Folge: 551 | 14. Dezember 2003 | Sender: WDR | Regie: Lars Kraume
Bild: SWR/WDR/Michael Böhme |
So war der Tatort:
Rauchfrei. Zumindest fast.
Denn beim vierten gemeinsamen Einsatz von Hauptkommissar Frank Thiel (Axel Prahl) und Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) verzichtet Staatsanwältin Wilhelmine Klemm (Mechthild Grossmann) erstmalig darauf, die Räume des Polizeipräsidiums vollzuqualmen: Klemm gibt vor, das Rauchen aufgeben. Dumm nur, dass die Juristin ihr Vorhaben nur wenige Tage durchhält, auf der Damentoilette den Feuermelder auslöst und sich zu allem Überfluss auch noch von Naturskeptiker Thiel bei der heimlichen Zwischendurch-Fluppe erwischen lässt.
Es sind Szenen wie diese, die den Tatort aus Münster einmal mehr zu einem Krimi der humorvollsten Sorte machen und vor allem in der ersten Hälfte reichlich Lacher generieren. Die wohl köstlichste Sequenz in Sag nichts ist der schon bald legendäre „Einbruch“ von Boerne in die Wohnung seines eigenen Mieters: Dem Forensiker ist beim Kochen die Butter ausgegangen, also bedient er sich heimlich an Thiels Kühlschrank.
Zu sehen ist der Diebstahl allerdings nicht: Leider verzichtet das Autorentrio um Jan Hinter (Platt gemacht), Hans-Christian Laaber und Wolfgang Panzer (Direkt ins Herz) darauf, die nächtliche Stippvisite ins Drehbuch zu schreiben und Boerne auf Zehenspitzen durch Thiels Küche schleichen zu lassen. Stattdessen gesteht der Vermieter seinem Mieter den Besuch, der rein juristisch nur nach Vorankündigung erlaubt ist, wie selbstverständlich. Spaß macht das natürlich trotzdem.
Damit aber nicht genug: Boerne, der sich wie immer einige Spitzen von Thiel gefallen lassen muss („Ich kenne niemanden, der sensibler wäre als der Herr Professor!“), mit Silke „Alberich“ Haller (Christine Urspruch) diesmal aber überraschend human umgeht, interpretiert die Gesetze gleich ein zweites Mal eigenwillig und verschafft sich unbefugt Zugang zum Wohnhaus des tatverdächtigen Kaninchenzüchters Wolfgang Baermann (Otto Mellies, Scherbenhaufen).
Dass die Spur erst im letzten Krimiviertel zu dem überaus argwöhnischen Rentner, dem es gar nicht in den Kram passt, dass Thiel und Boerne seiner psychisch kranken Tochter Roswitha (Julika Jenkins, Das erste Opfer) auf den Zahl fühlen, führt, will indes nicht ganz einleuchten: Wer gleich zwei Ehefrauen verschleißt und seine Tochter am liebsten wegsperren würde, der muss doch schließlich was auf dem Kerbholz haben. Aber was?
Bei der Suche nach der Auflösung ist jeder halbwegs krimierprobte Zuschauer den Ermittlern aus Münster meilenweit voraus – was natürlich auch daran liegt, dass die beiden Streithähne im Gegensatz zum Publikum nicht wissen können, dass der 551. Tatort den Krimititel Sag nichts trägt. Regisseur Lars Kraume (Der Tote im Nachtzug) hält die Täterfrage bis zum Schluss offen, vermag mit der Schlusspointe aber kaum zu überraschen. So ordnet sich der unterhaltsame, aber nicht ganz von Schwächen freie Fall Sag nichts gerade noch im oberen Drittel der Folgen aus Westfalen ein.
Bewertung: 7/10
„Ja natürlich, ich bin doch kein Butterdieb!“
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