Folge: 697 | 4. Mai 2008 | Sender: ORF | Regie: Thomas Roth
Bild: rbb/ORF/Cult-Film/G. Bodenstein |
So war der Tatort:
Todlangweilig – vor allem in den ersten 57 Minuten.
Fast eine Stunde lang passiert in Exitus eigentlich überhaupt nichts – nicht einmal einen Mord gibt es, und somit auch keinen Mörder, auf den der Wiener Sonderermittler Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) einleitend angesetzt wird.
Leichen hagelt es trotzdem, sogar gleich fünf auf einen Schlag: Zwei Studenten werden nach einem schweren Verkehrsunfall tot am Steuer eines Transporters gefunden, in dem sie drei Leichen von A nach B fahren wollten. Wo A liegt, findet Eisner schnell heraus – wo aber liegt B?
Fehlende Mordopfer sind im Tatort zwar un-, aber nicht außergewöhnlich (man denke zum Beispiel an überzeugende Folgen wie Machtlos), doch sollte das Drehbuch dann andere Stärken mitbringen, um den Zuschauer trotz fehlender Täterfrage bei der Stange und die Spannung auf kurzweiliger Mindesthöhe zu halten.
In Exitus tendiert die Spannungskurve aber gegen Null: Der schon mehrfach für den österreichischen Tatort tätige Regisseur und Drehbuchautor Thomas Roth (Der Teufel vom Berg) inszeniert einen furchtbar langweiligen Krimi und nimmt sich vor allem in der ersten Stunde ausgiebig Zeit für Nebenkriegsschauplätze. Sie scheinen ihm stets wichtiger zu sein als die Kriminalhandlung, bei der Verstorbene ohne Angehörige aus Leichenhallen entwendet und als Crash-Test-Dummies missbraucht werden.
Roth illustriert Eisners Techtelmechtel mit der hübschen Pathologin Dr. Paula Weisz (Feo Aladag, Mutterliebe) in aller Gemütlichkeit, gönnt dem Kommissar romantische Nachtspaziergänge und Rotweinabende, und gibt dem Zuschauer damit reichlich Gelegenheit, sich selbst neue Snacks und Getränke aus Küche und Kühlschrank zu holen.
Seine Tochter Claudia (Sarah Tkotsch) hat zur neuen Frau an Eisners Seite, vor allem aber zur wissenschaftlichen Weiterverwendung und öffentlichen Zurschaustellung von Leichen reichlich eigenen Senf abzugeben, was diesmal aber kaum negativ ins Gewicht fällt, weil sich das Gefühl, sich mit Exitus in eine seichte, öffentlich-rechtliche Vorabendkrimiserie verirrt zu haben, ohnehin von Minute zu Minute verstärkt.
Dass nach einer knappen Stunde dann doch noch das erste Mordopfer zu beklagen ist, rettet wenig: Roths Versuch, beim Zuschauer gezielte Betroffenheit über den plötzlichen Tod einer Eisner-Vertrauten zu schüren, fällt viel zu plump aus und ist schon eine halbe Ewigkeit vorher zu erahnen.
Und als wäre das nicht genug, hämmert Roth auch noch eine reichlich unglaubwürdige Geschichte um eine vereinsamt lebende Rentnerin in den Plot, die Eisner nach einem Bürgersteigsturz verarztet und fortan als neues Sozialprojekt betrachtet.
Im 697. Tatort, bei dessen Showdown in bester Horror-Manier ein abgetrennter Kopf mit hässlicher Fratze durchs Bild rollt, stimmt nur wenig – immerhin nervt er aber auch nicht, und so bleibt ihm zumindest das Prädikat Totalausfall aus unserer Bewertungsskala erspart.
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