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Die Unsichtbare

Folge: 779 | 14. November 2010 | Sender: SWR | Regie: Johannes Grieser

Bild: SWR/Stephanie Schweigert

So war der Tatort:

Unbeholfen.

Denn Die Unsichtbare macht von Beginn an den Eindruck, als wäre dieser Tatort nur ein konstruierter, am Reißbrett entworfener Krimi, der irgendwie den sozialkritischen Auftakt für die im direkten Anschluss an die Erstausstrahlung folgende Talkrunde bei Anne Will bilden muss (Thema: illegale Einwanderer). 


Eine solche Einwanderin kommt im 779. Tatort unter Regie von Johannes Grieser (Todesschütze) einleitend ums Leben und ruft die Stuttgarter Hauptkommissare Thorsten Lannert (Richy Müller) und Sebastian Bootz (Felix Klare) auf den Plan, die in der Folge nicht nur nach dem Mörder fahnden, sondern vor allem moralische Fragen und mangelnde schulische Perspektiven von Kindern mit Migrationshintergrund diskutieren. Da darf der Senf von Julia Bootz (Maja Schöne), die sich um die Schullaufbahn der eigenen Tochter sorgt, natürlich nicht fehlen. 


Und die von einem Verehrer mit Rosen bedachte Staatsanwältin Emilia Alvarez (Carolina Vera) und Assistentin Nika Banovic (Miranda Leonhardt) müssen stirnrunzelnd zur Kenntnis nehmen, dass die Stuttgarter Kommissare mit Herz schon mal ein Auge zudrücken, wenn zwanzig illegal in einer Zuffenhausener Großreinigung untergebrachte Einwanderer nach einer Großrazzia die Abschiebehaft droht. 


Klar, dass bei so vielen Nebenkriegsschauplätzen die Spannung spürbar auf der Strecke bleibt – darum bedient sich das Drehbuchautorengespann um Eva Zahn und Volker A. Zahn, das gut ein Jahr später auch das Skript zum Stuttgarter Tatort Scherbenhaufen beisteuert, eines banalen Kniffs.

Um ein wenig künstliche Spannung zu schüren, baut das Zahn-Duo nämlich einfach einen bedrückenden Nebenhandlungsstrang in die Story ein, der sich dem traurigen Schicksal und nächtlichen Streifzug der beiden Waisenkinder Deniz (Lukas Schust, Die Falle) und Ella (Ella Zirzow, ebenfalls in Die Falle zu sehen) widmet, die nach dem Tod der Mutter in der nächtlichen Landeshauptstadt auf sich allein gestellt sind. Dass die kleine Ella zu allem Überfluss mit einer lebensgefährlichen Krankheit zu kämpfen hat, steht beispielhaft für das Bemühen, den Zuschauer auf Teufel komm raus zum Mitfühlen zu bewegen, weil sich aus der Kriminalhandlung selbst nur wenig Reiz ergibt.

Immerhin: Trotz des Mitwirkens zweier prominenter TV-Gesichter – in Nebenrollen agieren Martin Brambach (Falsch verpackt) und Karl Kranzkowski (Unter Kontrolle) – ist die Auflösung vergleichsweise knifflig, denn der Schauspieler, der den Mörder mimt, ist ein vergleichsweise unbeschriebenes Blatt.

Retten tut dies den 779. Tatort am Ende aber nicht: Zu groß sind die Versäumnisse beim natürlichen Spannungsaufbau, zu seicht der Umgangston in Dienstwagen und Präsidium, zu offensichtlich der Versuch, vernünftige Sozialkritik in einen Krimi nach Schema F zu quetschen. Und dann ist da noch der Zwischenfall auf dem Cannstatter Wasen, bei dem sich Lannert tölpelhaft vom kleinen Deniz in einer Telefonzelle einsperren lässt, und der eher in die Kategorie „gut gemeint“ als in die Kategorie „gut gemacht“ fällt.

Bewertung: 3/10


Kommentare

Eine Antwort zu „Die Unsichtbare“

  1. Ich kann mich in diesem Fall der negativen Kritik nur eingeschränkt anschließen, weil ich den Film in seiner Grundessenz bei weitem nicht so schlecht fand wie Herr Daniels. Ganz im Gegenteil – Vieles in diesem Tatort war durchaus gelungen. Der Film bot gute Unterhaltung und durch den Nebenschauplatz mit den Kindern Spannung. Erfreulich fand ich, dass es zwischen Bootz und Lannert als respektive emotionaler und eher geerdeter Typ zu ordentlichen Rebeireien kommt, wobei sie ein wichtiges Thema angemessen aufarbeiten. Manchmal wird es vielleicht ein wenig plakativ und gerade bei den Szenen mit dem Schuldirektor geht das Drehbuch doch etwas zu weit.
    Die Szene mit den Telefonzellen ist eine der schwächsten Stellen, denn Lannert stellt sich dümmer an als die Polizei erlaubt. Anstatt sich um das Wohl der Kinder zu sorgen, lacht sein Kollege ihn dann auch noch aus.
    Zudem will mir nicht so ganz einleuchten, was der intelligente Junge plant. Will er sich jetzt etwa für immer verstecken?
    Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es noch einen negativen Aspekt, den die Filmemacher allerdings nicht selbst verschuldet haben: Die Auflösung war für mich schon in den Anfangsminuten klar, denn mittlerweile hat Florian Bartholomäi schon oft den Mörder gemimt. Aber selbst im Jahr 2010 kann ich mir nicht vorstellen, dass sich beim Showdown die ganz große Überraschung eingestellt hätte. Aber das kann ich nur schwer beurteilen.
    Unterm Strich finde ich diesen Tatort also eher enttäuschend, aber man kann ihn sich schon mal anschauen. Von mir gibt es 4/10 Punkte.

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