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Herrenabend

Folge: 799 | 1. Mai 2011 | Sender: WDR | Regie: Matthias Tiefenbacher

Bild: WDR/Kai Schulz

So war der Tatort:

Geografisch fragwürdig.


„In Nordbulgarien, an der Grenze zu Moldawien“  soll die dubiose Scheinfirma, die Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) in Herrenabend auf die Spur des Mörders führt, nämlich liegen. An der Grenze zu Moldawien?

Moment mal.

Dem sattelfesten Erdkundler dürfte dies nicht bulgarisch, sondern spanisch vorkommen – grenzt der osteuropäische Staat doch keineswegs an Bulgarien, sondern an Rumänien und die Ukraine. Da wirkt es reichlich skurril, wenn Thiels „Vattern“ Herbert (Claus Dieter Clausnitzer) im Rahmen einer Spendenaktion mit dem schwer beladenen, eigenen Taxi gen Osteuropa aufbricht und von Bulgarien aus fröhlich in die Webcam winkt, um seinem Sohnemann bei den Ermittlungen auf die Sprünge zu helfen.

Dieser mittelschwere Fauxpas bleibt im 799. Tatort zwar eine kuriose Randnotiz, dürfte Drehbuchautor Magnus Vattrodt (Der traurige König), der neben einigen Münchner Tatort-Folgen auch das Skript zur Münster-Episode Tempelräuber schrieb, im Nachhinein aber nicht gerade fröhlich stimmen.

Fröhlicher stimmt den geneigten Zuschauer da schon die erste Tatort-Hälfte, in der er Zeuge eines seltenen Moments werden darf: Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) hegt ernsthafte Zweifel an seinen eigenen Fähigkeiten, die er bekanntlich nie infrage stellt – hat er doch offenbar einem noch lebenden Zeitgenossen vor Jahren einen Totenschein ausgestellt.

Die herrliche Arroganz, mit der er die vermeintliche Fehleinschätzung anfangs beiseite wischt, weicht schon bald panischen Nachforschungen, um den eigenen guten Ruf wiederherzustellen – kein Wunder also, dass Thiel mehr als einmal diebisch über Boernes peinlichen Ausrutscher feixt.

Als dann auch noch die Steuerfahndung in Person von Leonie Krassnik (Ulrike C. Tscharre, Scherbenhaufen), die Nora Tschirners Figur aus Keinohrhasen auch dank roter Riesenbrille zum Verwechseln ähnlich sieht, Boernes Wohnung auf die Beine stellt und ihn zum kurzfristigen Einzug bei Nachbar Thiel zwingt, ist eigentlich alles wie gemalt für einen weiteren Frontalangriff auf die Lachmuskeln des Zuschauers (man denke nur an die köstliche Duschszene aus Der Fluch der Mumie).

Leider beschränkt sich die aus der Not geborene 2er-WG auf einen kurzen gemeinsamen Abend, der am Ende sogar weniger unterhaltsam ausfällt als Krassniks abendliche Stippvisite beim überforderten Thiel. Er ist halt kein Frauentyp, der Mann mit dem St. Pauli-T-Shirt, der im ersten Drittel des von Matthias Tiefenbacher (Tempelräuber) inszenierten Tatorts noch verlodderter durch die Gegend stiefelt als einst der Duisburger Kollege Horst Schimanski oder der spätere Dortmunder Kommissar Peter Faber.

Nur gut, dass er seinen schicken dunklen Wintermantel noch rechtzeitig aus dem abfahrbereiten Taxi des eigenen Vaters rettet und wenigstens zum Showdown aussieht wie aus dem Ei gepellt.

Bewertung: 6/10


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