Folge: 826 | 29. Januar 2012 | Sender: SWR | Regie: Jürgen Bretzinger
Bild: SWR/Peter Hollenbach |
So war der Tatort:
Sparsam – und das an allen Ecken und Enden.
„Wir alle müssen den Gürtel enger schnallen“, stellt der Wurstlieferant und Landtagsabgeordnete Stefan Müller-Allen (Uli Boettcher, Ohne Beweise) bei seiner einleitenden Stippvisite auf dem Polizeipräsidium in Konstanz fest, lässt sogleich Taten folgen und die Dienststelle von Hauptkommissarin Klara Blum (Eva Mattes) und Kai Perlmann (Sebastian Bezzel) in Sachen Effizienz auf Herz und Nieren prüfen.
Dumm nur, dass das fleißige Annika „Beckchen“ Beck (Justine Hauer) in Schmuggler Urlaub hat und von der Stuttgarter Aushilfskraft Tanja Kraft (Alwara Höfels, Alles hat seinen Preis) vertreten wird. Die entpuppt sich zwar als übereifrig und verdreht Perlmann umgehend den Kopf, bringt im Büro aber mehr durcheinander als voran und findet sogar noch Zeit fürs Fensterputzen – da kann natürlich prima eine halbe Stelle eingespart werden.
Gespart wird auch im Haushalt der alleinerziehenden Mutter Marie Schreiber (Julia Koschitz, Der Traum von der Au), die als geringverdienende Zollbeamtin mit ihrem Kollegen Kevin Kümmerle (Florian Fischer, Viktualienmarkt) täglich die titelgebenden Schmuggler zur Strecke bringt und dabei mehr Geld in deren Handschuhfächern findet, als sie in ihrem Leben je auf dem Girokonto haben wird. Deutsche Großverdiener wie der schmierige Polzner (Thomas Bestvater, Das schwarze Grab) sparen nämlich gern Steuern, legen ihr Geld auf Schweizer Nummernkonten an und bringen es dann über Handlanger wie den aalglatten Anlageberater Röttli (Urs Jucker) zurück ins Land.
Leider geizen im 826. Tatort nicht nur die Politiker, die Hauptverdächtigen und die Schmuggler mit Ausgaben, sondern auch die Drehbuchautoren Birgit Grosz (Das erste Opfer) und Leo P. Ard (Der Polizistinnenmörder) mit guten Einfällen: Sieht man vom amüsanten Triezen des verhafteten Röttli, den das Konstanzer Ermittlerduo hämisch lächelnd in eine gemeinsame Zelle mit einem pupsenden Obdachlosen steckt, einmal ab, bleibt nach dem Abspann kaum Erwähnenswertes in Erinnerung.
Korruption und Neid in der Zolldienststelle um Leiter Neuerer (Falk Rockstroh, Kaltes Herz), eine halbherzig ausgearbeitete Beziehung zwischen Hauptverdächtiger und Mordopfer, ein kurzer Undercover-Einsatz von Perlmann, der ihm immerhin ein paar leckere Schweizer Pralinen einbringt – das alles macht noch keinen wirklich guten Tatort und wird zudem durch gähnend langweilige Gespräche unter Frauen, die Blum und Schreiber (wie im Konstanzer Tatort üblich) vor herrlichen Bodensee-Panoramen führen, ausgebremst.
Der 826. Tatort kommt unterm Strich selten in Fahrt – und setzt die Schwächephase der Krimis vom Bodensee auch zu Beginn des Jahres 2012 fort.
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