Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican

Tatort Wien: Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser hören auf

Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser, die seit 1999 bzw. seit 2011 als Moritz Eisner und Bibi Fellner im Tatort aus Österreich auf Mördersuche gehen, verlassen die Krimireihe. Hier erfährst du die Hintergründe.


Am Morgen nach der TV-Premiere der Wiener Tatort-Folge Messer, die am 13. April 2025 auf Sendung ging, gab der ORF eine für zahlreiche Fans wenig erfreuliche Nachricht bekannt: Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser, die im Austro-Tatort als Moritz Eisner und Bibi Fellner auf Täterfang gehen, quittieren im Jahr 2026 ihren Dienst für die Krimireihe. Die BILD-Zeitung hatte am Abend des 13. April zwar noch behauptet, die beiden würden dem Tatort „mindestens bis 2027“ erhalten bleiben – das entpuppte sich aber schnell als Falschmeldung.

Anders als üblich verschickte der Sender zum Ausstieg nicht direkt eine Pressemitteilung, sondern kommunizierte den anstehenden Abschied zuerst über die sozialen Medien:

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„Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer verabschieden sich vom „Tatort“! Die beiden zählen – als Bibi Fellner und Moritz Eisner – zu den längstdienenden „Tatort“-Kommissaren und haben die österreichische Krimiszene geprägt wie kaum jemand anderer. Einen Trost für alle Fans gibt es: Vier neue spannende Fälle löst das legendäre Ermittlerduo noch bis Ende 2026, bis es unter dem Motto „Aufhören, wenn es am schönsten ist“ auf eigenen Wunsch den Dienst quittiert“, heißt es in den Posts auf Instagram und Facebook wörtlich.

Das sagen Sender und Schauspieler

In der später versandten Pressemitteilung legte der ORF dann nach: „Harald und Adele, ihr habt dem Tatort eine Seele gegeben und uns unzählige unvergessliche Momente geschenkt. Eure Chemie und euer Zusammenspiel waren einzigartig und haben jede Folge zu einem emotionalen und packenden Erlebnis gemacht. Eure Figuren waren Menschen mit Ecken und Kanten, die wir über die Jahre liebgewonnen haben. Eure Hingabe, euer Talent und eure Authentizität haben den Wiener Tatort zu dem gemacht, was er heute ist – ein fester Bestandteil unserer Fernsehlandschaft und ein Stück österreichische Fernsehgeschichte. Wir danken euch von Herzen für eure herausragende Arbeit und die vielen Jahre, in denen ihr uns begleitet habt“, lässt sich ORF-Programmdirektorin Stefanie Groiss-Horowitz darin zitieren.

Und ORF-Fernsehfilmchefin Katharina Schenk ergänzt: „Vieles, was andauert, nimmt man mit der Zeit als selbstverständlich hin. Das war bei Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer als Tatort-Team jedoch nie so. Sie haben als Moritz Eisner und Bibi Fellner dem Wiener Tatort einen einzigartigen Spin gegeben, haben jeden Fall zu einem Ereignis werden lassen, jeder Zusammenarbeit eine besondere Note verliehen. Jede Geschichte war die wichtigste Geschichte. Diese so entstandenen, gar nicht selbstverständlichen Filme bleiben uns und unserem Publikum für immer erhalten. Mein Dank gilt zwei Ausnahmemenschen, deren kreative Klugheit, deren Talent und deren Integrität unvergleichlich sind. Sie haben uns mit einem denkwürdigen Ermittler:innen-Duo beschenkt, das eine Generation geprägt hat.“

Bild: ARD Degeto Film/ORF/Hubert Mican Nur noch viermal gemeinsam im Einsatz: Moritz Eisner (Harald Krassnitzer, l.) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser, r.).

Harald Krassnitzer äußert sich so zu seinem Abschied: „Es war ein sehr gute, sehr spannende, sehr kreative Zeit mit Adele, mit Bibi und Moritz! Jetzt ist es der absolut richtige Zeitpunkt, dass wir uns verabschieden. Besser wird es nicht mehr! Und es ist ein sehr gutes Gefühl, das alles noch selbstbestimmt entscheiden zu können. Also loslassen und aufbrechen in den nächsten Lebenszyklus.“

Und Adele Neuhauser wird in der Pressemitteilung so zitiert: „Nach 15 Jahren finde ich, es ist Zeit, sich neuen Herausforderungen zu stellen. Die Jahre sind wie im Flug vergangen und Harry Krassnitzer und ich haben viele spannende und, wie ich meine, auch herausragende Tatort-Folgen gedreht. Es war eine symbiotische und zutiefst freundschaftliche Zusammenarbeit mit Harry und ich möchte keine Sekunde davon missen. Aber wenn es am schönsten ist, ist es Zeit für neue Abenteuer! Ich danke allen, die diese Zusammenarbeit möglich gemacht haben, und allen, die uns mit so herzlicher Begeisterung gefolgt sind.“

