Folge: 812 | 2. Oktober 2011 | Sender: NDR | Regie: Stephan Wagner
Bild: NDR/Marion von der Mehden |
So war der Tatort:
Perfekt. Zumindest fast.
Denn dem muffeligen Eigenbrötler Klaus Borowski (Axel Milberg) in diesem starken Fall erstmalig die freche Ermittlerin Sarah Brandt (Sibel Kekilli) zur Seite zu stellen, erweist sich schnell als Glücksgriff. Gegen die Wand-Star Kekilli darf den norddeutsch-unterkühlten Kommissar in ihrer neuen Rolle immer wieder aus der Reserve locken und ihm am Ende gar mit Bravour das Leben retten.
Nachdem sich die beiden bereits im Vor-Vorgänger Borowski und eine Frage von reinem Geschmack kennenlernen und ein wenig beschnuppern durften, begegnen sich Brandt und Borowski nun erstmalig in der Polizeikantine: Das Aufeinandertreffen fällt herrlich wortkarg aus und bildet zugleich den Auftakt zu einer ganzen Reihe subtil humorvoller Wortwechsel.
Einzig der kurze Bewerberkampf um die vakante Position an Borowskis Seite, der bei Dr. House-Fans Erinnerungen an die vierte Staffel der damaligen US-Erfolgsserie wecken dürfte, glückt nicht ganz: Brandt sticht ihre männliche Konkurrenz ein wenig zu locker aus und wirkt mit ihren eindrucksvollen Hacker-Kenntnissen einleitend wie ein müder Abklatsch von Stieg Larssons Millenium-Trilogie-Protagonistin Lisbeth Salander.
Ansonsten macht Ausnahmeautor Sascha Arango (Der kalte Tod, Borowski und der Engel) beim Drehbuch zu Borowski und die Frau am Fenster alles richtig: Sein fast schon typischer Verzicht auf das gewohnt Whodunit-Schema ist notwendig, um der herausragenden Schweizer Filmpreis-Nominierten Sibylle Canonica (Das Recht, sich zu sorgen) als titelgebender Frau am Fenster ausgiebig Platz zur Entfaltung einzuräumen.
Deren psychopathische Tierärztin Charlotte Delius ist ohnehin die einzige ernstzunehmende Verdächtige und für den Zuschauer daher wie zu besten Columbo-Zeiten als Mörderin von Beginn an bekannt.
Insbesondere beim elektrisierende Finale, in dem Borowski die Vergangenheit der vereinsamt lebenden Medizinerin gnadenlos aufrollt, und den hochspannenden Sequenzen im Hause des ahnungslosen, trauernden Nachbarn läuft Canonica als eiskalte Wahnsinnige, um deren Beweggründe sich lange Rätsel ranken, zu großer Form auf.
Und Arango landet bei seinem Drehbuch einen weiteren Volltreffer: Die Sequenzen in Borowskis provisorischer Männer-WG mit seinem von Frau und Kind verlassenen Chef Roland Schladitz (Thomas Kügel) sind schlichtweg köstlich und überschreiten erst kurz vor dem Abspann die Grenze zur Albernheit.
Schreibe einen Kommentar