Folge: 809 | 11. September 2011 | Sender: SWR | Regie: Thomas Freundner
Bild: SWR/Stephanie Schweigert
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So war der Tatort:
Afrikanisch.
Tod einer Lehrerin macht es sich nämlich in erster Linie zur Aufgabe, dem Zuschauer die Sitten und Gebräuche unserer afrikanischen Mitmenschen – hier: Somalia-Auswanderer – näherzubringen, die sich in Ludwigshafen regelmäßig im Deutsch-Afrikanischen Begegnungszentrum treffen.
Dort verkehrt auch die Familie der schweigsamen Schülerin Eshe Steger (Corazon Herbsthofer), deren Lehrerin – der Krimititel legt es bereits nahe – einen grausamen Salzwassertod in der eigenen Wohnung stirbt und zu der die junge Afrikanerin offenbar einen besonders guten Draht hatte.
Daher dauert es auch nicht lange, bis Hauptkommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihr langjähriger Kollege Mario Kopper (Andreas Hoppe) im Begegnungszentrum aufschlagen und sich mehr (Odenthal, die gleichmal vom Buffet probiert) oder weniger (Kopper, der grad ganz andere Sorgen hat) mit der afrikanischen Kultur und den ins Leben gerufenen Hilfsprojekten auseinandersetzen.
Natürlich liegt hier auch der Schlüssel zur Auflösung der Täterfrage, doch wird man das Gefühl nicht los, dass es im 809. Tatort am Ende eigentlich gar nicht mehr darum geht, wer die Lehrerin auf dem Gewissen hat, sondern vielmehr darum, ob das Ermittlerteam die kleine Meeka (Emisya Valeta) noch in letzter Sekunde vor der Zwangsbeschneidung – auch weibliche Genitalverstümmelung genannt – bewahren kann. Die nämlich „gibt es auch in Deutschland“ – ein Satz, der in Tod einer Lehrerin gleich mehrfach fällt, damit es am Ende auch wirklich der letzte Zuschauer verinnerlicht hat.
ODENTHAL:Da hört’s bei mir mit Toleranz auf.
Zweifellos ein ehrenwertes Unterfangen, dem Zuschauer diese grausame, noch immer viel zu weit verbreitete Praxis näherzubringen, doch Regisseur und Drehbuchautor Thomas Freundner (Tote Erde) versteht es erst auf der Zielgeraden, auch Spannung aus seiner wichtigen Thematik zu schöpfen.
Das liegt auch daran, dass er den Plot mit einer halbgaren, furchtbar schmalzigen Vaterschaftsgeschichte überlädt und den vermeintlichen Vater Mario Kopper beim gemeinsamen WG-Grappa mit Mitbewohnerin Lena in Erinnerungen an dreißig Jahre zurückliegende Sexabenteuer am Strand schwelgen lässt.
Dass seine mutmaßliche Tochter Marie (Claudia Eisinger, Zorn Gottes) zufällig als Referendarin an derselben Schule unterrichtet wie die verstorbene Lehrerin und demonstrativ eine selten dämliche Goldkette mit der Aufschrift „MARIO“ um den Hals baumeln hat, macht diesen Nebenkriegsschauplatz nur noch unglaubwürdiger und Tod einer Lehrerin damit kaum besser.
Andererseits: Man hätte dem enttäuschten Kopper die Tochter am Ende fast gewünscht. Dann wäre in den Folgefolgen aus Ludwigshafen vielleicht endlich mal wieder ein bisschen Leben in die gemeinsame Odenthal-Kopper-Bude gekommen.
So ist in der Stadt am Rhein, in der neben der BASF offenbar auch noch ein Großkonzern namens „Lupharm“ ansässig ist, am Ende leider wieder alles beim Alten: Kopper bleibt kinderloser Junggeselle und der Tatort trotz einer charismatischen Performance von Wolfgang Michael (Wie einst Lilly) als Enno Steger und einem souveränen Auftritt der späteren Göttinger Tatort-Kommissarin Florence Kasumba (Der illegale Tod) als dessen Scheinehefrau Dafina vieles schuldig.
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