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Eine andere Welt

Folge: 886 | 17. November 2013 | Sender: WDR | Regie: Andreas Herzog

Bild: WDR/Thomas Kost

So war der Tatort:

Scherbenreich.

Dass Hauptkommissar und Vorzeige-Arschloch Peter Faber (Jörg Hartmann) gerne mal seinen Schreibtisch samt Arbeitseinrichtung zertrümmert, weiß der Zuschauer spätestens seit seinem spektakulären Abgang im zweiten Dortmunder Tatort Mein Revier – und in Eine andere Welt setzen Regisseur Andreas Herzog (Scheinwelten) und Drehbuchautor Jürgen Werner, der bereits an Mein Revier und dem Faber-Erstling Alter Ego mitschrieb, sogar noch einen drauf. Faber zerlegt das Waschbecken auf der Herrentoilette des Präsidiums in seine Einzelteile, lässt die Scherben liegen und kotzt gepflegt in die Kloschüssel – und das alles nur, weil ihn seine Vergangenheit einholt.

Was sich in den Schlussminuten von Mein Revier mit einem anonymen Brief bereits angedeutet hatte, setzt sich im 886. Tatort fort: Den Dortmunder Teamchef, der seine Kollegen Martina Bönisch (Anna Schudt), Daniel Kossik (Stefan Konarske) und Nora Dalay (Aylin Tezel) auch diesmal wieder wie den letzten Dreck behandelt, belastet der Tod seiner Familie, der seinen dritten Einsatz in der RuhrpottMetropole zugleich zu seinem bis dato persönlichsten macht.

Seine privaten Nachforschungen über den noch nicht bis ins Detail aufgeklärten Tod seiner Frau und Tochter sind aber nur einer der Nebenkriegsschauplätze, die den ansonsten angenehm bodenständigen und authentischen Fall immer wieder vom Kurs abbringen. Wenn Kossik und Dalay minutenlang darüber debattieren, ob sie nun gemeinsam zu einer türkischen Hochzeit gehen sollen oder nicht, gerät der Tod der umtriebigen Gymnasiastin Nadine Petzokat (Antonia Lingemann) vorübergehend aus dem Blickfeld.

Immerhin: Das Alter der beiden Jungermittler, die diesmal zu deutlich weniger GZSZ-Dialogen genötigt werden als in den beiden Vorgängerfolgen, zahlt sich im dritten Dortmunder Fadenkreuzkrimi erstmalig aus. Die kesse Dalay ermittelt undercover in einem Nobelclub, in dem die deutlich älteren Faber („Der Slip muss weg!“) oder Bönisch („Der Slip bleibt, wo er ist!“) unter den jungen Partygästen und Schnöseln sofort aufgefallen wären, und wird von den tatverdächtigen Konstantin Prinz (Sergej Moya, herausragend in Hilflos) und Lars von Hesseling (Anton Rubtsov) sofort zum Wodkatrinken eingeladen.

Das wirkt zwar nicht
vollends glaubhaft, ist aber einer der besseren Einfälle von Drehbuchautor Jürgen Werner, der ansonsten auf eine konstruierte Häppchentaktik setzt: Hätten sich Faber & Co. das Videotagebuch der ermordeten Schülerin und ihrer besten Freundin Julia Nowak (Matilda Merkel, Spargelzeit) – Found-Footage-Hits wie das Blair Witch Project oder Cloverfield lassen grüßen – einfach sofort angesehen, wäre der Mord schon nach zehn Minuten aufgeklärt gewesen. In einem Kölner Tatort hätten Ballauf und Schenk ihre Assistentin Franziska wohl einfach zur einer Nachtschicht verdonnert (wie
z.B. in Blutdiamanten), denn das Tatmotiv wird tatsächlich im letzten der zahlreichen Videoclips gelüftet.

Die Dortmunder Ermittler aber schauen immer mal wieder rein, wenn gerade Zeit ist, als gäbe es weitaus Wichtigeres zu erledigen – das leuchtet nicht ein und ist allein dem Spannungsaufbau und der Zurückhaltung der Auflösung geschuldet. Anders würde Eine andere Welt schlichtweg nicht funktionieren. Spaß macht der Tatort dennoch – nicht zuletzt aufgrund der zahlreichen One-Liner auf Stromberg-Niveau.


FABER:
Jetzt machen Sie mal nicht den Akten-Nazi!“

Bewertung: 6/10


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