Folge: 701 | 6. Juli 2008 | Sender: MDR | Regie: Hajo Gies
Bild: MDR/Saxonia/Steffen Junghans |
So war der Tatort:
Kollegialer – zumindest ein bisschen.
Nicht einmal gegrüßt hatte Hauptkommissar Andreas Keppler (Martin Wuttke) seinen neuen Kollegen von der Spurensicherung, Wolfgang Menzel (Maxim Mehmet), beim Debüt des neuen Leipziger Ermittlerteams in Todesstrafe.
Diesmal gibt sich Keppler zwar nicht minder mürrisch, bringt aber immerhin ein frostiges „Guten Morgen“ über die Lippen. Und lässt sich beim Fund der zweiten Leiche, die von einer Brücke gestürzt wurde, sogar ein Lob entlocken, als ihn Kollegin Eva Saalfeld (Simone Thomalla) wimpernklimpernd darum bittet. Keine Frage: Keppler, der auch im zweiten gemeinsamen Einsatz mit Saalfeld, der die Sommerpause 2008 beendet, ein Pensionszimmer bewohnt, ist bisher eindeutig die interessantere Ermittlerfigur.
Das liegt nicht zuletzt an Wuttkes schauspielerischen Qualitäten, mit denen Thomalla selten mithalten kann: Die Hauptdarstellerin schauspielert sich auch in Ausweglos mit einem fast immergleichen Gesichtsausdruck durch den kompletten Tatort. Eindrucksvoller Beleg dessen ist die Szene, in dem sie dem tatverdächtigen Peter Marquardt (Oliver Stokowski, Königskinder) mit stoischer Miene eine Drohung an den Kopf wirft:
SAALFELD:Wenn Sie das getan haben, das schwöre ich Ihnen – dann sorge ich persönlich dafür, dass Sie in die Hölle kommen.
Zornesfalten auf ihrer Stirn? Zusammengekniffene Augen? Ein Blick, der töten könnte?
Mitnichten. Die Miene der Schauspielerin unterscheidet sich nicht im Geringsten von jener erstaunten, die sie aufsetzt, als Keppler ihr im Präsidium stolz seine neuesten Ermittlungsergebnisse präsentiert, und gießt damit reichlich Wasser auf die Mühlen ihrer Kritiker.
Doch auch unabhängig von diesen Steilvorlagen fürs Thomalla-Bashing ist der 701. Tatort nicht so stimmig, wie man ihn sich wünschen würde: Das clever ausgearbeitete Drehbuch von Andreas Pflüger (Falsches Leben), das lediglich den Schwangerschaftstwist ein wenig zu früh platziert, ist klasse – die Inszenierung von Hajo Gies (inszenierte einst den ersten Schimanski-Tatort Duisburg-Ruhrort) ist es leider nicht.
Selten will echte Spannung aufkommen – nicht einmal, als Keppler und Saalfeld auf der Suche nach einem vermissten Säugling eine Wohnung stürmen oder Julia Marquardt (Inka Friedrich, Schwarze Tiger, weiße Löwen) auf Schreiner Manuel Körting (Hinnerk Schönemann, Seenot) losgeht. Vor allem das Finale in der Schreinerwerkstatt gerät eher unfreiwillig komisch – reckt Marquardt doch eine gefühlte Ewigkeit lang ein riesiges Messer gen Himmel, um natürlich in letzter Sekunde am tödlichen Stoß gehindert zu werden.
Es sind unfreiwillig komische Schwachstellen wie diese, die Ausweglos deutlich weniger sehenswert machen, als es das starke Drehbuch verdient hätte. So versandet auch der zweite Einsatz von Keppler und Saalfeld, die dieses Mal deutlich mehr von ihrer gemeinsamen Vergangenheit preisgeben, trotz der guten Ansätze letzlich nur im grauen Mittelmaß.
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