Folge: 758 | 14. März 2010 | Sender: MDR | Regie: Torsten C. Fischer
Bild: MDR/Junghans |
So war der Tatort:
Fahrlässig.
Beim ihrem siebten Einsatz beschäftigen sich die Leipziger Hauptkommissare Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke) nämlich mit der Aufarbeitung eines tragischen Unglücks, das sich während einer Flugshow ereignet hat. Und das Szenario aus der Feder von Drehbuchautor André Georgi (Der glückliche Tod) orientiert sich an einem realen Flugunfall, der sich 2008 auf einem Flugplatz in Eisenach zugetragen hat: Dort kam damals eine Maschine während des Startlaufs von der Startbahn ab und raste in den Zuschauerbereich. Die verheerende Bilanz: Zwei Menschen starben, 18 Personen wurden verletzt.
In Absturz wird der Schauplatz an den Flughafen Altenburg-Leipzig verlegt, den (zufälligerweise) auch die Schulklasse von Saalfelds Neffen Lukas (Joël Eisenblätter, Ausweglos) für einen Ausflug ansteuert. Während Lukas Mitschüler, darunter sein Freund Emil (Paul Zerbst), bereits die Flugshow bestaunen, wird Lukas von seiner unzuverlässigen Tante gefahren: Beide haben verschlafen. Ein glücklicher Umstand, denn so sind beide (noch) nicht vor Ort, als sich auf dem Flughafen das besagte Unglück ereignet. Ein Flugzeug bricht beim Start aus und rast in eine mit Kindern besetzte Hüpfburg – ein Moment, den die Filmemacher bewusst nicht zeigen. Emil, der sich in der Hüpfburg befand, wird schwer verletzt und verstirbt auf dem Weg ins Krankenhaus.
Das dramatische Opening wird von Regisseur Torsten C. Fischer (Liebe mich!) leider dermaßen unglaubwürdig inszeniert, dass sein Potenzial praktisch verpufft. Es wirkt weder mitreißend noch authentisch. Das beginnt schon bei Saalfeld, die unmittelbar nach der Katastrophe minutenlang allein an der Unglücksstelle herumirrt, bis sich ganze zwei (!) Feuerwehrleute um das verunglückte Flugzeug kümmern. Notärzte oder Sanitäter scheint es vor Ort nicht zu geben – und Saalfeld hält es seltsamerweise für wichtiger, Keppler statt des dringend benötigten Krankenwagens anzurufen. Gegenüber seiner auffallend überambitionierten Kollegin bringt Keppler die größte Schwäche der 758. Tatort-Folge dann bereits in den Anfangsminuten auf den Punkt.
SAALFELD:Ich muss herausfinden, was hier passiert ist.KEPPLER:Was gibt’s denn hier herauszufinden?
Die Grundlage für die nun startenden Ermittlungen ist mehr als dünn. Kriminaltechniker Wolfgang Menzel (Maxim Mehmet) findet zwar beeindruckend schnell heraus, dass das Flugzeug eine gebrochene Radaufhängung hatte, doch die Verantwortung für den Unfall will natürlich niemand übernehmen. Der Pilot Thomas Arendt (Jan Henrik Stahlberg, Kassensturz), der ohne Lizenz zum Fliegen eines Löschflugzeugs eine Löschübung vorführen sollte, wird befragt: Er beschuldigt den Veranstalter der Show, Roland Conze (Bruno F. Apitz, Déjà-vu), die Wartung der Maschine vernachlässigt zu haben.
Wirklich überzeugend ist das alles nicht – ebenso wie die Tatsache, dass Emils Vater Christian Peintner (Matthias Brandt, Das letzte Rennen) nach dem tragischen Tod seines Sohnes ohne jegliches Angebot des psychologischen Beistands einfach nach Hause geschickt wird. Stattdessen sagt Tante Saalfeld, die von Lukas nicht „Tante“ genannt werden möchte, nervtötende Plattitüden auf („Was Sie sich jetzt nicht machen sollten, sind Vorwürfe.“). Das ist unterm Strich sehr dürftig.
Ein Stück weit scheinen sich die Filmemacher dessen bewusst zu sein, und so platzieren sie nach einer Stunde noch die obligatorische zweite Tatort-Leiche, durch die der Film im letzten Drittel zumindest die Kurve als halbwegs gelungener Whodunit kriegt. Aufnahmen des zum Zeitpunkt der Dreharbeiten im Bau befindlichen Leipziger City-Tunnels bringen im Schlussdrittel auch noch etwas Lokalkolorit in den Krimi, das ansonsten einmal mehr fehlt.
Schauspielerisch weiß Matthias Brandt als trauernder Vater am ehesten zu überzeugen, während die restlichen Akteure – darunter Antoine Monot Jr., der drei Jahre später als Aushilfskommissar Leo Uljanoff in Puppenspieler und Er wird töten frischen Wind in den Bremer Tatort bringt – meist Gefangene des schwachen Drehbuchs und der hölzernen Dialoge sind. Das gilt auch für Saalfeld und Keppler, die diesmal oft getrennte Wege gehen und deren Streitereien aufgesetzt wirken. Absturz steht damit exemplarisch für ein Team, das abgesehen vom mehr als beachtlichen Beitrag Schwarzer Peter und dem gelungenen Abschlussfall Niedere Instinkte nie in hochklassige Sphären aufzusteigen vermochte, sondern sich vielmehr dauerhaft im Tief- oder Sinkflug befand.
Bewertung: 3/10
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