Bild: Das Erste

Waidmanns Heil

Folge: 557 | 1. Februar 2004 | Sender: MDR | Regie: Peter F. Bringmann

Bild: MDR/Hardy Spitz

So war der Tatort:

Jägerlateinisch. 

Hauptkommissar Bruno Ehrlicher (Peter Sodann) und sein vornamenloser Kollege Kain (Bernd Michael Lade) dürfen bei ihrem 32. gemeinsamen Einsatz nämlich raus aufs Land – genauer gesagt in einen Wald, in dem neben einigen abgeknallten Enten plötzlich auch ein mausetoter Jäger im Schilf liegt. 
Der Clou: Ein Dutzend Jägerkollegen ist in Waidmanns Heil – der Krimititel deutet es bereits an – gemeinsam auf die Jagd gegangen, alle mit ähnlichen Schrotflinten in der Hand, und viele von ihnen bringen ein plausibles Mordmotiv mit. Tolle Ausgangslage, denn so kann im Grunde jeder die tödlichen Schüsse abgefeuert haben – zumal angesichts der identischen Outfits in grüner Jagdmontur und orangefarbener Warnweste auch eine Verwechslung des Opfers nicht ausgeschlossen ist. 
Dass Ehrlicher und Kain schon bald reichlich Jägerlatein zu hören bekommen und der Zuschauer ganz nebenbei viel Lehrreiches über den Jagdsport erfährt, versteht sich von selbst: „Einen kapitalen Bock schießen“ – Drehbuchautor Andreas Pflüger (Falsches Leben) pfeffert dem Zuschauer Redensarten, die vor allem von Fußballkommentatoren häufig zweckentfremdet werden, im 557. Tatort wie Schrotkugeln um die Ohren. 
Das gestaltet sich vor allem für das weniger jagdsportaffine Publikum interessant und hätte den müde ausgearbeiteten Nebenhandlungsstrang, in dem Kain mal eben seinen Jagdschein nachholen möchte, gar nicht nötig gemacht. Über den geheimnisumwitterten Vornamen des Kommissars verrät Ehrlicher im 557. Tatort übrigens ein interessantes Detail:



EHRLICHER:
Ich hab dich noch nie nach deinem Vornamen gefragt, aber der reimt sich ja auf…

KAIN: 

Spar dir den Witz, ich kenn ihn seit der Schulzeit.


Worauf mag er sich wohl reimen, der Vorname des Leipziger Ermittlers? Der Phantasie des Zuschauers sind keine Grenzen gesetzt. 

Auch bei der Frage nach Mörder und Motiv lassen Drehbuchautor Pflüger und Regisseur Peter F. Bringmann (Der dunkle Fleck) ihr Publikum bis zum Schluss miträtseln: Deutet zunächst noch alles auf den bankrotten Jäger Gernot Dietz (gewohnt stark: Christian Redl, Tödliche Ermittlungen) hin, liefert das Drehbuch in Waidmanns Heil nach und nach zahlreiche ernstzunehmende Alternativen, weil die gleichermaßen umtriebige wie vollbusige Simone Körner (nackt: Isabella Jantz) gleich mehrere Männer zur Verzweiflung treibt, plötzlich eine zweite Leiche zu beklagen ist und Karsten Dietz (unauffällig: Thomas Sarbacher, Skalpell) seinem hitzköpfigen Bruder kurzerhand Ehefrau Marion (eher schwach: Antje Schmidt, Manila) ausspannt. 
Zeit für gute deutsche Küche bei Frederike (Annekathrin Bürger) finden die ersten ostdeutschen Kommissare der Tatort-Geschichte natürlich trotzdem – und Ehrlicher sogar einen freien Abend für einen gemeinsamen Konzertbesuch mit der Gastwirtin. Einfach köstlich, wie sein ungeduldig klingelndes Handy harmonisch in die eher gewöhnungsbedürftigen Klänge auf der Bühne einstimmt.

Bewertung: 8/10


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert