Schauspielerin Mechthild Großmann, die seit über zwanzig Jahren als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm im beliebten Münster-Tatort zu sehen ist, verlässt die Krimireihe auf eigenen Wunsch. Hier erfährst du die Hintergründe.
Sie gehört so fest zum Münster-Tatort wie die Frotzeleien zwischen Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und seiner Assistentin Silke „Alberich“ Haller (Christine Urspruch), der Hans-Albers-Klingelton von Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) oder die Dienstfahrten im Taxi von „Vaddern“ (Claus Dieter Clausnitzer): Die gebürtig aus Münster stammende Mechthild Großmann, die seit dem ersten Münster-Tatort Der dunkle Fleck von 2002 die ebenso mürrische wie nikotinsüchtige Staatsanwältin Wilhelmine Klemm spielt, hat ihren Ausstieg aus der Krimireihe angekündigt. Das gab der WDR am 15. August 2024 in einer Pressemitteilung bekannt.
Das sagen Großmann und der WDR
„Wenn Ende 2025 der letzte Münster-Tatort mit mir gesendet wird, werde ich 77 Jahre alt sein, und ich habe nicht vor, aufzuhören zu arbeiten. Ich werde also auch weiter Theater spielen und Lesungen gestalten, möglichst mit Musik – und wenn der WDR mal für die Rolle einer bösartigen Mörderin jemanden sucht, wäre ich sofort wieder da. Es war mir eine Ehre und ein Vergnügen, mit Christine Urspruch und Björn Meyer, viele Jahre mit Friederike Kempter und dem wunderbaren Vadder – Claus D. Clausnitzer – , und natürlich mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers so lange – 23 Jahre lang – zu spielen. Danke“, wird die Schauspielerin in der Mitteilung des Senders zitiert.
Alexander Bickel, Leiter des WDR-Programmbereichs Fiktion, verabschiedet die Schauspielerin mit diesen Worten: „Ich danke Mechthild Großmann im Namen des WDR und des ganzen Teams sehr herzlich für ihren Witz, ihre Spielfreude und den ebenso unermüdlichen wie unverwechselbaren Einsatz für Recht und Gesetz in ihrer Heimatstadt Münster. Wilhelmine Klemm wird – da bin ich mir trotz zahlreicher Reibereien während der bisherigen gemeinsamen Ermittlungen sicher – auch dem Team mit Hauptkommissar Thiel, Professor Boerne, Silke Haller, Mirko Schrader und auch „Vaddern Thiel“ sehr fehlen. Genauso wie unserem Tatort-Publikum, das die Figur und ihre wunderbare Darstellerin von Anfang an ins Herz geschlossen hat. Liebe Mechthild Großmann: Danke für so viele wunderbare Jahre Krimi-Unterhaltung!“
Aufhorchen lässt nach Einschätzung unserer Redaktion vor allem die Tatsache, dass Großmann zwar ihren Job als Staatsanwältin an den Nagel hängt, aber sich ausdrücklich vorstellen kann, für den WDR noch einmal als Mörderin vor die Kamera zurückzukehren. Die Lust an TV-Produktionen und Krimis scheint sie also nicht verloren zu haben. Während eine Rückkehr im Münster-Tatort definitiv ausgeschlossen scheint, wäre sie etwa im ebenfalls vom WDR in Auftrag gegebenen Tatort aus Köln oder im Tatort aus Dortmund durchaus denkbar. Ob bei Großmann womöglich die Freude an ihrer über die Jahre doch recht eindimensionalen Juristinnenrolle nachgelassen hat, fällt aber ins Reich der Spekulation.
Auch zu einer möglichen Nachfolge im von Staatsanwältin Wilhelmine Klemm hat sich der WDR auf dpa-Anfrage geäußert: „Wilhelmine Klemm ist nicht 1:1 zu ersetzen. Das Publikum darf sich überraschen lassen, wer die Münsteraner Staatsanwältin künftig vertreten wird“, ließ der Sender einen Tag nach Bekanntwerden des Abschieds verlauten.
