Bild: SWR/Krause-Burberg

Im Abseits

Folge 805

19. Juni 2011

Sender: SWR

Regie: Uwe Janson

Drehbuch: Jürgen Werner

So war der Tatort:

Stets bemüht.

Bemüht, mit Vorurteilen gegenüber Frauenfußball und in Deutschland lebenden Muslimen aufzuräumen. Bemüht, den Liga-Alltag des fiktiven FC Eppheim in einen halbwegs glaubwürdigen Sonntagskrimi zu verpacken. Und vor allem bemüht, pünktlich zum Auftakt der Frauen-Fußball-WM im eigenen Land beim öffentlich-rechtlichen Fernsehzuschauer Interesse an einem Sport zu wecken, der 2011 trotz zahlreicher EM- und WM-Titel der deutschen Fußball-Damen noch immer auf den ersehnten Durchbruch wartet.

Schließlich stehen in den Folgewochen nach der Erstausstrahlung von Im Abseits hochklassige Live-Übertragungen von Top-Spielen wie Nordkorea-Kolumbien (live aus Bochum, Endstand 0:0) oder Norwegen-Äquatorialguinea (live aus Augsburg, Endstand 1:0) auf dem Programm.

Das spätere sortliche Enttäuschen der DFB-Frauen kann man Drehbuchautor Jürgen Werner (schreibt in den Jahren danach viele tolle Geschichten für den Dortmunder Tatort) kaum vorwerfen – wohl aber einen inhaltlich wie dramaturgisch völlig missglückten Tatort-Beitrag zur in den Medien ohnehin schon künstlich suggerierten Frauenfußballbegeisterung, von der im Juni 2011 auf den Straßen und in den Kneipen der Bundesrepublik spätestens nach dem Ausscheiden von Nadine Angerer, Birgit Prinz & Co. gegen den späteren (hochverdienten) Weltmeister Japan herzlich wenig zu spüren war. Im Abseits scheitert sowohl als PR-Streifen als auch als Krimi – und einzig der gute Wille aller Beteiligten bewahrt den Film haarscharf vor unserem zweifelhaften Prädikat Totalausfall.

Nachdem bereits Ex-Bundestrainer Berti Vogts 1999 einen kurzen, aber legendären Kaninchen-Auftritt im Hamburger Tatort Habgier hingelegt hatte, setzen die Filmemacher im 805. Tatort zwölf Jahre später noch einen drauf: Neben WM-OK-Präsidentin Steffi Jones und Nationalspielerin Célia Okoyino da Mbabi sind auch Bundestrainer Jogi Löw, Oliver Bierhoff und Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger in Gastrollen zu sehen. Dass die Fußball-Offiziellen trotz aller Medienerfahrung die hohe Schauspielkunst nicht neu erfinden, überrascht kaum – wohl aber, dass ihr Auftritt tatsächlich noch unfreiwillig amüsanter ausfällt als der des einstigen „Terriers“ (hier der schwächste aller schwach geschauspielerten Momente).

Spätestens, nachdem Zwanziger seinen Kollegen mit bedeutungsschwangerer Trauermiene vom Tode Fadime Güclüs – dem wenig subtilen Tatort-Pendant zum damaligen DFB-Aushängeschild Fatmire Bajramaj – in Kenntnis setzt, kann Im Abseits als Krimi kaum noch ernst genommen werden. Die überheblichen Machosprüche von Hauptkommissar Mario Kopper (Andreas Hoppe) und die vehementen Plädoyers für den Frauenfußball von Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) retten da unterm Strich nur sehr wenig – viel origineller wäre es doch genau andersrum gewesen.


KOPPER:
Es gibt’n guten Grund, warum der DFB Frauenfußball bis Anfang der 70er Jahre verboten hat.

ODENTHAL:
Weil die Frauen mehr Weltmeistertitel hätten als die Männer.

Bewertung: 2/10


Kommentare

Eine Antwort zu „Im Abseits“

  1. Ein Klassiker. "Theo, lass uns nach Eppheim fahren".

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