Folge: 753 | 17. Januar 2010 | Sender: SWR | Regie: Florian Froschmayer
Bild: SWR/Peter Hollenbach |
So war der Tatort:
Wild-westlich.
Der Schweizer Kommissar Reto Flückiger (Stefan Gubser) liegt nämlich schwer daneben, als er einen möglichen Hinterhalt beim geplanten Transport des gefangenen Waffenhändlers Meiners (Michael Brandner, Unter Uns) von der Schweiz nach Deutschland vorschnell mit einem schnippischen Kommentar abtut.
FLÜCKIGER:Wir sind hier in der Schweiz und nicht im Wilden Westen.
Reto Flückiger in einem Tatort aus Konstanz?
Ganz genau. Nach seinem Debüt in Seenot darf der Schweizer Kommissar den deutschen Kollegen Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) zwei Jahre vor seiner offiziellen Solo-Premiere in Wunschdenken bereits zum zweiten Mal bei den Ermittlungen in Bodenseenähe unter die Arme greifen.
Dabei gibt es in Der Polizistinnenmörder eigentlich wenig zu ermitteln: Nach einer hochspannenden Einleitung, bei der Meiners seiner Festnahme entgeht und in der Auffahrt seiner Villa die erschossene Polizeibeamtin zurücklässt, finden sich Flückiger und Blum schon bald in einem gepanzerten Transporter wieder, um den einflussreichen Kriminellen bei der Gefangenenüberführung durch das verschneite Grenzgebiet im Auge zu behalten.
Man muss kein großer Prophet sein, um vorauszusagen, dass beim Transport nicht alles nach Plan verlaufen wird – trotzdem gestaltet sich die Expedition extrem unterhaltsam, so dass über kleinere Logiklöcher und einen arg konstruierten Verkehrsunfall leicht hinweg gesehen werden kann.
Fernab von Handyempfang und Unterstützung durch die Kollegen ist das Ermittlerduo in der verschneiten Einöde fortan auf sich allein gestellt – und wird angesichts der wertvollen Fracht in Menschengestalt sofort von skrupellosen Kriminellen unter Beschuss genommen.
Freunden von Sergio Corbuccis meisterhaftem Italo-Western Leichen pflastern seinen Weg, in dem ein großartiger Klaus Kinski durch den tiefen Schnee in Utah stapft und bündelweise Kopfgeld einstreicht, dürfte dabei ein wohliger Schauer über den Rücken laufen: Der Polizistinnenmörder ist ein Fadenkreuzkrimi der anderen Sorte, kein klassischer Whodunit, sondern ein Western im Krimimantel, eine packende Verfolgungsjagd in der schweizerischen Provinz.
Währenddessen hocken Perlmann und die krawattentragende (!) Annika „Beckchen“ Beck (Justine Hauer) im 753. Tatort ahnungslos in der Konstanzer Einsatzzentrale und geraten bei den Versuchen, den Aufenthaltsort von Blum, Flückiger und Meiners ausfindig zu machen, immer wieder mit Staatsanwalt Ratinger (Hans-Jörg Assmann, Der Lippenstiftmörder) aneinander.
Auch diesen wichtigen Nebenstrang der Handlung arbeiten Drehbuchautor Jürgen Pomorin a.k.a Leo P. Ard (Das erste Opfer) und Regisseur Florian Froschmayer (Edel sei der Mensch und gesund) sorgfältig aus, so dass sich auch abseits der Schusswechsel und Versteckspiele im deutsch-schweizerischen Grenzgebiet kein Leerlauf in die Handlung einschleicht.
Und dann ist da noch der grandiose Auftritt von Matthias Matz, der bei seinem ersten Tatort-Auftritt als eiskalter Handlanger des Bösen ein eindrucksvolles Bewerbungsschreiben für den nächsten James Bond-Film abgibt. Auch er macht Der Polizistinnenmörder beim Blick auf die Gesamtreihe zum drittbesten Bodensee-Tatort nach Herz aus Eis und Rebecca.
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