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Schwarzer Afghane

Folge: 866 | 17. März 2013 | Sender: MDR | Regie: Thomas Jahn

Bild: MDR/Junghans

So war der Tatort:

Chemisch.

Wer sich nämlich immer schon gefragt hat, welche Eigenschaften eigentlich weißem Phosphor zugeschrieben werden, kann sein Allgemeinwissen mit Schwarzer Afghane gehörig aufpolieren: Hauptkommissarin Eva Saalfeld (Simone Thomalla), die ihren Kollegen und Ex-Mann Andreas Keppler (Martin Wuttke) diesmal telefonisch von der Kontrolle am Leipziger Flughafen (Name des Zollbeamten: Zöllner) zum Fundort der Leiche von Arian Bakhtari (Kostja Ullmann, Familienaufstellung) beordert, wird nicht müde, in bester American Pie-Manier lehrreiche Erinnerungen ans Ferienlager zum Besten zu geben.

Der Hoteldauergast und Urlaubsrückkehrer scheint hingegen noch nicht wieder im tristen Ermittlungsalltag ankommen zu wollen: Zum hellen Sommeranzug und einem Shirt, das in Sachen Brustbehaarung wenig der Phantasie überlässt, bedeckt der Kommissar seine Halbglatze konsequent mit einer beigefarbenen Kappe und sieht dabei irgendwie immer aus, als befände er sich noch im Vietnam-Urlaub.

Ist es sonst meist Wuttke, der in Leipzig angesichts der Thomallaschen Minimalmimik schauspielerisch die Kastanien aus dem Feuer holt, wirkt der hollywooderprobte Darsteller diesmal teilnahmslos: Ob er schon ahnt, dass der 16. Einsatz von Keppler und Saalfeld dank des verkorksten Drehbuchs früh vor die Wand fährt?

Autor Holger Jancke (Blutschrift) schnürt seine dialoglastige, klischeebeladene Geschichte (allein die Kiffer in der Auftaktsequenz!) in das tatorttypische Whodunit-Korsett und bindet dem Fadenkreuzkrimi damit bis zur Auflösung der Täterfrage einen schweren Klotz ans Bein.

Der jüngste, nicht immer einleuchtende Tatort-Trend, den einleitenden Mord einem
größer angelegten Verbrechen unterzuordnen (vgl. Puppenspieler und Zwischen den Fronten), setzt sich in Schwarzer Afghane nämlich fort: Diesmal wollen amerikanische Raketen und ein Attentäter gefunden werden. Die dafür nötige Wendung ist jedoch für jeden thrillererprobten Zuschauer vorhersehbar und verpufft ohne den erhofften
Überraschungseffekt.

Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Wie schwach der 866. Tatort dramaturgisch auf der Brust ist,
zeigt sich vor allem im Vergleich zum hochspannenden, thematisch verwandten Meilenstein Der Weg ins Paradies, in dem Cenk Batu in letzter Sekunde einen Bombenanschlag in
einem Hotel verhinderte. Der Unterschied: In Hamburg steuerte beginnend mit Batus Einschleusen in die islamistische Terrorzelle alles auf das dramatische Finale zu – in Leipzig aber reiht sich sechzig Minuten lang eine lahme Verdächtigen-Befragung an die nächste.

Dass mit Knockin‘ on Heaven’s Door-Regisseur Thomas Jahn (Engel der Nacht) ein leinwanderfahrener Filmemacher am Ruder sitzt, rettet wenig: Erst beim Showdown auf dem Flughafengelände kommt Schwarzer Afghane
ein bisschen in Schwung – wenngleich hier auch die Frage gestellt werden
muss, warum das SEK den Attentäter in Seelenruhe zwei Mal (!) den
Auslöser drücken lässt.

Immerhin: Das ungeschriebene Tatort-Gesetz, dass der prominenteste Nebendarsteller meist den Mörder mimt, bewahrheitet sich diesmal nicht: Sowohl Sylvester Groth, der im jüngsten Bodensee-Tatort Die schöne Mona ist tot als Mörder und Hobbykoch glänzte und diesmal schauspielerisch kaum gefordert wird, als auch der charismatische Ex-Bond-Schurke Anatole Taubman scheiden früh als Verdächtige aus.

Bewertung: 3/10


Kommentare

Eine Antwort zu „Schwarzer Afghane“

  1. der tatort war wirklich gut verstehe die wertung nicht. ….. anatole taubmann war wirklich sehr gut in seiner rolle……

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