Folge: 752 | 10. Januar 2010 | Sender: WDR | Regie: Kaspar Heidelbach
Bild: WDR/Willi Weber |
So war der Tatort:
Unkölsch.
Denn Klassentreffen ist alles andere als ein normaler Fall für die Kölner Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär): Gleich zum Auftakt verabschiedet sich Ballauf zum titelgebenden und ereignisreichen Klassentreffen, bei dem er nach Jahrzehnten ehemalige Weggefährten wiedertrifft und plötzlich zum Hauptverdächtigen in einem brisanten Mordfall wird.
Mit persönlich in die Tat involvierten Ermittlern gewinnt Drehbuchautor Jürgen Werner (Ihr Kinderlein kommet) beim Tatort zwar keinen Innovationspreis mehr, doch Ballaufs einleitende Abstinenz in der Domstadt eröffnet der fleißigen Kriminalassistentin Franziska Lüttgenjohann (Tessa Mittelstädt) die langersehnte Gelegenheit, endlich einmal als Schenks rechte Hand an vorderster Front zu ermitteln.
Das sorgt beim Verhör des schmierigen Bauunternehmers Klaus Michalke (Martin Brambach, Der Weg ins Paradies) nicht nur für gehörigen Knatsch, sondern auch für den einen oder anderen gelungenen Gag – zum Beispiel dann, wenn ihr Chef sich verdammt gute Ausreden einfallen lassen muss, um zu verhindern, dass sich eine Frau ans Steuer seines geliebten Dienstwagens setzt.
Star des Films ist dennoch eine andere weibliche Schauspielerin: Die großartige Angelika Bartsch (Animals), die sich als Essener Hauptkommissarin Vossbeck gleich mal für einen eigenen Tatort in der Kulturhauptstadt 2010 empfiehlt, Ballauf gehörig die Leviten liest und bei dessen Kollegen Schenk auf Granit beißt.
VOSSBECK:
Haben Sie schon mal drüber nachgedacht, ob er auch mit IHRER Frau schläft?
SCHENK:Was Ihr Mann wohl gerade macht?
Vossbecks Verdächtigungen schlagen für eingefleischte Tatort-Fans einen interessanten Bogen zu Ballaufs Dienstzeit in Düsseldorf (die 1994 mit Die Frau an der Straße endete) und bringen gehörig Leben in die seit Jahren recht festgefahrene Beziehung zwischen Ballauf und Schenk.
Die entwickelt sich im 752. Tatort endlich wieder ein Stück weiter: Wenn Ballauf, der sich in Klassentreffen einmal mehr in eine kurze Affäre stürzt, in einem seiner seltenen selbstreflexiven Momente auf sein Leben zurückschaut und dem langjährigen Kollegen gesteht, in den letzten 30 Jahren etwas verpasst zu haben, ist das ein großer Kölner Tatort-Moment, der zu Recht bei der finalen Stippvisite an der Wurstbraterei wieder aufgegriffen wird (dort schmeckt die Wurst natürlich ohnehin besser als bei der unterkühlten Kollegin Vossbeck in Essen).
Die Suche nach dem Täter gestaltet sich in der von Kaspar Heidelbach (Willkommen in Köln) inszenierten Folge vergleichsweise knifflig – was auch daran liegt, dass neben Martin Brambach mit Jasmin Schwiers (Romeo und Julia) und Karoline Eichhorn (Das ewig Böse) zwei weitere prominente Gesichter zum Kreis der dringend Verdächtigen zählen.
Die Überführung des Täters/der Täterin bleibt am Ende allein Ballauf vorbehalten – zu Recht. Denn Klassentreffen ist sein Fall, und er löst ihn mit Bravour.
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