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Nachtgeflüster

Folge: 675 | 7. Oktober 2007 | Sender: WDR | Regie: Torsten C. Fischer

Bild: WDR/Stratmann

So war der Tatort:

Live und „On Air“. 

Denn Nachtgeflüster ist nicht nur das zehnjährige Dienstjubiläum von Hauptkommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) bei der Kölner Kripo, sondern zugleich eine Hommage an den wohl berühmtesten nächtlichen Radiotalker aller Zeiten: Jürgen Domian
Wie die Kölner Talklegende, die seit den 90er Jahren nachts im Radio zu hören und im WDR-Fernsehen zu sehen ist, geht auch Moderatorin Melissa Morgenstern (Annika Kuhl, Der Schrei) auf Sendung, wenn normale Arbeitnehmer längst friedlich in ihrem Bett schlummern. Und staunt nicht schlecht, als zur Geisterstunde ein Mann mit verzerrter Stimme anruft und ihr live in der Sendung den Polizistenmord gesteht, auf den Jubilar Ballauf und Kollege Freddy Schenk (Dietmar Bär) nur wenige Stunden zuvor angesetzt wurden. 
Eine prickelnde Ausgangslage mit enormem Spannungspotenzial – doch leider bleibt die vielversprechende Grundidee das einzig Positive in einem Kölner Tatort, in dem ansonsten fast überhaupt nichts stimmt. 
Kratergroße Logiklöcher, eine an Vorhersehbarkeit kaum zu überbietende Täterfrage und Figuren, die sich in ihrer Eindimensionalität förmlich überbieten: Nachtgeflüster ist trotz der soliden Inszenierung von Torsten C. Fischer (Ein ganz normaler Fall) bis zum kitschigen Finale, bei dem Ex-Lissy-Pütz-Darstellerin Anna Loos (Fette Hunde) im Rahmen eines Gastauftritts noch Werbung für die eigene Gesangskarriere machen darf, ein einziges Ärgernis.

Der unterwürfige, 30jährige Radio-Praktikant Hendrik Fuchs (Oliver Bröcker, Keine Polizei) mit Deppenfrisur, der noch zu Hause bei Mama wohnt und seiner heimlichen Liebe im Sender den Kaffee anreicht, der kleinkriminelle, aber sympathische Dönerverkäufer Hakan Simsek (Aykut Kayacik, Auf der Sonnenseite), dem der Zuschauer trotz seiner illegalen Glücksspielereien nie wirklich böse sein kann, und nicht zuletzt die quotenfixierte Redakteurin Claudia Völker (Claudia Michelsen, Das Dorf), die (noch) ihre schützende Hand über Aushängeschild Melissa hält, aber letztlich doch nur Erfolg sehen will: Sämtliche Nebenfiguren triefen nur so vor Klischees und machen die Antwort auf die Täterfrage für jeden halbwegs krimierprobten Zuschauer zum Kinderspiel. 

Die allgegenwärtige Vorhersehbarkeit trifft aber nicht nur auf den Kriminalfall, sondern auch auf den halbherzigen Nebenhandlungsstrang um Freddys vermeintliche nächtliche Affäre zu: Wer ernsthaft glaubt, die Drehbuchautoren Jan Hinter und Stefan Cantz, normalerweise auf den Münster-Tatort abonniert, würden dem Familienvater und Publikumsliebling von heute auf morgen einen Seitensprung andichten, glaubt wahrscheinlich auch, dass die Polizei einem im Gebäude sitzenden Geiselnehmer in Seelenruhe ein paar Live-Minuten im Radio einräumt, statt das SEK zu rufen und sein Versteck im Keller des Hauses ausfindig zu machen. 
Da sind die platten Stammtischweisheiten, die Talkqueen Melissa ihren nächtlichen Anrufern für Liebesleben und Seelenfrieden mit auf den Weg gibt, noch das kleinste Übel eines Tatorts, der seine erfrischende Grundidee mit einem hanebüchenen Drehbuch (allein der Zufall im Parkhaus…) leichtfertig verschenkt.

Bewertung: 3/10


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