Folge: 804 | 13. Juni 2011 | Sender: MDR | Regie: Johannes Grieser
Bild: MDR/Steffen Junghans |
So war der Tatort:
Kalt.
Denn als wäre ein Mordfall nicht schon anstrengend genug, müssen sich die Leipziger Hauptkommissare Andreas Keppler (Martin Wuttke) und Eva Saalfeld (Simone Thomalla) in Nasse Sachen auch noch mit ziemlich frostigen Temperaturen herumschlagen. Praktischerweise haben zwei Müllmänner, die das Abwerfen einer Leiche beobachtet haben, eine Jacke für den frierenden Keppler dabei.
Die Stimmung im Ermittlerteam ist ebenfalls unterkühlt: Saalfeld und Keppler scheuchen mal wieder den bedauernswerten Kriminaltechniker Menzel (Maxim Mehmet) durch die Gegend und auch Dr. Zinner (Stephanie Schönfeld, Auswegslos), die Urlaubsvertretung von Pathologe Dr. Reichau (Kai Schumann), kann sich den einen oder anderen bissigen Spruch nicht verkneifen.
Schnell wird klar, dass der 804. Tatort kein üblicher Whodunit ist: Zu schnell tun die Ermittler eine Verbindung des ermordeten Jannis Kerides nach Zypern auf – und da das Opfer Autohändler ist, kann es sich dabei selbstredend nur um illegale Autoschiebereien handeln. Keppler und Saalfeld finden in einer Garage gestohlene Autos – natürlich im Alleingang, bei dem Keppler einen Mann ohne erkennbaren Grund k.o. schlägt, während Saalfeld einen Autoschieber ins Koma schießt und vom Dienst suspendiert wird.
Wie TV-Kommissare das nun mal tun, spaziert sie natürlich auch weiterhin im Präsidium herum, beteiligt sich gegen den Willen ihres Vorgesetzten an den Ermittlungen und wird schon bald wieder entlastet – hier wirkt nicht nur die Tatsache, dass der Angeschossene offenbar eine Waffe von außen in ein offenes Autofenster hat fallen lassen, arg konstruiert.
In der zweiten Hälfte bringen Jörg Hartmann (Spargelzeit) und Claudia Michelsen (Unter Druck), später beide selbst als Ermittler für den Tatort bzw. Polizeiruf 110 im Einsatz, dann etwas Licht in die ansonsten eher triste Folge.
Michelsen glänzt als Karla Rimbach, deren Vater die Ermittler für den Mörder halten. Einer seiner letzten Besucher war Thomas Kramm (Hartmann), der Rimbach verdächtigt, etwas mit dem Verschwinden seines Vaters im Jahre 1983 zu tun zu haben. Obwohl seiner Figur nur wenige Szenen eingeräumt werden und der mühsam sächselnde Hartmann in seiner eindimensionalen Rolle spürbar unterfordert ist, verleiht er seinem Charakter eine herrlich verschrobene, fast irre Ausstrahlung und bringt damit etwas Schwung in die über weite Strecken zähen Ermittlungen.
Dass Kramm eine brisante Stasi-Akte leichtsinnig in einer Umhängetasche mit sich herumträgt, mag man Drehbuchautor Andreas Knaup (Ohnmacht) verzeihen – dass Saalfeld ausgerechnet in dieser Akte Informationen über den vermeintlichen Tod ihres Vaters findet, hingegen nicht.
So begegnen sich der totgeglaubte Vater Horst Saalfeld (Günter Junghans, Verdammt) und die geschockte Tochter Eva am Ende in einem Parkhaus – früh ist klar, dass der Fall diese Wendung nehmen wird, und die obligatorische Verfolgungsjagd und die emotionalen Vater-Tochter-Szenen werden von Regisseur Johannes Grieser (Todesschütze) recht blass inszeniert.
Hätten die Filmemacher mehr Zeit in die Einführung von Horst Saalfeld investiert, wäre aus Nasse Sachen vielleicht ein solider Krimi geworden – so aber geht der Zusammenhang zwischen Immobilien auf Zypern, Autodiebstählen und einem Jahrzehnte zurückliegenden Mord ebenso schnell verloren wie der Bezug zu den Charakteren. Da rettet manch launiger Dialog am Ende wenig.
KEPPLER:
Sie können ja Ihren Anwalt anrufen.KRAMM:Als ob mir das helfen würde, wenn Sie es darauf angelegt haben, mich zum Schweigen zu bringen!
KEPPLER:
Momentan möchte ich Sie zum Reden bringen.
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