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Mord in der ersten Liga

Folge: 794 | 20. März 2011 | Sender: NDR | Regie: Nils Willbrandt

Bild: NDR/Marc Meyerbröker

So war der Tatort:

Tabulos.


Mord in der ersten Liga thematisiert nämlich ganz offen ein im Jahr 2011 noch sehr heikles Thema: Homosexualität unter männlichen Profifußballern. Die es ja eigentlich gar nicht gibt, zumindest nicht in der Öffentlichkeit, wenngleich Erstliga-Kicker Ben Nenbrook (Luk Pfaff) in diesem Tatort vermutet: „Angeblich ist die halbe Nationalmannschaft schwul, einschließlich Trainerstab.“

Dass man in realen DFB-Kreisen bei der TV-Premiere des Films alles andere als amused über diesen Tatort-Dialog zur besten Sendezeit war, überrascht kaum: Wer damals aktuelle oder ehemalige deutsche Nationalspieler wie Philipp Lahm, Kevin Kuranyi, Arne Friedrich oder (den sich später tatsächlich outenden) Thomas Hitzlsperger, aber auch Bundestrainer Jogi Löw googelte, bekam bei der Eingabe des Namens nämlich prompt als ergänzenden, ersten Suchvorschlag das Wort „schwul“ von der Suchmaske des Internetriesen vorgeschlagen.

Das ist kein Zufall, schließlich hielten sich entsprechende Gerüchte seit Jahren, ohne dass sie je stichhaltig be- oder widerlegt worden wären. Ballack-Berater Michael Becker hatte 2010 gar eine vermeintliche „Schwulencombo“ im DFB-Team ausgemacht, ohne dabei konkret zu werden.

Im 794. Tatort, in dem die niedersächsische Hauptkommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) nach dem Mord an Profikicker Kevin Faber endlich einmal in ihrer Heimatstadt Hannover – genauer gesagt: auf dem 96-Stadiongelände und in Hooligankneipen – ermitteln darf, ist das im Gespräch mit ihrem Kollegen Paul Näter (Fritz Roth, Wie einst Lilly) alles ein wenig einfacher:


NÄTER:
Es gab keine Hinweise darauf, dass Kevin Faber schwul war.


LINDHOLM:
Wie erklären Sie sich dann die Kondome unterm Bett?

Ganz klar, wer Kondome unter seinem Bett versteckt, muss schwul sein. Und wer sich in einem Chatroom mit dem selten dämlichen Namen „Pithool Division“ abfällig über homosexuelle Spieler äußert, tut das in orthografisch perfektem, die Groß- und Kleinschreibung penibel beachtenden Stil, ausformulierten, grammatikalisch einwandfreien Sätzen, und unter so furchteinflößenden Nicknames wie „MaschseeNessi“. Ernsthaft?

Die Geschichte, die Drehbuchautor Harald Göckeritz (Romeo und Julia) geschrieben und Regisseur Nils Willbrandt (Leben gegen Leben) inszeniert hat, krankt von Beginn an am viel zu offensichtlichen Willen, eine Lanze für das Outing schwuler Profifußballer zu brechen. Und an der mangelnden Glaubwürdigkeit, die auch dadurch nicht erhöht wird, dass die alleinerziehende Karrierefrau Lindholm ihr Kleinkind David (Maris Strauß) fleißig bei ihrem ehemaligen Mitbewohner Martin Felser parkt, obwohl dessen unterforderter Darsteller Ingo Naujoks bereits vor über einem Jahr den Dienst als Babysitter quittiert hat und gar nicht mehr zum Cast zählt. Geht schließlich auch alles telefonisch und ohne, dass es die Kamera einfangen müsste.

Einen Täter gibt es in der häufig unfreiwillig komischen, 18. Lindholm-Folge auch: Natürlich, es ist mal wieder der prominenteste Nebendarsteller. Immerhin: Ein peinliches Drehbuch wie das zur thematisch ähnlich gelagerten Tatort-Folge Im Abseits bleibt dem Zuschauer diesmal erspart. Und einen amüsanten One-Liner hat Hannover-96-Fan Närter auch noch parat. Volltreffer.


NÄTER: 
Wir heißen ja schließlich nicht Hannover 69.


Bewertung: 3/10


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