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Hundstage

Folge: 973 | 31. Januar 2016 | Sender: WDR | Regie: Stephan Wagner

Bild: WDR/Wolfgang Ennenbach

So war der Tatort:

Verlustgeprägt.

Das Leitmotiv des achten Falls der Dortmunder Ermittler Peter Faber (Jörg Hartmann), Martina Bönisch (Anna Schudt), Daniel Kossik (Stefan Konarske) und Nora Dalay (Aylin Tezel) ist nämlich der Verlust eines Kindes: Während Faber in Hundstage immer wieder die Stimme seiner tödlich verunglückten Tochter hört, sucht Bönisch vergeblich Kontakt zu ihrem Sohn, der sich für ein Leben bei ihrem Ex-Mann entschieden hat. Zwischen Dalay und Kossik hingegen steht weiterhin das abgetriebene Kind, das in Auf ewig Dein zur Trennung führte.

Auch die Ermittlungen im Mordfall werden nicht nur von der Suche nach dem Täter, sondern auch vom Verlust eines Kindes vorangetrieben: 14 Jahre ist es her, dass Martina Bönisch den vermissten Sohn von Max (Ralf Drexler) und Eva Dehlens (Maren Eggert, Väter) nicht hatte finden können – und dementsprechend aufbrausend reagiert Dehlens‘ labile Ehefrau auch, als die Dortmunder Hauptkommissarin ihr erneut eine schlechte Nachricht überbringt. Ihr Mann wurde nämlich tot aus dem Hafenbecken gezogen. Nach einem Schuss in die Brust stürzt er einleitend zusammen mit der undurchsichtigen Judith Stiehler (Anne Ratte-Polle, Die Wahrheit stirbt zuerst) ins Wasser, die von Faber in letzter Sekunde vor dem Ertrinken gerettet und von einem Zeugen schwer belastet wird.

Ausgerechnet Stiehler zieht mit Teenager Jonas (Patrick Mölleken) einen Jungen groß, der Dehlens‘ vermisstem Sohn verdächtig ähnlich sieht: Das Fundament für einen verschachtelten Whodunit, in dem Maren Eggert nach ihrem vielgelobten Gastspiel im Kieler Tatort Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes erneut für eine Schlüsselrolle in die Krimireihe zurückkehrt, ist gelegt.

Regisseur Stephan Wagner (Gegen den Kopf) und Drehbuchautor Christian Jeltsch (Er wird töten) halten die Frage, wer die Mutter von Jonas ist, trotz kleinerer logischer Schwächen bis in die Schlussviertelstunde offen – und weil die Auflösung der Täterfrage nur über die DNA des Jungen führt, darf der Zuschauer dabei fleißig miträtseln.

Auch handwerklich geben sich die Filmemacher keine Blöße: Zu den am stärksten arrangierten Momenten gehört eine nächtliche Sequenz im Präsidium, in der die irritierte Boenisch heimlich Faber belauscht, der unter Alkoholeinfluss Selbstgespräche führt. Ohnehin erreichen die Spannungen zwischen den Ermittlern, deren Charakterzeichnung im 973. Tatort gewohnt intensiv vorangetrieben wird, eine neue Dimension: Faber und Kossik liefern sich bei der zweiten Tatort-Besichtigung eine handfeste Rauferei – die angeheiterte Bönisch hingegen kassiert eine herbe Abfuhr, als sie Faber nach dem dritten gemeinsamen Dosenpils an einer Pommesbude küssen will („Besser nicht.“).

Neben Kossiks Dienstaufsichtsbeschwerde und Fabers aufkeimenden Selbstzweifeln, die durch die zwangsverordnete Sitzung beim Polizeipsychologen Peter Lech (Ronald Kukulies, Spargelzeit) ausgelöst werden, widmen sich die Filmemacher in Hundstage aber noch einem weiteren Nebenkriegsschauplatz: Kossik wird aus Liebeskummer zum Trinker. So ist es ausgerechnet die in Hydra noch schwer von Dortmunder Neonazis gepeinigte und an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gebrachte Dalay, die bei hochsommerlichen Temperaturen als einzige Ermittlerin den kühlen Kopf behält.

Der inhaltlich etwas überladene Gesamteindruck – ein häufiges Dilemma im sonst so überzeugenden Dortmunder Tatort – lässt sich vor allem auf der Zielgeraden, auf der sich die Verstrickungen zwischen den Verdächtigen immer unübersichtlicher gestalten, nicht leugnen – und es wäre sicher kein Fehler gewesen, zumindest Kossiks Kneipenbesuche noch für die nächste Folge aufzusparen.

Trotz der starken Fixierung auf das Privatleben der Ermittler ist der achte Fall von Faber, Bönisch & Co. aber ein unterhaltsames und stark gespieltes Krimidrama, in dem der WDR seinen horizontalen Erzählansatz einmal mehr konsequent durchzieht.

Bewertung: 7/10


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