Folge: 737 | 14. Juni 2009 | Sender: Radio Bremen | Regie: Thomas Jauch
Bild: Radio Bremen/Hoever |
So war der Tatort:
Heimlichtuerisch.
Drehbuchautor Jochen Greve (Eine unscheinbare Frau) hat sich für Tote Männer nämlich etwas ganz Besonderes einfallen lassen, um wieder mehr Dynamik in den zuletzt oft biederen Bremer Tatort zu bringen: Er zettelt kurzerhand einen One-Night-Stand zwischen Hauptkommissar Nils Stedefreund (Oliver Mommsen) und Polizistin Helen Reinders (Camilla Renschke) an, bekanntermaßen die Tochter von Hauptkommissarin Inga Lürsen (Sabine Postel).
Dumm nur, dass die beiden beim nächtlichen Knutschen auf der Straße unfreiwillig Zeuge eines Einbruchs werden, und einer der beiden flüchtigen Täter am nächsten Morgen tot aus der Weser gefischt wird. Die Ausgangslage für ein unterhaltsames Versteckspiel der beiden Turteltäubchen, die ihre Affäre natürlich vor Mutter bzw. Kollegin Lürsen verheimlichen, ist damit eigentlich wie gemalt, doch Greve lässt die Bombe leider schon gegen Mitte des Films platzen.
Das sorgt im von Thomas Jauch (Kinderland) inszenierten Tote Männer zwar vorübergehend für gehörigen Knartsch, verpufft als Drehbuchkniff aber relativ schnell. Viel zu früh herrscht wieder Friede, Freude, Eierkuchen – am Ende ermitteln Stedefreund, Lürsen und ihre Tochter sogar wieder Hand in Hand. Die heimliche Liebelei zwischen Helen und Stedefreund böte aber Potenzial für eine ganze Reihe an Tatort-Folgen – so bleibt sie eine einmalige Sache und wird als letztlich vorschnell verschenkt.
Stedefreunds anfängliches Schweigen gegenüber seiner Kollegin ist es auch, das im 737. Tatort die Basis für einige wirklich spannende Krimimomente bildet: Vor allem die Konfrontation mit dem homosexuellen Raul (Sebastian Weber, Borowski und der coole Hund), der um Stedefreunds nächtlichen Ausrutscher weiß, bringt den Ermittler in gehörige Bedrängnis und die Geschichte damit auf Touren.
Auch das Ehepaar Jutta (Fritzi Haberlandt, Wie einst Lilly) und Leon Hartwig (Felix Eitner, Scherbenhaufen) leidet unter dem Psychoterror des Jugendlichen – bis dieser plötzlich von der Bildfläche verschwindet. Ab diesem Moment tendiert die Spannung zunehmend gegen den Nullpunkt, weil einzig die Streitereien zwischen der schwangeren Jutta und ihrem bisexuellen Ehemann seltene emotionale Ausrufezeichen setzen.
Dabei spielt die blendend aufgelegte Fritzi Haberlandt ihren Mattscheibenpartner Felix Eitner nach allen Regeln der Kunst an die Wand – und stellt eindrucksvoll unter Beweis, warum sie zuletzt vor allem auf der großen Leinwand Erfolge feierte. Durchschnittliche Sonntagskrimis, wie Tote Männer einer ist, bleiben da weniger nachhaltig in Erinnerung.
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