Folge: 849 | 11. November 2012 | Sender: WDR | Regie: Thomas Jauch
Bild: WDR/Willi Weber |
So war der Tatort:
Faberfixiert.
Im zweiten Dortmunder Tatort Mein Revier, für den erneut Drehbuchautor Jürgen Werner und Regisseur Thomas Jauch verantwortlich zeichnen, bestätigt sich ein Stück weit das, was der Erstling Alter Ego wenige Wochen zuvor bereits befürchten ließ: Vier Kommissare, die zudem von Gerichtsmediziner Jonas Zander (Thomas Arnold) unterstützt werden und bei den Ermittlungen mit dem Kollegen Polland (Matthias Komm) aneinandergeraten, sind für einen neunzigminütigen Sonntagabendkrimi in dieser Konstellation mindestens einer zuviel.
„Ich bin’s, Faber, das Arschloch!“ stellt sich Hauptkommissar Peter Faber (Jörg Hartmann) beim Showdown vor, und bringt damit die Charaktereigenschaften, auf die ihn Jauch und Werner noch über weite Strecken reduzieren, exakt auf den Punkt. Faber ist in erster Linie das Kollegenschwein, der ewig schlecht gelaunte, Pillen schmeißende Sonderling, der als Figur einen derartig großen Raum für sich beansprucht, dass für die Kollegen kaum noch Platz bleibt.
Während Daniel Kossik (Stefan Konarske) und Nora Dalay (Aylin Tezel) heimlich Nummern schieben und in jedem unbeobachteten Moment in kitschigen Dialogen auf Soap-Niveau ihre ungewöhnliche Beziehung diskutieren müssen, bestellt sich Martina Bönisch (Anna Schudt) nach Feierabend einen schnuckeligen Callboy (Jo Weil) aufs Zimmer und schlägt sich am Telefon mit ihrem drogenabhängigen Sohn herum.
Ein gefühltes Viertel des Drehbuchs steht ganz im Zeichen privater Nebenkriegsschauplätze, die den 849. Tatort vor allem in der ersten Hälfte immer wieder ausbremsen und eine differenzierte Milieu-Skizzierung der Dortmunder Nordstadt zum Ding der Unmöglichkeit machen.
Immerhin: Haben die vier Kommissare die wichtige Tatzeugin Jelena Zvetkova (Simona Theoharova), die während des Mordes unter dem Schreibtisch des Opfers einer pikanten Beschäftigung nachging, erst einmal ausfindig gemacht, kommt zumindest ein bisschen Betrieb in die Geschichte, die bis dato recht spannungsarm vor sich hin plätschert. Spätestens nach der ersten Vernehmung ist aber offensichtlich, wo der Hase in Mein Revier langläuft.
Für echte Überraschungsmomente sorgt einzig Faber, dessen markante Sprüche („Ja leck mich inne Täsch!“) und kuriose Eskapaden allein schon das Einschalten wert sind: Wenngleich nicht jeder der One-Liner über 20 Jahre alten Balsamico-Essig oder die dubiosen Geschäfte des Unterweltkönigs Tarim Abakay (Adrian Can, Wem Ehre gebührt) zündet und auch die anonyme Post, die der Kommissar in seiner Schreibtischschublade findet, angesichts ihrer wichtigen Botschaft vielleicht in einem der nächsten Dortmunder Tatorte besser aufgehoben wäre, kristallisiert sich für den Tatort aus Westfalen doch eines heraus: Vielleicht wäre es geschickter gewesen, den einsamen Wolf zunächst allein auf Verbrecherjagd zu schicken – oder nur gemeinsam mit Bönisch, die ihm als Einzige Paroli zu bieten vermag.
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