Bild: WDR/Martin Valentin Menke

Auflösung und Erklärung zum Kölner Tatort „Colonius“

Der Tatort Colonius, der am 9. März 2025 erstmalig ausgestrahlt wurde, endet mit einer späten Wendung und einem surrealen Finale: Es regnet Zöpfe! Wir erklären die Überführung des Täters und seine Vision.


Der Kölner Tatort Colonius, bei dem die Hauptkommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) den Mord an einem Fotografen und einen Vermisstenfall aus dem Jahr 1993 aufklären, gipfelt auf der Zielgeraden in einem übernatürlichen Showdown. Und zwar so:

Der einst mit dem Opfer befreundete Mörder Christian Kohlheim (Thomas Loibl) verlässt das Polizeipräsidium und wähnt sich nach der Befragung durch die Kommissare bereits in Sicherheit. Wohl ist ihm bei der Sache allerdings nicht – das ist kaum zu übersehen. Während Ballauf und Schenk nach seiner Abfahrt doch noch das entscheidende Indiz für seine Täterschaft in Erfahrung bringen, wird Kohlheim von Visionen und surrealen Erlebnissen gepeinigt: Erst hört er ein dumpfes Geräusch auf dem Wagendach, dann landet etwas auf seiner Windschutzscheibe. Kurz darauf sitzt seine vor rund 30 Jahren verschwundene Freundin Gina Grabitz (Emma Bading), mit der er vermeintlich eine Tochter hat, plötzlich mit einem wissenden Lächeln auf seinem Beifahrersitz.

Doch es kommt noch schlimmer: Als Kohlheim sein Auto abseits der Straße auf einer Baustelle in (wohl kaum zufälliger) Sichtweite zum titelgebenden Fernmeldeturm Colonius anhält, in dem in den 90er-Jahren wilde Techno-Parties stattfanden, regnet es plötzlich Dutzende abgeschnittene Zöpfe auf seinen Wagen, bis die Windschutzscheibe nahezu vollständig davon bedeckt ist. Nachdem der verstörte, sichtlich aufgewühlte Täter zum Handy gegriffen und reumütig Schenk angerufen hat, sind die Zöpfe wieder verschwunden. Alles nur Einbildung also!

Bild: Das Erste Es regnet abgeschnittene Zöpfe auf das Auto von Christian Kohlheim (Thomas Loibl).

Wie kommt es zu der Einbildung?

Bei Stammzuschauern der Krimireihe dürfte diese irritierende Sequenz Erinnerungen an den umstrittenen Frankfurter Tatort Erbarmen. Zu spät. von 2023 wecken, in dem es beim Showdown riesige Mengen Blut auf die Windschutzscheibe von Hauptkommissar Paul Brix regnet (weitere Informationen). Anders als im Krimi aus Hessen gibt es in Colonius allerdings ziemlich konkrete Anhaltspunkte dafür, warum sich Kohlheim den irritierenden Regen aus Zöpfen einbildet: Den Mörder plagt sein schlechtes Gewissen, das er mit dem Anruf bei Freddy Schenk und einem anschließenden Geständnis erleichtern möchte. Auch im Hollywood-Film Magnolia gibt es eine ähnliche Sequenz, in der unzählige Frösche vom Himmel regnen.

Auf der folgenschweren Party im Jahr 1993, auf die uns der Tatort immer wieder entführt, war es zu einem Streit zwischen ihm und seiner damaligen Freundin Gina gekommen, in deren Folge er ihr den geliebten langen Zopf abschnitt. Gina schenkte das Haarteil dem 30 Jahre später ermordeten Alex Schmitz (Gustav Schmidt), der es bis zu seinem Ableben als Erinnerung an sie aufbewahrte, weil Gina mit hoher Wahrscheinlichkeit die Mutter seiner Tochter ist. Die beiden hatten sich einst auf eine Affäre eingelassen und dabei naiverweise nicht verhütet – anders als Gina und Christian, der sich sein Leben lang für den Vater von Svenja Kohlheim (Vanessa Loibl) gehalten hatte.

In derselben Nacht, in der Gina um ihren Zopf erleichtert wurde, ist sie im Übrigen auch gestorben und verschwunden: Wie Ballauf und Schenk herausfinden, starb die junge Mutter an einer Überdosis Drogen und wurde von ihren damaligen Freunden, die sie für ein paar Minuten in einen Kühlraum sperrten und mit der Notsituation überfordert waren, tot in den Fahrstuhlschacht des Colonius geworfen. Ihre Leiche blieb jahrzehntelang unentdeckt. Auch mit dieser Schuld musste Christian Kohlheim leben, wenngleich ihn für die verjährte Mittäterschaft wohl keine Strafe mehr erwartet.

Unterm Strich dürfte das psychisch alles zu viel für den Mann gewesen sein – zudem musste Kohlheim auf dem Präsidium auch noch erfahren, dass seine vermeintliche Tochter Svenja sich mit ihrem deutlich älteren Chef, dem Restaurantbetreiber Renè Horvath (Andreas Pietschmann), auf eine Liebesbeziehung eingelassen hatte.

Wie wird der Mörder überführt?

Bis kurz vor Schluss sieht es im Tatort Colonius noch schwer danach aus, als sei Meike Bennis (Karoline Eichhorn) für den Mord an dem Fotografen und einstigen Drogendealer Alex Schmitz (Sven Gerhardt) verantwortlich: Bei der Befragung durch Ballauf und Schenk gibt die tatverdächtige Galeristin an, sie habe „ihn nicht erschlagen“. Die Kölner Kommissare unterstellen ihr damit Täterwissen – schließlich hatten sie im Vorfeld nicht preisgegeben, auf welche Art Schmitz ums Leben gekommen war. Doch sie liegen falsch!

Bild: Das Erste Folgenschwere Nachricht: Christian Kohlheim (Thomas Loibl) hat im Chat Täterwissen geteilt.

Wie sich herausstellt, verfügte Bennis nicht über dieses Wissen, weil sie die Tat selbst begangen hat, sondern weil der wahre Mörder diese Info mit ihr und dem befreundeten Horvath in einer Messenger-Gruppe geteilt hatte. Im Vorfeld der Befragung im Präsidium hatte Kohlheim Bennis und Horvath nämlich geschrieben: „Die denken, einer von uns hat Alex erschlagen.“ Damit ist klar: Kohlheim, der aufgrund der Vaterschaft von Alex Schmitz zudem ein starkes Tatmotiv hat, ist der Mörder.

Wie uns der Kölner Tatort gefallen hat, kannst du in unserer Filmkritik nachlesen.

Mit welchen neuen Fällen es am Rhein weitergeht, kannst du in unserem Drehspiegel nachlesen.