Folge: 837 | 6. Mai 2012 | Sender: NDR | Regie: Matthias Glasner
Bild: NDR/Sandra Hoever |
So war der Tatort:
Bondesk – mal wieder und zugleich zum letzten Mal.
Dass der Hamburger Undercover-Cop Cenk Batu (Mehmet Kurtulus) mehr mit dem populären Geheimagenten Ihrer Majestät gemeinsam hat als mit einem klassischen Tatort-Ermittler im eigentlichen Sinne, kristallisierte sich schon bei seinem ersten Einsatz Auf der Sonnenseite heraus und gipfelte zuletzt in seinem herausragenden fünften Fall Der Weg ins Paradies – und in Die Ballade von Cenk und Valerie, Batus sechstem und letzten Einsatz, versucht Regisseur und Drehbuchautor Matthias Glasner (Flashback) inszenierte, sogar noch einen draufzusetzen.
Statt klassischen Krimimotiven wie dem Töten aus Eifersucht oder einem Rachemord liefert der hanseatische Filmemacher mit der Finanzkrise und ihren profitgierigen Protagonisten ein brandaktuelles internationales Thema – verliert es aber auch überraschend schnell wieder aus dem Blickfeld.
Schon nach einer halben Stunde entwickelt sich der 837. Tatort zu einem waschechten Actionthriller – und mittendrin steckt der deutsche Bundeskanzler Grasshoff (Kai Wiesinger, Der Frauenflüsterer).
Skrupellose Banker? In Ordnung.
Entführte Freundin? Gern.
Entführte Freundin auch noch schwanger? Na gut.
Anschlag auf den Bundeskanzler? Wenn’s denn unbedingt sein muss.
Aber all das zusammen in ein und denselbem Tatort?
Das ist eine Nummer zu groß – selbst für Cenk Batu, das charismatische und so authentische 007-Pendant, das ausgerechnet dem beim Publikum später alles andere als beliebten neuen Hamburger Hauptkommissar Nick Tschiller (Til Schweiger, Debüt in Willkommen in Hamburg) weichen muss.
Unterhaltsam und spannend ist Die Ballade von Cenk und Valerie trotzdem – nicht zuletzt, weil eine Schauspielerin in die Bresche springt, deren Figur ebenfalls direkt dem Bond-Universum entnommen zu sein scheint: Filmpreis-Abonnentin Corinna Harfouch (Pauline), ähnlich farblos gekleidet wie Oberst Klebb aus Liebesgrüße aus Moskau, spielt mit der eiskalten Killerin Valerie eine ihrer bis dato ungewöhnlichsten Rollen.
Harfouchs Performance ist nicht nur einmal mehr brilliant, sondern auch ungemein erfrischend: Eine derartig gefühlslose Tötungsmaschine, die charakterlich erfreulich ausführlich skizziert wird, bekommt man im Tatort selten zu sehen. Valerie und Batu liefern sich vor allem im Mittelteil ein elektrisierendes Duell auf Augenhöhe.
Auch der blutige Showdown, bei dem der gebürtige Hamburger Glasner gekommt mit den Sympathien für den Ermittler spielt und dessen spektakulären Abgang für das Publikum damit zumindest ein wenig verdaulicher gestaltet, entschädigt für einiges, macht aber nicht alle Drehbuchschwächen wieder wett.
So bleibt Batus letzter Einsatz ein guter, aber bei weitem nicht sein bester – Spaß gemacht hat es mit Mehmet Kurtulus in den vier Jahren zuvor aber mehr als genug. Die Messlatte für Schweiger liegt an der Waterkant hoch – wie sich schon bald herausstellt, sogar zu hoch.
Schreibe einen Kommentar