Bild: NDR/Hannes Hubach

Der Weg ins Paradies

Folge 821

18. Dezember 2011

Sender: NDR

Regie: Lars Becker

Drehbuch: Lars Becker

So war der Tatort:

Hochexplosiv.

Den fünften und vorletzten Einsatz von Undercover-Ermittler Cenk Batu (Mehmet Kurtulus) inszeniert mit Lars Becker ein Filmemacher, der bereits zweimal für einen Tatort auf dem Regiestuhl Platz genommen hat: für den Borowski-Fall Mann über Bord und den Berliner Tatort Dschungelbrüder. Und aller guten Dinge scheinen bekanntlich drei zu sein: Der Weg ins Paradies ist seine bis dato beste Arbeit. Der Regisseur leistet handwerklich einen erstklassigen Job und vergoldet mit seiner starken Regie ein ebenso authentisches wie brillantes Skript, das mehrere Fallstricke für den Zuschauer auslegt und dessen packende Geschichte von der ersten bis zur letzten Sequenz begeistert.

Drehbuchautor Alexander Adolph, der auch für die Geschichte zum Münchner Meilenstein Der oide Depp und zum Wiener Meilenstein Kein Entkommen verantwortlich zeichnet, widmet sich mit den Gefahren, die von islamistischen Terrorzellen ausgeht, im Dezember 2011 nicht nur einer brandaktuellen auf Jahrzehnte weiterhin relevanten Thematik, sondern verpackt sie auch noch gekonnt in einen hochspannenden Thriller: Die letzten dreißig Minuten in Der Weg ins Paradies markieren den spannendsten Tatort-Showdown seit Jahren und selbst auf der Zielgeraden in der Hamburger Innenstadt hält Adolph noch Trümpfe in der Hinterhand.

Wer narrt hier eigentlich wen? Ist es Batu, der von seinem Chef Kohnau (Peter Jordan) einmal mehr in eine Löwengrube geworfen wird und die Terroristen dank seiner hervorragenden Tarnung aufs Kreuz legt? Lassen ihn die religiösen Fanatiker, die Zweifel an seiner Aufrichtigkeit hegen, am Ende ins offene Messer laufen? Und welche Rolle spielt BKA-Vorzeige-Arschloch Oswald (Martin Brambach, Wie einst Lilly), dem Batus Leben keinen Pfifferling wert ist? Adolph lässt im Verlauf der Geschichte gleich mehrere Bomben platzen, steuert zielsicher auf das atemberaubende Finale zu und verblüfft immer genau dann mit einem Twist, wenn der Zuschauer gerade glaubt, sich endlich auf Augenhöhe mit den Filmemachern zu befinden.

Auch bei der Besetzung gibt sich der NDR, der trotz dieser enormen Qualität auch für den fünften Batu-Fall wieder eine enttäuschende Quote einfuhr, keine Blöße: Neben Hauptdarsteller Mehmet Kurtulus glänzt im 821. Tatort vor allem Adolf-Grimme-Preis-Gewinner und Tatort-Debütant Ken Duken in der Rolle des eiskalten, hochfanatischen Leaders Christian Marschall. Duken wandelt häufig auf der Schwelle zum Over-Acting, überschreitet sie aber nie.

So toppt der Der Weg ins Paradies selbst das nicht minder hochklassige Batu-Debüt Auf der Sonnenseite und den genauso grandiosen Zweitling Häuserkampf und markiert einen weiteren Meilenstein in der Tatort-Geschichte.

Bewertung: 10/10


Kommentare

Eine Antwort zu „Der Weg ins Paradies“

  1. Toll!! Verdiente 10/10. Schade, dass dieser Ermittler schnell abgesetzt wurde.
    Eine hochspannende, undurchsichtige (und dadurch umso reizvollere) Geschichte. Ken Duken toll wie immer!

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