Folge: 859 | 13. Januar 2013 | Sender: SWR | Regie: Andreas Senn
Bild: SWR/Alexander Kluge |
So war der Tatort:
Kaltblütig.
Schließlich heißt der 47. gemeinsame Einsatz von Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihrem Kollegen und Mitbewohner Mario Kopper (Andreas Hoppe) schon so.
Nicht unbedingt der einfallsreichste Krimititel, doch charakterisiert er den Ludwigshafener Tatort treffend im Kern: Der Drehbuchautor und Bayerische Filmpreis-Gewinner Christoph Darnstädt (Vermisst) arrangiert einen kniffligen Whodunit und hält die clevere Auflösung bis zur letzten Minute des Films offen.
Für den kaltblütigen Mord an der schwangeren Roza Lanczek (Karolina Lodyga, Borowski und die Frau am Fenster) kommen gleich ein halbes Dutzend Verdächtige in Frage: Zum Kreis der möglichen Täter, die die Bremsleitungen manipuliert haben könnten, zählen neben dem früh geständigen, aber selten glaubwürdigen Unternehmensleiter Frank Brenner (Götz Schubert, Väter) vor allem dessen undurchsichtige Ex-Frau Katharina (die langjährige Kölner Tatort-Assistentin Anna Loos, Bombenstimmung), der firmentreue, einfach gestrickte Szymon (Tomek Nowicki) und Brenners extravagante Schwester – die Steinkünstlerin Anne (Sandra Borgmann, Fette Krieger).
Letztere hat auf Koppers Nachfrage eine simple, zugleich aber sehr einleuchtende Erklärung dafür parat, warum sie ihr Atelier trotz stundenlanger Abwesenheit eigentlich nie abschließt.
BRENNER:Die Objekte sind zu schwer zum Klauen und die Kataloge soll man mitnehmen.
Regisseur Andreas Senn (Der Lippenstiftmörder) verzichtet bei seiner Inszenierung auf unnötige Spielereien und beschränkt sich auf das für einen klassischen Sonntagskrimi Wesentliche.
Dass dabei erst auf der Zielgeraden Spannung aufkommt, liegt zum einen am gelungenen Twist bei der Täterfrage, zum anderen daran, dass sich die Beziehung zwischen Kopper und „Co-Habitantin“ Odenthal im 859. Tatort bei auffallend vielen Dialogen in der gemeinsamen WG mal wieder ein bisschen weiterentwickelt: Wenngleich der rockende Italo-Kommissar seine Liebe zu Gitarre und Gesang wiederentdeckt, bleibt trotzdem Zeit, um die Hauptkommissarin für ihr fehlendes Feierabendgefühl zu tadeln, vor übermäßigem Rotweinkonsum zu warnen und sogar zum Kinobesuch zu entführen.
Solche Ausflüge ins Privatleben der Ermittler mögen nicht jedem Zuschauer schmecken, wirken hier aber vergleichsweise natürlich und tun dem Ludwigshafener Tatort, deren Figuren schon seit Jahren nur noch auf der Stelle treten, richtig gut.
Und Kaltblütig hat weitere Stärken: Das Drehbuch ist vor allem im Vergleich zu abgedrehten Ludwigshafener Folgen wie Tod im All, Fette Krieger oder Der Wald steht schwarz und schweiget in der Realität geerdet und der starke Cast um die blendend aufgelegten Anna Loos und Sandra Borgmann ist durch die Bank überzeugend.
Erfreulich, erfreulich – 2013 geht es mit dem Tatort aus der Pfalz zumindest vorübergehend ein kleines Stückchen aufwärts.
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