Tatort Göttingen: Florence Kasumba steigt aus

Der Göttinger Tatort verliert eine Hauptdarstellerin: Florence Kasumba, die dort seit 2019 die Hauptkommissarin Anaïs Schmitz mimt, verlässt die Krimireihe. Das hat auf den Tatort aus Niedersachsen erhebliche Auswirkungen.

Bild: NDR/Christine Schroeder
Schauspielerin Florence Kasumba, die seit 2019 im Tatort aus Göttingen die Hauptkommissarin Anaïs Schmitz spielt, verlässt die Krimireihe der ARD. Bei ihren letzten beiden Auftritten ist sie einmal an der Seite von Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler), die zukünftig wieder für das LKA in Hannover ermittelt, und einmal an der Seite von Bundespolizist Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) zu sehen. Das gab der NDR am 20. Dezember 2023 in einer Pressemitteilung bekannt.

Das sagen der NDR und Florence Kasumba zur Trennung

„Das Team in Göttingen mit Charlotte Lindholm und Anaïs Schmitz an der Spitze hat ein Stück Tatort-Geschichte geschrieben. Vielen Dank an Maria Furtwängler und Florence Kasumba und alle, die dazu beigetragen haben, die Folgen so spannend und eindringlich zu gestalten“, wird NDR Fiction-Chef Christian Granderath in der Meldung des Senders zitiert. Die zeitliche Befristung sei bereits mitgedacht gewesen, als Charlotte Lindholm nach ihrem misslungenen Einsatz in Der Fall Holdt nach Göttingen strafversetzt wurde. „Ihre Zeit dort wird mit einem großen Finale enden. Ihrer Rolle bleibt die eigenwillige Kommissarin treu – Teamwork ist noch immer nicht ihre Sache. Ihre Fälle im LKA in Hannover werden sie künftig wieder nach ganz Niedersachsen führen.“ Nähere Gründe für die Trennung nennt der Norddeutsche Rundfunk in seinem Statement ansonsten nicht. 
Florenca Kasumba äußert sich so: „Meine Rolle als Anaïs Schmitz war für mich eine interessante Herausforderung und ich mochte es sehr, die Figur zu entwickeln und zu spielen. Ich freue mich, auch mit Wotan Wilke Möhring als Kommissar und Anaïs Schmitz als Co-Ermittlerin eine neue Kriminalgeschichte des Tatorts zu erzählen. Jetzt blicke ich auf neue, spannende Projekte und danke dem Team Göttingen für die Zeit beim Tatort in den letzten Jahren.“
Auch Maria Furtwängler, die bereits seit 2002 im Tatort aus Niedersachsen zu sehen ist und nur vorübergehend nach Göttingen versetzt wurde, kommt in der Pressemitteilung zu Wort: „Charlotte Lindholm bricht einmal mehr auf zu neuen Ufern und bleibt eine rastlose Ermittlerin, die es nicht lange an einem Ort hält. Der Abschied von Göttingen ist nicht einfach, die Zusammenarbeit mit Florence Kasumba und dem Team hat mir sehr viel bedeutet. Nun also wieder solo – ich bin gespannt, was Charlotte Lindholm auf ihrem Weg noch erlebt.“ Im Februar 2024 ergänzte sie in einem RND-Interview: „Ich werde Florence sehr vermissen, weil sie eine tolle Kollegin ist, super professionell und sympathisch. Andererseits war Göttingen Charlotte Lindholms ‚Straflager‘ und das war von Anfang an eigentlich auf drei Folgen begrenzt und es sind ja schon mehr geworden. Insofern passt der Wegzug zum Charakter Lindholms, die immer die einsame Wölfin war. Es ist sehr konsequent, dass sie auch aus dieser Konstellation wieder ausbricht.“
Durch den Wechsel von Charlotte Lindholm zurück zum niedersächsischen LKA in Hannover ist auch der Rest des Göttinger Tatort-Teams Geschichte: Sowohl Kripochef Gerd Liebig (Luc Feit) als auch Rechtsmediziner Nick Schmitz (Daniel Donskoy), der mit Anaïs Schmitz verheiratet ist und in den vergangenen Jahren mit Lindholm flirtete, werden nicht mehr für die Krimireihe ermitteln.

