur Lürsen, die zum zweiten und zugleich letzten Mal von Kommissar und Sportskanone Tobias von Sachsen (Heinrich Schmieder) bei den Ermittlungen unterstützt wird, wirkt angesichts des müden Verkleidungsgags künstlich aufgeplustert: Die adrenalinschwangere Verpackung und das bisweilen auffällig hohe Schnitt-Tempo können über die großen Mängel des Drehbuchs kaum hinwegtäuschen. Die ersten zwanzig Minuten wird in Kalte Wut, für dessen Regie und Skript Thorsten Näter (Königskinder) verantwortlich zeichnet, eigentlich nur wild herumgebrüllt – von Lürsens kurzem Hahnen-Auftritt einmal abgesehen.
Unterfüttert wird der adrenalinschwangere Auftakt, der die obligatorische Tatort-Verfolgungsjagd im Schlussdrittel früh vorweg nimmt, durch einen peitschenden Soundtrack, der mit seinen temporeichen Rhythmen für zusätzlichen Drive sorgen soll. Echte Hochspannung will sich dabei selten einstellen – dafür fallen die panischen Streitgespräche der verfolgten Jugendlichen und die erhitzten Diskussionen bei einer Bürgerwehrversammlung unter Leitung von Autohändler Lothar Seiler (Udo Schenk, Die Anwältin) einfach viel zu anstrengend aus.
Größter Kritikpunkt an Kalte Wut ist neben den bisweilen viel zu dick auftragenden Schauspielern die persönliche Betroffenheit der ermittelnden Kommissarin, mit der einmal mehr auf simple Art und Weise künstliche Krimispannung geschürt werden soll. Es bietet sich an, Lürsens Tochter Helen (Camilla Renschke) mit dem jugendlichen Hauptverdächtigen um die Häuser ziehen und das Bett teilen zu lassen – allen Warnungen der besorgten, weinenden Mutter zum Trotz.
Der junge Marco Groszek (Oliver Bröcker, Keine Polizei) wird von den Filmemachern zumindest halbwegs glaubwürdig skizziert, während die – keineswegs gertenschlanke – Katrin Pollitt (Lastrumer Mischung) in ihrer Rolle als mitwissende Polizistin und Kampfsportlehrerin nicht nur in schwarzer Unterwäsche, sondern auch schauspielerisch eine gute Figur macht.
Und wäre da nicht der müde Showdown samt drohender Gebäudesprengung, die zum Abschluss offenbar die gewohnte Verfolgungsjagd ersetzen soll, wäre aus Kalte Wut vielleicht zumindest noch ein mittelmäßiger Krimi geworden – so aber ist der 482. Tatort letztlich einer von vielen schwachen Lürsen-Fällen, der wie Kommissar von Sachsen keinerlei bleibenden Eindruck hinterlässt.
Bewertung: 3/10
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