Folge: 677 | 21. Oktober 2007 | Sender: BR | Regie: Tim Trageser
Bild: BR/Bavaria/Erika Hauri |
So war der Tatort:
Abschiedsschwer.
Fast sechzehn Jahre lang hatte Oberkommissar Carlo Menzinger (Michael Fitz) den Münchener Hauptkommissaren Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) in der öffentlich-rechtlichen Krimireihe treue Helferdienste geleistet, sich stets als zuverlässig erwiesen und selten geklagt – doch in Der Traum von der Au geht diese Tatort-Ära stimmungsvoll zu Ende.
Millionenerbe Carlo verlässt die bayerische Landeshauptstadt gen Thailand, macht aber nicht nur aus seinem unerwarteten Abschied, sondern auch aus seinem ostasiatischen Reiseziel bis in die Schlussminuten ein großes Geheimnis. Der Zuschauer darf zumindest das eine oder andere Telefonat mehr mithören als die vollkommen ahnungslosen Batic und Leitmayr und ist den Hauptkommissaren damit eine Nasenlänge voraus (mal vorausgesetzt, er hat nicht vorher ohnehin schon in die Fernsehzeitung geschaut).
Für die Ermittlungen im Mordfall gilt dies freilich nicht: Drehbuchautor Peter Probst (Jagdzeit) sorgt vor allem mit der verblüffenden Auflösung der Täterfrage für einen echten Paukenschlag, weil er das Tatmotiv bewusst zurückhält und sich eine besonders clevere Tötungsmethode einfallen lässt. Dass der ehemalige Hausmeister Grassl an einer Quecksilbervergiftung gestorben ist, wird schnell klar – aber wie ist das Gift bloß in seinen Körper gelangt?
Die Antwort auf diese Frage ist zweifellos der beste Einfall im 677. Tatort, der ansonsten vor allem in seiner Ausgangslage reichlich konstruiert angelegt ist. Da wird der nächtliche Dialog zwischen Batic und der sympathischen Metzgerin Gerti (Johanna Bittenbinder, 1000 Tode) schnell zum Bumerang.
GERTI:
Ich schau ja jeden Abend die Serien von euren Kollegen!BATIC:
Das hat oft nicht viel mit der Wirklichkeit zu tun, gell?
Der Traum von der Au spielt in einem typischen Mikrokosmos; einem schmucken Wohnhaus im Münchener Au-Viertel und der daran angrenzenden Metzgerei, in der Batic und Leitmayr regelmäßig einkehren und den Fall diskutieren.
Dass sich ausgerechnet Batic in diesem Wohnhaus kurz vor dem Mord eine luxuriöse Dachgeschosswohnung angeschaut und dabei den cholerischen Handwerker und Hauptverdächtigen Konrad Strobl (Fritz Karl, Bevor es dunkel wird) kennengelernt hat, ist als Drehbuchkniff ebenso unglaubwürdig wie überflüssig: Die sauber ausgearbeiteten Streitereien innerhalb der Hausgemeinschaft, die in einem spektakulären Autobombentod im Hinterhof gipfeln, funktionieren schließlich auch ohne diese persönliche Involvierung des Kommissars hervorragend.
Dass mit Gerald Alexander Held (Mord in der ersten Liga) als herrlich rücksichtsloser Hausbesitzer Peter Bachinger das mit Abstand prominenteste TV-Gesicht nicht den Mörder mimt und Der Traum von der Au damit der ungeschriebenen Tatort-Regel widerspricht, ist eine weitere Stärke des Krimis – da ist es zu verkraften, dass die Spannungskurve eher flach ausfällt.
Wer übrigens Sängerin Vaile Fuchs, die bereits ein Jahr zuvor in der ersten Saarbrücker Post-Palu-Folge Aus der Traum
zu sehen war und den Titelsong beisteuerte, schon immer mal nackt sehen wollte, darf sich
freuen: Die Blondine begrüßt den verdutzten Wohnungsbesichtiger Batic oben ohne im
Hausflur und umgarnt Leitmayr und Menzinger in einem Hauch von Bademantel, der nur wenig der Phantasie
überlässt. Gut, dass die Täterfrage deutlich weniger durchsichtig
ist.
zu sehen war und den Titelsong beisteuerte, schon immer mal nackt sehen wollte, darf sich
freuen: Die Blondine begrüßt den verdutzten Wohnungsbesichtiger Batic oben ohne im
Hausflur und umgarnt Leitmayr und Menzinger in einem Hauch von Bademantel, der nur wenig der Phantasie
überlässt. Gut, dass die Täterfrage deutlich weniger durchsichtig
ist.
Bewertung: 7/10
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