So geht es jetzt in Münster weiter
Mechthild Großmann wird noch dreimal in ihrer beliebten Rolle als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm im Münster-Tatort zu sehen sein, ehe sich die Schauspielerin anderen Projekten widmet. Die TV-Premiere der neuen Tatort-Folge Man stirbt nur zweimal, die im Frühjahr 2024 unter dem Arbeitstitel Der Fluch der Grabmaske gedreht wurde, hat der WDR für den 3. Advent angekündigt. Er läuft am 15. Dezember 2024 im Ersten. Im September fiel zudem die erste Klappe zu einem weiteren Münster-Tatort, der den Arbeitstitel Ich gestehe trägt, ehe dann – voraussichtlich im Frühjahr 2025 – der letzte Krimi mit Klemm gedreht wird. Diese Folge soll Ende 2025 den Weg ins Fernsehen und die Mediathek finden.
Weitere Informationen zu den nächsten Tatort-Folgen aus Münster liefert unser Drehspiegel.
Am kommenden Sonntag (18. August 2024, 20.15 Uhr) läuft zudem zur besten Sendezeit der Münster-Tatort Ein Freund, ein guter Freund von 2022, in dem Großmann in ihrer gewohnten Rolle mit von der Partie ist.
Drohen weitere Abschiede?
Anzeichen dafür, dass nun womöglich auch Jan Josef Liefers, Axel Prahl, Christine Urspruch oder der seit 2019 als Assistent Mirko Schrader ermittelnde Björn Meyer ihren Abschied verkünden, gibt es derzeitig nicht. Zuletzt betonte Liefers etwa am Rande es 48. Deutschen Filmballs, dass es den Münster-Tatort mit Thiel und Boerne „auf jeden Fall noch ein paar Jährchen geben“ werde. Es werde aber der Tag kommen, an dem sie aufhören – entweder aus eigenem Antrieb oder, weil sie „aufgehört werden“.
Im März 2024 legten Prahl und Liefers in der WDR-Talkshow „Kölner Treff“ nach: Die beiden Hauptdarsteller wollen weitermachen, solange sie Spaß haben, das Publikum sie sehen will und solange Autoren Geschichten für sie erfinden können. Liefers wörtlich: „Man muss aufhören und den Stecker ziehen, wenn’s am schönsten ist“ Aber wann ist es am schönsten? Schwer zu sagen auf den Wegen. Solange es immer noch schön ist, kann es ja immer noch ein bisschen schöner werden. Es gibt kein Datum. Wir machen das gerne weiter, solange unser Publikum Spaß hat und wir. Und den Autoren auch immer noch genug einfällt, das ist ja auch nicht einfach, machen wir es noch eine Weile.“
Christine Urspruch äußerte sich im selben Monat ebenfalls zum einem Ende des Münster-Tatorts – und hat für ihre Figur sogar schon einen Abschied im Kopf. Im Gespräch mit IPPEN.MEDIA sagte sie: „Ich würde mit Hawaiihemd und Sonnenbrille wie ‚Magnum‘ in der Serie aus den 80ern in einen Sportwagen hüpfen und lächelnd davon fahren!“
Auch nach der Bekanntgabe von Mechthild Großmanns Abschied äußerten sich Jan Josef Liefers und Axel Prahl im August 2024 gegenüber einer großen deutschen Boulevardzeitung zur Zukunft des Münster-Tatorts: „Axel und ich machen es wie Benjamin Guggenheim. Wir helfen allen in die Rettungsboote, ziehen uns unsere Smokings an und gehen mit der Titanic und einem guten Whiskey in der Hand unter.“ Und Prahl ergänzte: „So lange die Musik läuft, ist die Party nicht zu Ende. Und wir pfeifen noch sehr fröhlich. Aber noch lange nicht aus dem letzten Loch.“
Im Januar 2023 hatte Hauptdarsteller Axel Prahl demselben Blatt ein Interview gegeben, in dessen Nachklapp fleißig über das Ende der Tatort-Folgen aus Münster spekuliert wurde. Hinter den Kulissen gäbe es angeblich das Codewort „GTM 50“, das für „Goldene Tatort Münster 50“ stehe. Die Produktion wolle sicherstellen, dass Thiel und Boerne die 50 Folgen vollmachen. Bei zwei neuen Folgen pro Jahr hieße das, dass der letzte Münster-Tatort mit Axel Prahl und Jan Josef Liefers 2026 ausgestrahlt würde.