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Die Feigheit des Löwen

Folge: 924 | 30. November 2014 | Sender: NDR | Regie: Marvin Kren

Bild: NDR/Christine Schroeder

So war der Tatort:

Nicht ganz so „supergut“, wie Hauptkommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) im Film gleich mehrfach betont, aber immerhin: ziemlich gut.

Nach dem starken Debüt Feuerteufel, in dem Falke und seine Partnerin Katharina Lorenz (Petra Schmidt-Schaller) noch in Hamburg ermittelten, fanden diese sich nach der Beförderung durch den NDR nicht nur im Dienste der Bundespolizei, sondern leider auch im Mittelmaß wieder: Der Inselkrimi Mord auf Langeoog und die in Wilhelmshaven spielende Folge Kaltstart blieben hinter den hohen Erwartungen zurück.

Bei ihrem vierten Tatort-Einsatz zeigt der Pfeil wieder nach oben: Die Feigheit des Löwen, der einige Wochen vor seiner Erstausstrahlung auch beim Filmfest Hamburg zu sehen war, ist ein etwas unübersichtlicher, aber kraftvoller Flüchtlingskrimi, der durch eingeflochtene Radioberichte und TV-Bilder aus
syrischen Bürgerkriegsgebieten gekonnt im aktuellen
Zeitgeschehen verortet wird.

Unterstützung erhalten Falke und Lorenz in Oldenburg von einer österreichischen Gerichtsmedizinerin, die sich in Sachen Unterhaltungswert vor dem Münsteraner Kollegen Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) nicht verstecken muss: Die sympathische Pathologin Dr. Evers (Brigritte Kren) mausert sich im 924. Tatort zum Publikumsliebling und demonstriert den verdutzten Ermittlern den sogenannten Bolustod – eine der fiesesten
Todesarten in der Geschichte der Krimireihe. Wer hätte gedacht, dass es tatsächlich
gefährlich werden kann, einen roten und einen grünen Apfel
direkt hintereinander zu verputzen?


FALKE:
Ich musste irgendwie an Schneewittchen denken.

Anders als in Kaltstart, dessen Geschichte um illegale Waffengeschäfte und geheimnisvolle Drohnen trotz einiger guter Ansätze eine Nummer zu groß geriet, ermitteln Falke und Lorenz diesmal auf Augenhöhe mit den Verbrechern und müssen feststellen, dass der Schrecken des syrischen Bürgerkriegs bis ins beschauliche Niedersachsen reicht: Auf einem Parkplatz sterben ein syrischer Familienvater und seine kleine Tochter, seine Ehefrau Mira (Alev Irmak) und sein Sohnemann Ali (Mert Dincer) kommen mit dem Schrecken davon.

Während sich Falkes Oldenburger Busenkumpel Jan Katz (Sebastian Schipper) an dem kleinen Jungen die Zähne ausbeißt, entwickelt der Bundespolizist schon bald väterliche Gefühle für den Kleinen: Schnell wird deutlich, dass Die Feigheit des Löwen nicht nur als Schleuserkrimi, sondern auch als hochkarätig besetztes Familiendrama funktioniert.

Neben Karoline Eichhorn (Borowski und das Meer), die die deutsche Frau eines syrischen Arztes spielt, zählen auch zwei Schauspieler aus dem US-Hit Homeland zum Cast: Während Numan Acar (mimt den Terroristen Haissam
Haqqani in Staffel 4) schon nach wenigen Minuten das Zeitliche segnet, drückt Navid Negahban (mimt den Terroristen Abu Nazir in Staffel 1 und 2) dem Tatort mit charismatischem Spiel seinen Stempel auf. Vom finster
dreinblickenden Flüchtling Harun, der seinem Bruder Nagib (Husam Chadat) für dessen Rettungsaktion zu
keiner Sekunde dankbar zu sein scheint, geht eine permanente subtile Bedrohung aus,
die das dramatische Finale allerdings früh erahnen lässt.

Doch es überwiegen die Stärken: Regisseur Marvin Kren (Die letzte Wiesn) und Drehbuchautor Friedrich Ani (Das Glockenbachgeheimnis), arrangieren ein ruhiges, aber überzeugendes Krimidrama mit politischem Anstrich. Und Falke und Lorenz? Die kommen sich nach einer „Billstedter Milch“ bei leidenschaftlichen Zungenküssen näher und wecken damit die Vorfreude auf ihren fünften Einsatz Frohe Ostern, Falke – in dem sich allerdings auch nicht klärt, ob denn nun nachts etwas gelaufen ist.

Bewertung: 7/10


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