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Großer schwarzer Vogel

Folge: 899 | 9. Februar 2014 | Sender: rbb | Regie: Alexander Dierbach

Bild: rbb/Conny Klein

So war der Tatort:

Ein wenig lustlos – vor allem, was den Auftritt der Berliner Hauptkommissare angeht.


Großer schwarzer Vogel ist der letzte, aber bei weitem nicht der beste gemeinsame Fall von Till Ritter (Dominic Raacke) und Felix Stark (Boris Aljinovic), die im September 2013 – ausgerechnet nach der bärenstarken Folge Gegen den Kopf – vom rbb überraschend über ihre Ablösung informiert wurden.

Vor allem Raacke reagierte darauf verstimmt: „Wenn Schluss sein soll, dann richtig, eine große Abschiedsnummer wird es nicht geben“, gab der Schauspieler einer Berliner Zeitung zu Protokoll – und stand für den letzten gemeinsamen Dreh mit Aljinovic, der in der nächsten Folge Vielleicht einmalig allein ermitteln wird, kurzerhand nicht mehr zur Verfügung.

Es überrascht nicht, dass seinem Großstadtcowboy Ritter im damals bereits abgedrehten 899. Tatort nicht einmal ein standesgemäßer Abschied aus der Krimireihe vergönnt ist: Heimlich, still und leise verlässt Raacke nach fünfzehn Jahren
den Berliner Tatort – das passt irgendwie zu diesem gemächlich dahin plätscherndern, selten spannenden Krimi.

Und man könnte fast meinen, Raacke und Aljinovic hätten zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits von ihrem Abschied gewusst: Beide spulen ihre Sätze in Großer schwarzer Vogel gelangweilt herunter und überlassen der deutlich beherzter agierenden Julia Koschitz (Schmuggler) über weite Strecken das Feld.

Auch sonst ist ein schauspielerisches Leistungsgefälle unübersehbar: Florian Panzner (Blutdiamanten) kann als verfolgter Radiomoderator und Ex-Schwimmer, dem ein perfider Attentäter einleitend eine Briefbombe auf die Türschwelle legt, noch am ehesten mithalten, während die übrigen Nebendarsteller deutlich abfallen.

Dass der 30. Einsatz der Berliner Hauptkommissare, die 2001 in Berliner Bärchen zum ersten Mal gemeinsam auf Täterfang gingen, unter dem Strich enttäuscht, liegt aber auch am uninspirierten Drehbuch: Früh offenbart sich, dass der Weg zur Auflösung über Lohmanns
gescheiterte Schwimmer-Karriere, den überzeichneten
Klischee-Trainervater Hans (Hans Uwe Bauer, Heimspiel) und einen tragischen
Autounfall mit doppelter Todesfolge führt. Autor Jochen Greve (Hochzeitsnacht) setzt voll auf die etablierten Tatort-Prinzipien und weiß daher nur selten zu überraschen.

Immer wenn aus der melancholischen Grundnote Langeweile
zu werden droht, läuft einfach wieder ein Verdächtiger davon – Verfolgungsjagden ziehen im Tatort eben immer. Spannend ist Großer schwarzer Vogel deshalb – sieht man von der großartig inszenierten Auftaktexplosion im Treppenhaus einmal ab – noch lange nicht: Selbst als Lohmann-Freundin Anne (Klara Manzel) nachts von einem
Einbrecher heimgesucht wird, will sich kein echter
Gänsehautmoment einstellen.

Auch die überdeutlich von der WDR-Talksendung Domian inspirierte Geschichte um einen Radiomoderator im Visier des Verbrechens ist alles andere als neu: Bereits 2007 ermittelten die Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) im schwachen Tatort Nachtgeflüster in Jürgen Domians Wahlheimat Köln im Umfeld einer Radiomoderatorin und smalltalkten sogar on air mit einem Geiselnehmer, während heimlich das SEK anrückte.

Ein solch realitätsfernes Szenario bleibt dem Zuschauer diesmal zum Glück erspart: Berlin zählt im Jahr 2014 nun mal zu den bodenständigen Vertretern der Krimireihe und untermauert diesen Eindruck auch in Raackes wenig originellem Abschiedsfall. An den werden sich in einigen Jahren wohl nur wenige erinnern – dann schon eher an die herausragende Hommage Hitchcock und Frau Wernicke, die nach 36 Einsätzen seine beste Folge bleibt.

Bewertung: 4/10


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