Folge: 873 | 12. Mai 2013 | Sender: NDR | Regie: Lars Kraume
Bild: NDR/Marion von der Mehden |
So war der Tatort:
Zum Dahinschmelzen – und das trotz der frostigen Temperaturen.
Es ist ja nicht so, dass die Chemie zwischen Hauptkommissar Klaus Borowski (Axel Milberg) und seiner Kollegin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) bereits nach vier gemeinsamen Einsätzen langweilen würde – im Gegenteil. Dennoch weht beim fünften Fall der Kieler Ermittler im nördlichsten deutschen Bundesland personell frischer Wind: Borowski und Brandt bekommen die Südschleswiger Kommissarin Einigsen (Lisa Werlinder) bei der Tätersuche zur Seite gestellt.
Einigsen outet sich als Bewunderin des spröden Kommissars, lässt Männerherzen mit ihrem niedlichen Akzent, ihrem blonden Pony und der entwaffnend kecken Art höher schlagen und räkelt sich schonmal lasziv im Trikot der dänischen Nationalmannschaft und einem knappen Höschen auf dem Hotelbett.
Den Dauer-Single unter den Tatort-Ermittlern veranlasst die freche Kommissarin damit zu einer Reaktion, die er schon im nächsten Moment bitter bereut – zweifellos die amüsanteste Szene in Borowski und der brennende Mann, bei dem sich Regisseur Lars Kraume (Wer das Schweigen bricht) atmosphärisch an Skandinavien-Krimis orientiert, obwohl diesmal nicht Henning Mankell die Vorlage liefert.
Das Skript stammt vielmehr von Daniel Nocke, der auch die Drehbücher zum Kieler Hochkaräter Borowski und der vierte Mann und zum Grimme-Preis-nominierten Das Dorf beisteuerte, ist aber keineswegs frei von Schwächen: Nach dem spektakulären Feuertod von Schulleiter Michael Eckart auf den Treppen einer dänischen Schule
fällt der 873. Tatort in ein gut einstündiges
Spannungstief, an dem weder der relativ müde in Szene gesetzte Autounfall von Sarah Brandt und
Kriminalrat Roland Schladitz (Thomas Kügel) noch Leiche Nr. 2 und 3 etwas ändern.
Das liegt auch daran, dass die öffentlich-rechtliche Krimireihe in Borowski und der brennende Mann überdeutlich ihren Bildungsauftrag erfüllen möchte und dem Zuschauer daher allerlei historisches Grundwissen zur dänischen Minderheit in Schlewsig-Holstein vermittelt: Wenngleich der geschichtliche Bezug nicht ganz so konkret
ausfällt wie im innovativen Vorgänger Borowski und der freie Fall, in dem die Kieler Kripo den
Badewannentod von Uwe Barschel neu aufrollte, reichen die
Hintergründe des Mordes bis in die schleswig-holsteinische
Nachkriegsgeschichte zurück.
Einigsen und Schladitz plaudern munter über die eigene Kindheit, während Brandt im Präsidium gleichmal die Landkarte ausrollt. Die Tätersuche bringt dies keinen Deut voran – kein Wunder also, dass die Spannung vor allem im Mittelteil des Krimis häufig verschleppt wird und es erst auf der Zielgeraden richtig zur Sache geht.
Der fesselnde Showdown im Krankenhaus, bei dem dem Mörder in bester Der Wachsblumenstrauß-Manier an Schladitz‘ Krankenbett eine Falle gestellt wird, entschädigt dann immerhin für einen Großteil der vorherigen Längen und hält eine unerwartete Wendung in der Hinterhand: Augenklappenträger Kviersgaard (Peter Mygind) ist nämlich nicht der einzige mit einem Mordmotiv, und da die Nebenrollen mit Hans Peter Hallwachs (Schiffe versenken), Johanna Gastdorf (Gestern war kein Tag) und Michael Schenk (Platt gemacht) konsequent mit leinwanderprobten Darstellern besetzt wurden, drängt sich erfreulicherweise auch keiner der Darsteller allein schon durch sein prominentes Gesicht als Täter auf.
So überzeugen Borowski und Brandt auch bei ihrem fünften gemeinsamen Einsatz – wenngleich Rampenlicht und Männerherzen diesmal ganz klar der dänischen Kollegin Einigsen gehören.
EINIGSEN:Er denkt, wir Dänen würden nur an Alkohol und Sex denken und sind stinkreich. Bei mir hat er da Recht. Bis auf den letzten Punkt. Nein, war nicht so ernst gemeint. Ich trinke gar nicht so viel.
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