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Frauenmorde

Folge: 526 | 9. März 2003 | Sender: HR | Regie: Nikolaus Stein von Kamienski

Bild: HR/Jacqueline Krause-Burberg

So war der Tatort:

Nah dran an großen Vorbildern wie David Finchers Meisterwerk Sieben oder Jonathan Demmes Kult-Psychothriller Das Schweigen der Lämmer – und damit nah dran an der Höchstwertung auf der Bewertungsskala

Bei ihrem zweiten gemeinsamen Einsatz fahnden Hauptkommisswarin Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki) und ihr Kollege Fritz Dellwo (Jörg Schüttauf) in Frankfurt nach einem Frauenmörder, der den von der Popkultur gefeierten Hollywood-Killern John Doe und Hannibal Lecter in Sachen Brutalität in nichts nachsteht: Nach dem Blind-Date-Sex schlachtet der Mörder seine Gespielinnen brutal ab, trennt den Torso von Kopf, Beinen und Händen und lässt das entsetzte Ermittlerteam unter Leitung von Werner „Rudi“ Fromm (Peter Lerchbaumer) und Staatsanwalt Dr. Scheer (Thomas Balou Martin), der auch in Frauenmorde seinen Status als Ekelpaket unterstreicht, die Leichenteile zusammentragen. 
Regisseur und Drehbuchautor Nikolaus Stein von Kamienski (Willkommen in Köln), der bereits den unspektakulären Sänger/Dellwo-Erstling Oskar inszenierte, tut gut daran, das Privatleben des Frankfurter Duos diesmal aufs Nötigste zu reduzieren und sich ganz auf die temporeich in Szene gesetzte Suche nach dem cleveren Mörder, der das Treiben von Kriminalpolizei und Opfern geradezu hämisch mit einer Videokamera dokumentiert, zu konzentrieren. 
Der Zuschauer ist Sänger und Dellwo damit immer einen Schritt voraus: Während die Kommissare die ersten 50 Minuten des Films darauf verschwenden, den Täter im direkten Umfeld der zerstückelten Frau Karp (Stefanie Kunkel) zu vermuten und daher vor allem ihrem Ehemann (Jan-Gregor Kremp, Mann über Bord) auf den Zahn zu fühlen, wartet der Zuschauer bereits auf die zweite Leiche – wohl wissend, dass der Krimititel im Plural steht und ein voyeuristisch veranlagter Serienkiller am Werk sein muss. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Der 526. Tatort kommt schwer in Fahrt, dreht erst nach einer Dreiviertelstunde so richtig auf und schrammt deswegen knapp am Meilenstein-Status vorbei. 
Mit dem Auftritt von BKA-Oberrat Wimmer (Tim Bergmann) und FBI-Agent Gordon (Geoffrey Burton) erhält der Fall aber plötzlich eine internationale Dimension und ab diesem Moment macht von Kamienski alles richtig: Schneller und schneller peitscht er das Treiben in Frankfurt, das in einem sterilen Stundenhotel schließlich in einem hochspannenden Finale gipfelt, nach vorn, erdet seinen Tatort aber immer wieder in der Realität und verzichtet – der schlichte Titel Frauenmorde steht dafür exemplarisch – auf jeglichen Firlefanz. 
Spätestens, wenn Dellwo während der Observation einen unerwarteten Anruf des Killers erhält und panisch den eigenen Garten aufsucht, wird die Nähe zum Fincher-Klassiker Sieben überdeutlich. Und doch spielt von Kamienski hier nur gekonnt mit seinem Publikum: Natürlich überlebt Ehefrau Steffi Dellwo (Edda Leesch) den Krimi, in dem alle Beteiligten nach dem eher schleppenden Auftakt zwei Gänge hochschalten und der beim Blick auf die Gesamtreihe zu den stärksten Fällen des Frankfurter Duos Sänger und Dellwo zählt. 

Bewertung: 9/10


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