Folge 806
14. August 2011
Sender: SF
Regie: Markus Imboden
Drehbuch: Nils-Morten Osburg
So war der Tatort:
Um die nervtötenden One-Liner der amerikanischen Ermittlerin Abby Lanning (Sofia Milos) aufzugreifen: totally ridiculous.
Zehn lange Jahre mussten die Tatort-Fans auf einen neuen Schweizer Kommissar warten – doch das Debüt von Stefan Gubser als Reto Flückiger, der bei seinem ersten Fall Hollywood-Export Milos zur Seite gestellt bekommt, geht vollkommen in die Hose.
Die TV-Premiere von Wunschdenken steht von Beginn an unter keinem guten Stern: Eigentlich sollte die Erstausstrahlung im Frühjahr 2011 erfolgen, doch das Schweizer Fernsehen zog den Krimi wegen „qualitativer Mängel“ zurück und ließ ihn sogar nachsynchronisieren. Erstmalig ausgestrahlt wird er dann im August – mitten im Sommerloch also.
Bereits die unbeholfene Einleitung im Luzerner Präsidium, in der Flückiger mit dem Parkplatzwächter aneinandergerät und sich bei seinem neuen Chef und alten Freund Ernst Schmidinger (Andrea Zogg, Der Polizistinnenmörder) vorstellt, gipfelt in einem Feuerwerk unfreiwilliger Komik. Die Nachsynchronisierung ist dermaßen offensichtlich, dass der Zuschauer sich vorkommt wie in einem stümperhaft übersetzen, drittklassigen Skandinavien-Krimi.
Die Einführung von Reto Flückiger, der zur Thurgauer Kantonspolizei-Zeiten in Seenot, Der Polizistinnenmörder und Der schöne Schein mit der Konstanzer Kollegin Klara Blum zusammen arbeiten durfte, gerät spätestens bei einer völlig unglaubwürdigen Hotelbettszene zum Desaster. Richtig peinlich wird es schon ab dem Zeitpunkt, an dem die aufgedonnerte, griechisch-italienische Schauspielerin Sofia Milos als Abby Lanning, die den Schweizer Kommissar alsbald in die Horizontale bittet, die Bildfläche betritt: Mit brauner Tussen-Sonnenbrille, einladendem Dekolleté und knallenger Lederjacke stolziert die aus CSI: Miami bekannte Darstellerin durch Luzern und scheint in jeder Sequenz innerlich zu schreien:
Eigentlich gehöre ich nach Hollywood – und nicht in den Tatort!
Der eigentliche Fall um eine Wasserleiche und die Entführung eines millionenschweren Top-Politikers gerät aber auch angesichts der künstlichen Hochglanz-Optik, häufig unpassender Musik und dem selten stimmigen Timing schnell aus dem Fokus. Beispielhaft dafür steht die Geldübergabe am Hauptbahnhof, die gehöriges Spannungspotenzial mitbringt, am Ende aber gähnend langweilig ausfällt. Ein Gutes hat Wunschdenken aber doch: Der erste wird zugleich der letzte Tatort mit Sofia Milos bleiben.
Bewertung: 1/10
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