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In eigener Sache

Folge: 702 | 17. August 2008 | Sender: SWR | Regie: Elmar Fischer

Bild: SWR/Krause-Burberg

So war der Tatort:

Noch förmlich.

Auch bei ihrem zweiten gemeinsamen Einsatz in Stuttgart reden sich die neuen Stuttgarter Hauptkommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) nämlich noch höflich mit „Sie“ an.

Nach dem ersten Beschnuppern in der mäßig unterhaltsamen Auftaktepisode Hart an der Grenze schaltet Regisseur Elmar Fischer (Ein neues Leben), der bereits den wenig schwäbischen Erstling inszenierte, diesmal einen Gang hoch: Zwei Leichen und einen Schwerverletzten finden die beiden Ermittler in einem Hotelzimmer des Stuttgarter Nobelhotels Maritim. Das Besondere daran: Bei der einen Leiche handelt es sich um einen Polizisten, beim Schwerverletzten um einen verdeckten Ermittler der Drogenfahndung.

Schnell dämmert Lannert und Bootz, dass die beiden Überlebenden der Schießerei, die Rauschgiftfahnder Sven Wippermann (Charly Hübner, Kaltes Herz) und Jürgen Wolf (Bernd Gnann, Im Abseits), ihre ganze eigene Version des blutigen Zugriffs zu Protokoll geben.

Hierbei lässt sich ein auffälliger Qualitätsunterschied beobachten: Während die Verhöre von Wolf authentisch sind und dem Zuschauer einige Rätsel aufgeben, wirken die Dialoge mit Wippermann, den Lannert und Bootz getrennt voneinander befragen, oft hölzern und unnötig gekünstelt. Exemplarisch dafür sei dieser seltsame Wortwechsel an der Seitenlinie eines Fußballfeldes genannt, als Wippermanns Sohn auf Torejagd geht:


BOOTZ:
Mann, der ist ja echt schnell, dein Junge.

WIPPERMANN:
Ja, der hat’n gutes Ballgefühl.

Was Schnelligkeit und Ballgefühl miteinander zu tun haben, bleibt wohl das Geheimnis von Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt (Tödliche Tarnung), der bereits das Skript zu Hart an der Grenze beisteuerte.

Dass Wippermann ein Nachbar von Bootz und die Ehefrauen Julia Bootz (Maja Schöne) und Martina Wippermann (Tatort-Debütantin Fanny Staffa) beste Freundinnen sind, macht die Sache für den Kommissar nicht leichter: Schon bald muss Bootz seinem Nachbarn die unbequeme Frage nach Recht und Gerechtigkeit stellen, die im packenden und stark inszenierten Finale – inkl. SEK-Einsatz, versteht sich – zum Schlüsselmoment des Films wird.

Ob hingegen Hauptkommissar Lannert seiner neuen Nachbarin Lona (Birthe Wolter), die er bei einem Stromausfall und Kerzenschein näher kennenlernt, seinen Wohnungsschlüssel aushändigt, lässt der 702. Tatort im Unklaren – sicher ist aber, dass die romantischen Begegnungen mit der deutlich jüngeren Germanistik-Studentin erstmalig Gelegenheit bieten, ein wenig mehr über den aus Hamburg zugezogenen Ermittler zu erzählen. Der Tod seiner Schwester (oder vielleicht doch seiner Frau?) nimmt den Kommissar noch immer sehr mit, rührt ihn gar zu Tränen.

Seine hübsche Nachbarin, auf deren Einweihungsparty sich alle Gäste zeitgleich ohne Abschiedsumarmung verdrücken, lässt er hingegen eiskalt abblitzen: zu jung. „Ich hab schon ein Leben hinter mir“, verrät der Kommissar – und duzt seinen Kollegen, dem er das Leben retten darf, am Ende schließlich doch noch.

Bewertung: 7/10


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