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Mutterliebe

Folge: 527 | 23. März 2003 | Sender: WDR | Regie: Züli Aladag

Bild: WDR/Stratmann

So war der Tatort:

Familienfixiert. 

Und das sowohl vor als auch hinter der Kamera: Filmemacher Züli Aladağ (Schwerelos) führt bei Mutterliebe nicht
nur Regie, sondern schrieb auch das Drehbuch zum Film  – zusammen mit seiner
damaligen Frau Feo Aladağ (Exitus), die außerdem in einer Nebenrolle zu sehen ist. 
Mit einem vielversprechenden Vorspann, in dem die
Darsteller wie auf einer Theaterbühne einzeln ins Licht
treten und scheu in die Kamera blicken, beginnt ein Krimi, der in der Folge nicht recht
in Fahrt kommen will: Der Auftaktmord und eine damit verbundene Kindesentführung dienen vor allem dazu, dem Zuschauer das zerrüttete Innenleben einer vermeintlich intakten Familie vor Augen zu führen. 
Die Krankenschwester Monika Kleiber (Sonja Baum, Alter Ego) hat
Nachtschicht, als ein Säugling in die Babyklappe
gelegt wird – kurz darauf ist sie tot und das Baby
verschwunden. Während die Kölner
Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J.
Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) bei ihrem 23. gemeinsamen Fall also nicht nur einen Mord, sondern auch eine Entführung
aufklären müssen, weiß der Zuschauer von Anfang an,
wer die gesuchte Mutter des Babys ist: Es ist die verheiratete Maria Wagner (Claudia Michelsen, später im Magdeburger Polizeiruf 110 als Hauptkommissarin Doreen Brasch zu sehen) die ihre Schwangerschaft bis zuletzt vor ihrem Mann Andreas (Tonio Arango, Die chinesische Prinzessin) und dem Rest der wohlhabenden Familie um Vorzeige-Patriarch Heinrich Wagner (Manfred Zapatka, Havarie) geheim gehalten hat. Nach der ebenso unbemerkten wie packend inszenierten Geburt im Haus der Schwiegereltern bringt sie das Neugeborene direkt zur Babyklappe.

Die bröckelnde Fassade einer vermeintlich gut situierten Familie ist ein beliebtes Tatort-Motiv (vgl. Familienbande, Blutschuld) – und auch in Mutterliebe treffen die Kommissare auf mehr oder minder labile und intrigante Familienmitglieder, die alle
ihre kleinen Geheimnisse hüten. In Schwung kommt die Handlung allerdings nicht – was auch daran liegt, dass die Drehbuchautoren die falsche Fährte um Kleibers Ex-Freund Bernd Schiffer (Erdal Yildiz, beginnend mit Willkommen in Hamburg später mehrfach als Bösewicht Firat Astan im Hamburger Tatort zu sehen) sehr halbherzig ausarbeiten und vor allem die Figuren näher charakterisieren, die nur indirekt mit den Verbrechen zu tun haben. Entsprechend gehetzt und vorhersehbar fällt auch die Auflösung aus. 

Immerhin: Ganze neun Jahre, bevor
seine späteren Dortmunder Tatort-Kollegen Peter Faber (Jörg Hartmann) und Martina Bönisch (Anna Schudt) diese Technik zu ihrem
Markenzeichen machen, bieten die Ermittlungen Ballauf die Gelegenheit, mit vollem Körpereinsatz einen Mord nachzustellen. Die irritierte Reaktion von Assistentin Franziska Lüttgenjohann (Tessa
Mittelstaedt) auf die Schauspieleinlage
ihres Chefs ist ein amüsanter Lichtblick in dem ansonsten eher steif erzählten Fall: Wie später in Die Blume des Bösen bekommt Junggeselle Ballauf von einer alten Flamme vor Augen geführt, was er als überzeugter Single so alles verpasst. Da dürfen Schenks Schwärmereien von der eigenen Familie („Ich möchte meine beiden Prinzessinnen um nichts in der Welt missen!“) natürlich nicht fehlen. 
Besonders hölzern wirkt eine Sequenz, in der Ballauf mit seiner ehemaligen Geliebten Lara (Maximiliane Häcke) und deren Kindern zu Abend isst: „Meine Güte, das sieht ja lecker aus. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal was Selbstgekochtes gegessen habe“, verkündet der Kommissar begeistert, um dann einfach stocksteif am Tisch zu sitzen und das Essen gar nicht anzurühren. Anschließend erkundigt er sich unterm Tisch noch schnell bei der Gastgeberin, ob deren älteres Kind womöglich von ihm stammt – dass Laras Antwort genauso lang ausfällt wie die Erklärung, weshalb Krankenschwester Monika Kleiber eigentlich sterben musste, bringt das Dilemma im 527. Tatort gut auf den Punkt.

Bewertung: 3/10

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