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Das verschwundene Kind

Folge: 1083 | 3. Februar 2019 | Sender: NDR | Regie: Franziska Buch

Bild: NDR/Christine Schroeder

So war der Tatort:

Feminin.

Denn nach dem MDR im Tatort aus Dresden und dem SWR im Tatort aus Ludwigshafen setzt auch der NDR in seinem Krimi aus Niedersachsen auf geballte Frauenpower: LKA-Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler), die im gelungenen Vorgänger Der Fall Holdt den Täter nicht überführen konnte und den Hauptverdächtigen sogar in den Suizid trieb, wird offiziell degradiert und muss sich in Das verschwundene Kind nicht nur in einer neuen Stadt, sondern auch in einem neuen Team zurechtfinden.

Ab sofort geht Lindholm, die bei ihrem 26. Einsatz nach längerer Abstinenz mal wieder mit ihrem mittlerweile elfjährigen Sohn David (Oskar Netzel) und ihrer Mutter Annemarie (Katrin Ackermann) zu sehen ist, in Göttingen auf Täterfang – und bekommt von ihrem neuen Chef Gerd Liebig (Luc Feit, Dunkelfeld) ein echtes Alphatier zur Seite gestellt, das sein Revier nicht kampflos dem Neuankömmling überlässt.

Hollywood-Export Florence Kasumba, die im Tatort schon in sieben Nebenrollen zu sehen war (zuletzt in Im gelobten Land), spielt mit der energischen Anaïs Schmitz nämlich die erste dunkelhäutige Kommissarin in der fast fünfzigjährigen Geschichte der Krimireihe – und die tritt ihrer neuen Partnerin alles andere als freundschaftlich gegenüber.

Lindholm, die sich bei einem handfesten Streit sogar eine Ohrfeige von der aufbrausenden Schmitz einfängt, verspürt daher auch kein gesteigertes Interesse daran, sich in Göttingen einzurichten: Sie geht zunächst fest davon aus, schon bald wieder an ihrem alten Schreibtisch in Hannover zu sitzen.


LINDHOLM:
Ich pendel erstmal.

LIEBIG:
Das sagen sie alle.

Hauptdarstellerin Maria Furtwängler, die sich oft für die Stärkung des sprichwörtlichen „schwachen Geschlechts“ im Filmgeschäft stark macht, dürfte die neue Konstellation ebenso gefallen wie die Tatsache, dass mit Franziska Buch erneut eine Frau für den Tatort aus Niedersachsen auf dem Regiestuhl sitzt und mit Jan Braren (Der Fall Holdt) und Stefan Dähnert (Roomservice) auch das Drehbuch geschrieben hat.

Bekam Lindholm bei ihren Außeneinsätzen in der Provinz in den vergangenen Jahren oft einfältige Landeier in Uniform zur Seite gestellt, gibt es mit der vor Selbstbewusstsein nur so strotzenden Schmitz nun endlich den Gegenpol, der dem Lindholm-Tatort vielleicht immer gefehlt hat. Im Sinne der Glaubwürdigkeit wäre weniger aber oft mehr gewesen: Schmitz‘ erster Auftritt driftet stellenweise ins Karikatureske ab und lässt die Menschlichkeit – von der letzten Filmszene und einem kurzen Moment nach der Obduktion einmal abgesehen – über weite Strecken vermissen.

Schon bei der ersten Begegnung in einer abrissreifen Umkleidekabine, in der die junge Julija Petkow (Lilly Barshy, Borowski und das Fest des Nordens) das titelgebende Kind geboren und womöglich getötet hat, kracht es zwischen den emanzipierten Powerfrauen gewaltig. Auch in der Folge bläst Lindholm ein eisiger Wind ins Gesicht – Schmitz genießt in ihrem Team, zu dem auch die eifrige Assistentin Margit Thies (Nadine Wrietz, Kalter Engel) zählt, hohes Ansehen und scheint die Konflikte förmlich zu suchen.

Trotz dieser anstrengenden Reibereien, die ein wenig an die Fehde zwischen Lena Odenthal und Johanna Stern erinnern (vgl. Roomservice oder LU), ist Das verschwundene Kind ein gelungener Tatort, denn er ist frei von Längen, geht stellenweise richtig an die Nieren und auch die Auflösung ist nicht gerade ein Kinderspiel. Dabei stellt sich weniger die Frage nach dem Mörder, sondern die nach dem Vater des Kindes: Julijas Vater (Merab Ninidze, Unvergessen) kommt dafür ebenso infrage wie ihr früherer Kickbox-Trainer Ralf Schmölke (Oliver Stokowski, Der Maulwurf) oder ihr Vertrauenslehrer Johannes Grischke (Steve Windolf, Mord Ex Machina).

Bei so vielen Verdächtigen ist es fast nicht zu vermeiden, dass sich auch Stereotypen einschleichen – allen voran der dealende Zwölftklässler Tim Bauer (Oskar Belton), der eine Tolle zum Tattoo trägt und Stoff an Minderjährige vertickt. Diese Mängel werden durch die Darsteller aber ein Stück weit aufgefangen: Neben der jungen Lilly Barshy überzeugt auch Emilio Sakraya (Söhne und Väter) in seiner Rolle als Julijas großer Bruder Nino Brehmer.

Noch etwas blass bleibt Shooting-Star Daniel Donskoy (Wer jetzt allein ist) als smarter Gerichtsmediziner – im Hinblick auf seine Figur platzieren die Filmemacher aber einen pfiffigen Twist, nachdem sie den Zuschauer zuvor mit einer bewusst kitschig gehaltenen Szene gekonnt aufs Glatteis führen.

Bewertung: 6/10

Kommentare

Eine Antwort zu „Das verschwundene Kind“

  1. Was für ein Sch… Diese links/grüne Feministenbeweihräucherung macht einen ganz kirre. Was für Menschen zeichnen sich für solche Gülle verantwortlich? Von 1083 Folgen kann man gut und gern 1000 in der Pfeife rauchen. die restlichen 83 wurden von Könnern gespielt (M.Krug/G.George) man ist in der heutigen Zeit fast geneigt zu sagen…leider waren diese beiden Großdarsteller Männer. Der Tatort ist für mich gestorben und für die Zukunft immer dran denken…Es gibt nur " (in Worten ZWEI)" Geschlechter und das schon seit 100 000 Jahren! Kleine Tip, um die Zuschauerresonaz noch weiter zu senken (Mehr künftige Tatorte in denen so richtig rumgegendert wird)! Das traue ich dem ÖR echt zu – und ich(wir) bezahle(n) das auch noch!

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