Zwei der letzten vier Fälle mit Eisner und Fellner sind bereits im Kasten: Am 1. Juni 2025 zeigen Das Erste und der ORF den Wiener Tatort Wir sind nicht zu fassen!, in dem nach einer Demonstration die Leiche eines jungen Mannes vor dem Burgtheater gefunden wird. Ebenfalls noch in diesem Jahr laufen soll der schon 2024 abgedrehte Tatort Der Elektriker, der in einem Altenheim spielt und vom Tod eines gehbehinderten Pensionärs erzählt. Die letzten zwei Folgen mit Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser sind noch nicht gedreht. Wir berichten ausführlich in unserem Drehspiegel.

Jahrelange Erfolgsgeschichte endet

Wenn im Jahr 2026 der letzte Tatort mit Moritz Eisner und Bibi Fellner auf Sendung geht, geht eine sehr erfolgreich Ära zu Ende: Eisner debütierte bereits 1999 im Austro-Tatort Nie wieder Oper und ging danach lange mit wechselnden Kolleginnen und Kollegen auf Täterfang. Er ermittelte bisher in 59 Fällen. Darunter waren in der Zeit um die Jahrtausendwende etwa die „Tirol-Folgen“, in denen Eisner in Passion und Böses Blut mit Roxane Aschenwald (Sophie Rois) zu sehen ist. In Elvis lebt! und Tödliche Souvenirs greift ihm Gruppeninspektorin Stefanie Gschnitzer (Roswitha Szyszkowitz) unter die Arme. Zu den Highlights in Eisners Ära zählt auch Der Teufel vom Berg, der ebenfalls in Tirol spielt.

Bibi Fellner, die es bisher auf 34 Fälle bringt, stieß 2011 im Tatort Vergeltung neu dazu und wich Moritz Eisner bis zuletzt nicht mehr von der Seite. Die einzige Ausnahme bildet der ebenfalls noch 2011 ausgestrahlte Tatort Lohn der Arbeit, in dem Eisner wie in acht früheren Folgen noch einmal mit Inspektor Franz Pfurtscheller (Alexander Mitterer) ermittelte. Der vermeintliche erneute Personalwechsel war keiner: Lohn der Arbeit fand damals erst mit Verspätung den Weg ins TV-Programm und wurde zu einem früheren Zeitpunkt abgedreht als Vergeltung. Krassnitzer und Neuhauser drehten viele starke oder gar herausragende Folgen, darunter etwa Unvergessen von 2013 oder Die Amme von 2021.

Bild: ORF/Petro Domenigg Kommen sich in „Dein Verlust“ näher: Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser).

Waren ab 2011 in den ersten Jahren mit Bibi Fellner – darunter tolle Folgen wie Ausgelöscht, Falsch verpackt oder Kein Entkommen – häufig die Alkoholsucht und sonstige Entgleisungen der früheren Sitte-Ermittlerin parallel zum Mordfall ein Thema, wirkte die eng mit der Kiezgröße Inkasso-Heinzi (Simon Schwarz) befreundeten Figur in den Jahren danach zunehmend geerdeter. Das lag nicht zuletzt auch an Eisner: Beide gaben sich in Krisensituationen gegenseitig halt; viele Tatort-Fans spekulierten sogar darüber, ob die beiden irgendwann ein Paar werden. Im Tatort Dein Verlust von 2024 kommt es fast zu einem Kuss zwischen den beiden.

Wer beerbt Eisner und Fellner?

Wie es nach dem Abschied von Eisner und Fellner im Wiener Tatort weitergeht, hat der ORF bisher nicht kommuniziert – mit der deutlich jüngeren Kollegin Meret Schande (Christina Scherrer), die den beiden seit Jahren bei den Ermittlungen unter die Arme greift und in Messer erstmalig über ihre Mutterrolle spricht, stünde eine potenzielle Nachfolgerin aber schon bereit. Schande debütierte 2017 in Schock und rückte erstmalig in Was ist das für eine Welt in den Blickpunkt: In diesem Tatort übernimmt sie neben ihrer Rolle als Co-Ermittlerin auch eine Sonderrolle als eine Art „Kommentatorin“.

Ein anderer Kollege kommt für die Nachfolge schon seit einigen Jahren nicht mehr infrage: Der beim Publikum sehr beliebte Assistent Manfred „Fredo“ Schimpf (Thomas Stipsits), der in den 2010er-Jahren insgesamt 13 mal an der Seite von Eisner und Fellner auf Täterfang ging, verließ die Krimireihe bereits im Jahr 2020. Sein Debüt gab er 2012 im Tatort Falsch verpackt, in Unten war Fredo dann das letzte Mal mit von der Partie.