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Dicker als Wasser

Folge: 944 | 19. April 2015 | Sender: WDR | Regie: Kaspar Heidelbach

Bild: WDR/Uwe Stratmann

So war der Tatort:

Rohdesk.

Keine zwei Monate ist es her, dass Armin Rohde (Dschungelbrüder) zum letzten Mal einen Tatort-Bösewicht mimte: In Das Haus am Ende der Straße lieferte sich der gebürtige Gladbecker in der Rolle des abgehalfterten Ex-Polizisten Rolf Poller ein packendes Psychoduell mit dem scheidenden Frankfurter Hauptkommissar Frank Steier (Joachim Król) – es war nicht zuletzt aufgrund der tollen Darbietung Rohdes eine der stärksten Tatort-Folgen des Jahres 2015.

Im spannenden Tatort Dicker als Wasser von Filmemacher Kaspar Heidelbach mimt der Charakterkopf, der unter gleicher Regie auch 2001 im starken Tatort Bestien auf die Kölner Hauptkommissare traf, nun erneut den bösen Buben: Der rabiate Ralf Trimborn (Armin Rohde) wurde nach dem Mord an einem Türsteher gerade erst aus dem Gefängnis entlassen. Aber ist er auch der Mörder des toten Kneipenwirts Oliver Mohren, eines der besten Freunde seines Sohnes Erik (Ludwig Trepte)?

Die Kölner Hautpkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Diemar Bär) beißen auf Granit: Trimborn, der kurz vor der Pleite steht, lässt die beiden bei den Befragungen regelmäßig auflaufen und legt die schützende Hand über seinen tatverdächtigen Sohn – nicht aber über dessen Freundin Laura Albertz (Alice Dwyer), die mit dem Ermordeten angebandelt hatte und gehörig von Trimborn getriezt wird.

Drehbuchautor Norbert Ehry (Keine Polizei) kombiniert seine klassische Whodunit-Konstruktion geschickt mit einer emotional aufgeladenen Vater-Sohn-Geschichte, deren Spuren weit in die Vergangenheit reichen und ein Jahre zurückliegendes Verbrechen zutage fördern.

Die Unterstützung ihres neuen Assistenten Tobias Reisser (Patrick Abozen, Alle meine Jungs) können Ballauf und Schenk also gut gebrauchen: Nach seinem gelungenen Probe-Auftritt in Der Fall Reinhardt hat sich Reisser in der Gunst des WDR erfreulicherweise gegenüber der nervtötenden IT-Fachfrau Miriam Häslich (Lucie Heinze, Ohnmacht) und dem nachnamenlosen Greenhorn Gabi (Kathie Angerer, Wahre Liebe) durchgesetzt und zählt ab sofort dauerhaft zum Team.

Der sportliche Franziska-Nachfolger schaltet sich aktiv in die Ermittlungen ein, statt wie
seine Vorgängerin nur auf Assistenztätigkeiten reduziert zu werden. Während das vor allem bei der Überwachung von Trimborn prima funktioniert, wirkt der offen schwelende Konflikt zwischen Ballauf und Schenk eher künstlich: Vor allem die Szene, in der Ballauf seinem Kollegen mit einem Dienstverfahren droht, weil der eine Genehmigung nachträglich anfordern will, wirkt mehr als aufgesetzt – solche Regelverstöße lassen sich im Tatort schließlich fast jeden Sonntag beobachten. Auch die Ursache für Schenks vermeintliche Eskapaden – eine missglückte
Festnahme zweier Jugendlicher in seiner ersten Filmszene – ist nicht
überzeugend.

Deutlich gelungener ist der Auftritt von Armin Rohde: Es macht einfach unheimlich Laune, ihm in der Rolle des bankrotten Tyranns zuzuschauen, der Autos mit Tennisbällen knackt und ausstehende Zahlungen persönlich mit dem Holzhammer eintreibt. Auch wenn es Rohde im 944. Tatort anders als in Das Haus am Ende der Straße an einem ebenbürtigen Gegenspieler mangelt – allein seine One-Man-Show als tickende Zeitbombe, die außer ihrem Sohn nichts mehr zu verlieren hat, ist das Einschalten wert. Ludwig Trepte (Heimatfront) als hin- und
hergerissener Sprössling Erik und Alice Dwyer (Auf der Sonnenseite) als
besorgte Freundin Laura liefern bei den Auseinandersetzungen mit dem rabiaten Vater ebenfalls überzeugende Leistungen ab.

Wer den Kneipenwirt letztlich auf dem Gewissen hat, ist allerdings nicht nur für Kenner des James Bond-Films Liebesgrüße aus Moskau früh offensichtlich: Wer teuren Rotwein zum Fisch trinkt, hat schließlich garantiert etwas auf dem Kerbholz.

Bewertung: 7/10


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