So geht es im Tatort aus Niedersachsen weiter

Am Sonntag, 11. Februar 2024 lief der letzte Göttinger Tatort: Er trägt den Titel Geisterfahrt und wurde unter Regie von Christine Hartmann im November 2022 abgedreht. In diesem Krimi geht es um eine Unfallkatastrophe mit Toten und Verletzten in der Göttinger Altstadt, nachdem ein Transporter in eine Menschenmenge rast. Charlotte Lindholm und Anaïs Schmitz müssen bei ihrem letzten gemeinsamen Einsatz die Frage klären, ob es sich um ein tragisches Unglück oder um die Amokfahrt eines Kurierfahrers aus dem Niedriglohnsektor handelt.
Dreharbeiten zum Tatort „Geisterfahrt“: Regisseurin Christine Hartmann, Maria Furtwängler, Kameramann Peter Nix und Florence Kasumba (v.l.n.r.).
Bild: NDR/Christine Schroeder

Geisterfahrt war zwar der letzte Tatort aus Göttingen, aber nicht der letzte Tatort mit Anaïs Schmitz, die vor ihrem endgültigen Ausstieg noch ein weiteres Mal in der Krimireihe zu sehen ist: Im November 2023 fiel unter Regie von Viviane Andereggen die erste Klappe zu einem „Crossover-Tatort“ mit dem Arbeitstitel Die kälteste Maschine. Anaïs Schmitz ermittelt in diesem Film ausnahmsweise in Hannover – allerdings nicht mit Charlotte Lindholm, sondern mit Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring), der normalerweise im Bundespolizei-Tatort aus Hamburg zu sehen ist. Schmitz und Falke untersuchen als Teil einer überregionalen Ermittlungsgruppe eine Messerstecherei, bei der zwei Menschen getötet wurden. Laut NDR soll dieser Tatort im Jahr 2025 im TV laufen.
Wann der übernächste Tatort mit Charlotte Lindholm, die danach wieder solo unterwegs ist, zu sehen sein wird, ist aktuell offen – fest steht aber, dass Lindholm nach sechs Einsätzen für die Göttinger Kripo zukünftig wieder für das LKA ermittelt und in ganz Niedersachsen zum Einsatz kommt. Sie kehrt damit gewissermaßen zurück zu ihren Wurzeln, die sie seit ihrem Debüt in Lastrumer Mischung von 2002 etwa ins fiktive ostfriesische Fischerdörfchen Nordersiel (in Sonne und Sturm), nach Lüneburg (in Heimspiel) oder in die Nähe des atomaren Zwischenlagers in Gorleben (in Salzleiche) führten. 2021 war Lindholm in der Sonderfolge Alles kommt zurück mit Gaststar Udo Lindenberg auch einmalig ohne Schmitz in Hamburg im Einsatz.

Florence Kasumba schrieb Tatort-Geschichte

Florence Kasumba hat, wie vom NDR betont, tatsächlich Tatort-Geschichte geschrieben – sie war die erste Schauspielerin mit dunkler Hauptfarbe, die als Kommissarin für die Krimireihe auf Mördersuche ging. Ihr erster Tatort in dieser Rolle, Das verschwundene Kind, datiert vom Februar 2019. Es folgten die Fälle Krieg im Kopf (März 2020), National feminin (April 2020) und Die Rache an der Welt, der erstmalig im Oktober 2022 ausgestrahlt wurde. Vor ihrer festen Rolle in Göttingen war Kasumba sieben Mal als Nebendarstellerin in anderen Folgen der Krimireihe zu sehen – etwa 2011 im Bremer Tatort Der illegale Tod, 2013 im Berliner Tatort Gegen den Kopf oder 2014 im Kieler Tatort Borowski und das Meer.
Eine von sieben anderen Tatort-Rollen: 2016 spielte Florence Kasumba die „Lela“ im Stuttgarter Tatort „Im gelobten Land“.
Bild: SWR/Johannes Krieg

Auch unabhängig von ihren Tatort-Engagements ist Florence Kasumba eine gefragte Schauspielerin und schaffte es sogar bis nach Hollywood. Fans von Comicverfilmungen kennen sie unter anderem aus Marvel-Filmen wie „Black Panther“, „The First Avenger: Civil War“ oder „Avengers: Infinity War“ und der DC-Adaption „Wonder Woman“. Im deutschen Fernsehen ist sie ebenfalls Stammgast, spielte etwa in den Serien „Deutschland 86“ und „Deutschland 89“ oder in Produktionen wie „Der letzte Bulle“. In Musicals ist die in Essen geborene Schauspielerin ebenfalls oft zu sehen: In den vergangenen Jahren trat sie unter anderem in „Der König der Löwen“ oder „Mamma Mia!“ auf.


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