Folge: 791 | 20. Februar 2011 | Sender: MDR | Regie: Buddy Giovinazzo
Bild: MDR/Saxonia Media/Junghans |
So war der Tatort:
Weit weniger romantisch, als es der Krimititel nahelegt.
In Leipzig herrscht nämlich Eiszeit – zumindest zwischen den Hauptkommissaren Andreas Keppler (Martin Wuttke) und Eva Saalfeld (Simone Thomalla), die sich bei ihrem zehnten gemeinsamen Einsatz in Sachsen so feindselig begegnen wie selten.
Heiß her geht es in Rendezvous mit dem Tod trotzdem: Keppler motzt lautstark an Saalfelds Fahrkünsten rum, Saalfeld moniert Kepplers ehrgeizige Karrierepläne und der bedauernswerte Kriminaltechniker Wolfgang Menzel (Maxim Mehmet) gerät mal wieder zwischen alle Fronten, weil seine beiden Vorgesetzten getrennt voneinander ermitteln und sich jeweils eine Leiche vorknöpfen.
Die sind natürlich miteinander verknüpft: Beide Opfer waren online auf Partnersuche, im Dating-Portal „50Plus“, dessen Webdesigner die Zeit nach der Jahrtausendwende offenbar komplett verschlafen haben – da liegt es nahe, dass sich auch Saalfeld mit einem Bild ihrer Mutter (!) zum schnellen Netzflirt anbietet und prompt die ersten Angebote ins Präsidium trudeln.
Rendezvous mit dem Tod ist ein schwacher, sogar ein richtig schwacher Tatort – sieht man einmal davon ab, dass die Drehbuchautoren Meike Hauck und Clemens M. Schönborn mit der Auflösung noch einen späten Volltreffer landen. Die ist nämlich erfreulich überraschend – was auch daran liegt, dass mit Nadeshda Brennicke (Zurück ins Licht), Renate Krößner (Alles hat seinen Preis) und André Hennicke (Wegwerfmädchen) drei in etwa gleich prominente Nebendarsteller mit von der Partie sind, die sich nicht schon allein durch ihr bekanntes Gesicht von den übrigen Charakteren abheben und damit als Täter aufdrängen.
Sieht man vom packenden, wenn auch von Regisseur Buddy Giovinazzo (3 x schwarzer Kater) recht holprig inszenierten Showdown ab, in dem Keppler kurzerhand bewusstlos geknüppelt wird und von seiner Kollegin aus einem metertiefen Brunnenschacht gerettet werden muss, ist der 791. Tatort erschreckend schwach auf der Brust.
Aufgesetzte Streitigkeiten unter Kollegen, abgegriffene Krimi-Dialoge vom Reißbrett und behämmerte Binsenweisheiten („Hinter jedem Vermögen steht ein Verbrechen.“) halten sich die Waage, Saalfeld turtelt halbherzig mit Lover Dr. Pierre Holsten (Oliver Bootz, Schön ist anders) und Keppler erwehrt sich bemüht der Avancen von Birgit Hahn (Krößner), die sich in seiner Pension einquartiert und Nachtportier Schmitz (Dieter Jasslauck) praktische Einrichtungstipps für seine Bar gibt.
Spannend ist das alles nicht, und manchmal sogar unfreiwillig komisch, weil der Tatort auch unabhängig von seiner mauen und selten authentischen Geschichte große Angriffsfläche bietet: Einfach mal drauf achten, was passiert, wenn Keppler den armen Menzel (der angeblich neben seiner Frau im Ehebett liegt) nachts wachklingelt: Aus dem Off ertönt die vermeintliche Stimme von Menzels Frau, Menzel verweist Keppler flüsternd auf seine schlafende Gattin, doch hinter ihm im Bett liegt: eindeutig niemand. Nur ein leeres Kopfkissen. Was soll das?
Hier wurde am falschen Ende mit Statisten gegeizt – da hätte man besser Kepplers Pläne, als neuer Kommissariatsleiter in Wiesbaden durchzustarten, einsparen können, denn aus denen wird natürlich ohnehin nichts.
Und Saalfeld? Die geht in Rendezvous mit dem Tod tatsächlich in bester Odenthal-Manier für ein paar Sekunden joggen – die Figur für das nicht immer glückliche Lederjacken-Presswurst-Outfit will ja schließlich gehalten werden.
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