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Du gehörst mir

Folge: 975 | 14. Februar 2016 | Sender: SWR | Regie: Roland Suso Richter

Bild: SWR/Alexander Kluge

So war der Tatort:

Kriegerisch. Denn nicht nur Kult-Chef Bernd Stromberg aus der gleichnamigen Erfolgsserie weiß: Büro ist Krieg!

Dieses Motto gilt seit dem Debüt von Fallanalytikerin Johanna Stern (Lisa Bitter) in Blackout auch im Tatort aus Ludwigshafen: Die Filmemacher haben es sich gemeinsam mit dem SWR zur Aufgabe gemacht, die junge Karriere-Mami („Der Tatort lag auf dem Weg zur Kita, passte ganz gut rein!“) auf die dienstälteste Tatort-Kommissarin und Bauchgefühl-Ermittlerin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) loszulassen.

Doch waren es 2015 in mittelschweren Krimi-Katastrophen wie Die Sonne stirbt wie ein Tier oder LU vor allem die Damen, die sich verbal zerfleischten, mischt diesmal auch der Rest der kurpfälzischen Ermittlertruppe mit: Hauptkommissar Mario Kopper (Andreas Hoppe) fühlt sich in einer Tour angegriffen und schießt verbal gegen die Kolleginnen, während die gutmütige Assistentin Edith Keller (Annalena Schmidt) mit wilden Asterix-Metaphern zurückkeift.

Drehbuchautor Jürgen Werner (Kollaps), dem sein Dortmunder Tatort-Konzept 2015 eine Nominierung für den Grimme-Preis bescherte, hat in den letzten Jahren reichlich reizvollen Bürozoff im Ruhrpott arrangiert – doch anders als bei seinen Dortmunder Drehbüchern wirkt in Du gehörst mir fast jeder Schreibtischkonflikt verkrampft und behauptet. Das mag auch daran liegen, dass der Zuschauer über die möglichen Ursachen der permanenten Aggressionen wenig erfährt: Während sich Kopper in halbherzig eingestreuten Telefonaten vor seiner italienischen Flamme rechtfertigen muss, leugnet Stern auf Nachfrage die Probleme mit ihrem Ehemann.


KOPPER:
Manchmal frage ich mich, wie Ihr Mann und Ihre Kinder Sie aushalten.

STERN:
Meine Kinder lieben mich.

Es ist einer der intelligentesten Dialoge in einem Tatort, in dem sich ansonsten vieles hölzern und alles vorhersehbar gestaltet. Regisseur Roland Suso Richter (Preis des Lebens) inszeniert mit Du gehörst mir eine jener Folgen, bei denen man schon nach zehn Minuten weiß, wer der Mörder ist: Die Figuren sind allesamt Stereotypen, ihr Handeln ausrechenbar.

Nach dem grausamen Tod des dealenden Bodybuilders und Vergewaltigers Tarim Kosic (Luca Riemenschneider), der kurz zuvor die junge Marie Rainders (Elisa Afie Agbaglah) vergewaltigt und ins Koma befördert hat, gibt es mit seinem besten Kumpel Daniel Peters (Vladimir Burlakov, tritt 2020 seinen Dienst als Tatort-Kommissar Leo Hölzer in Saarbrücken an), Maries Mutter Birte (Sandra Nedeleff, Blutsbande) und ihrer besten Freundin Evelyn Zoller (Lilli Fichtner, Der tiefe Schlaf) nämlich nur drei ernstzunehmende Verdächtige: Rapper Yago „El Macho“ Torres (Matthias Wiedenhöfer, Brüder) drängt sich als vorbestrafter Kleinkrimineller einfach viel zu sehr als Täter auf, als dass er wirklich für den Mord infrage käme.

Weil einer der Verdächtigen früh das Zeitliche segnen muss, ein anderer im Mittelteil des Films wie üblich aus dem Blickfeld gerät und die Filmemacher ein paar überdeutliche Hinweise einstreuen, wird die Auflösung zum Kinderspiel – vorausgesetzt, der Zuschauer hat angesichts der zwischenmenschlichen Dauerkrise im Polizeipräsidium nicht längst abgeschaltet.

Praktischerweise haben Mark Medlock-Verschnitt Torres und Mauerblümchen Evelyn außerdem jeden wichtigen Moment mit der im Koma liegenden Balletttänzerin Marie in kitschigen Selfie-Videos dokumentiert. Immerhin: „Smombie“ Johanna Stern („Ich erstelle Täterprofile, keine Kollegenprofile!“) wurde im 975. Tatort offenbar striktes Tablet-Verbot auferlegt, und auch ihr Restaurantbesuch mit Kopper ist ein versöhnlicher erster Schritt in die richtige Richtung.

Bis ins solide Mittelmaß ist es in Ludwigshafen aber noch ein weiter Weg: Auch die stylishen, in auffallend ausgeblichenen und kalten Farben gehaltenen Bilder von Kameramann Jürgen Carle (Château Mort) können nicht über die großen Schwächen dieses Krimis hinwegtäuschen.

Bewertung: 3/10

Schleichwerbung war gestern: Großes Retusche-Tennis in Ludwigshafen 

 


Kommentare

2 Antworten zu „Du gehörst mir“

  1. Der war wirklich schlecht. Drehbuch war grottig! Diese spröde Kommissarin Stern braucht sowieso kein Mensch. Was sollen diese ganzen gestörten Leute bei der Aufklärung des Falles beisteuern. Oder soll es zwischenmenschlich interessant sein, wenn sich die Kommisare dauernd angiften?

  2. Avatar von Axel Schuler
    Axel Schuler

    Diese Bewertungen hier stimmen absolut nicht und spiegeln nicht die Zuschauerzahlen und Meinungen wieder.
    Z.B. wurde der Tatort "Wer bin ich" von den Zuschauern zerissen, schlechte Einschaltquoten.
    Darauf hin wurde uns Zuschauern das als "Kunst" abgetan anstatt mal selbstkritisch ran geht.
    Der Tatort gestern dagegen fand ich sehr gut gemacht und der verdient nicht nur eine 3! War sicher zwischen 7 und 8, wobei "Wer bich ich" nicht 10 sondern 1-2 war!

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