Folge: 1138 | 27. September 2020 | Sender: SWR | Regie: Barbara Kulcsar
Bild: SWR/Benoit Linder
So war der Tatort:
Von der deutschen Gesetzgebung überholt.
Denn als der fünfte gemeinsame Fall der Freiburger Hauptkommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) seine TV-Premiere feiert, ist die „Erweiterte DNA-Analyse“ hierzulande schon seit Monaten erlaubt – und aus guten Gründen durchaus umstritten. In Rebland, der im Herbst 2019 gedreht wurde und ein Jahr später erstmalig auf Sendung geht, ist sie allerdings noch verboten. Und spielt im Film eine entscheidende Rolle.
Denn in der Ouvertüre des Krimis wird Beate Schmidbauer (Victoria Trauttmansdorff, Krieg im Kopf), eine gute Freundin von Kripo-Chefin Cornelia Harms (Stefanie Kühnert), von einem Unbekannten bewusstlos geschlagen und vergewaltigt – und weil angesichts fehlender Indizien kaum Hoffnung besteht, den Täter zu überführen, klopfen Tobler und Berg bei ihren Kollegen in Frankreich an. Dort sind die DNA-Spuren von Straftätern ebenfalls erfasst – und dürfen anders als im Ländle auch zur Gewinnung von Erkenntnissen über Alter oder Haut- und Augenfarbe genutzt werden.
Mithilfe der Analyse können die Kommissare neben dem Friseur Victor Baumann (Roman Knizka, Kälter als der Tod), der wegen vermeintlicher sexueller Belästigung aktenkundig ist, und dem Streifenpolizisten Mario Lewandowsky (Marek Harloff, Unter Kriegern), der Schmidbauer in der Tatnacht auf einer Party begegnet war, schon bald einen dritten Verdächtigen ins Visier nehmen: Ingenieur Klaus Kleinert (Fabian Busch, Meta) zieht seine Tochter alleine groß und musste vor Jahren den Tod seiner Frau verkraften.
Dass Kleinert ein männlicher Weißer ist, erspart den Ermittlern einen lauten öffentlichen Aufschrei – es ist nur einer von mehreren Aspekten der Debatte, die Drehbuchautorin Nicole Armbruster vor allem in der ersten Filmhälfte stimmig in ihren ersten Tatort einfließen lässt.
HARMS:
Wenn er helle Haut hat, geht kein Mensch auf die Straße. Diese Ermittlungsmethode diskriminiert Minderheiten.
KOLLEGE:
Damit muss ’ne Gesellschaft umgehen können.
HARMS:
Wie gut sie das kann, haben wir ja mehrfach erlebt.
Es spricht sehr für den 1138. Tatort, dass die Diskussion über das Für und Wider der seit Dezember 2019 in Deutschland erlaubten erweiterten DNA-Analyse oder die Vor- und Nachteile von Massen-Gentests in der Bevölkerung den Kriminalfall nicht erdrücken, sondern vielmehr bereichern – das hätte auch durchaus anders ausgehen können.
Rebland funktioniert aber nicht nur als filmische Aufarbeitung dieser Debatten, sondern auch als kniffliger Whodunit hervorragend – wer Schmidbauer vergewaltigt hat, bleibt lange Zeit offen und ist selbst für erfahrene Krimifans bis in die Schlussminuten kaum vorherzusehen. Gerade im Vergleich zum unterschätzten Vorgänger, dem anstrengenden und vom Publikum auf breiter Front abgelehnten Karnevalskrimi Ich hab im Traum geweinet, stimmt der Film fast ein wenig versöhnlich.
Ein Favorit unter den Verdächtigen ist praktisch nicht auszumachen: Baumann, in dessen Ehe mit Gattin Carmen (Tjadke Biallowons) es kriselt, erhält ebenso viel Kamerazeit wie der vom Jugendamt beäugte Kleinert und der aufbrausende Polizeibeamte Lewandowsky, der unbeholfen mit seiner kaum flirterprobteren Kollegin Christine Liebermeister (Bärbel Schwarz, identische Rolle in Für Immer und Dich) anbandelt. Das wirkt mitunter aber nicht nur amüsant und schräg, sondern auch überzeichnet und konstruiert – etwa wenn Tobler den beiden rein zufällig in einer Pizzeria begegnet, Lewandowsky die Kommissare zu einer Vollbremsung zwingt oder ein Fotoalbum präzise Hinweise auf den Aufenthaltsort eines Flüchtigen liefert.
Über die interessanteste Figur des Films hingegen erfahren wir weniger, als es dem Krimi gut tut: Schmidbauer, deren Vergewaltigung im Gegensatz zu den anschließenden gynäkologischen Untersuchungen nicht von der Kamera eingefangen wird, wirkt zwar traumatisiert und will sich partout nicht in die Opferschublade stecken lassen – was in der Radiomoderatorin vorgeht, vermögen wir aber nur zu erahnen. Das nimmt dem Film etwas die Wucht. Gleichzeitig bietet ihre Freundschaft zu Harms den Filmemachern aber endlich Gelegenheit, der Kripo-Chefin das Profil zu verleihen, das ihr bei ihren bisherigen Einsätzen abging.
Ganz große Spannungsmomente sind unter Regie von Tatort-Debütantin Barbara Kulcsar zudem rar gesät – die endlosen Autotouren durch die malerischen Weinberge (gibt es im Kaiserstuhl eigentlich keine anderen Straßen?) sorgen für Entschleunigung und so richtig in Fahrt kommt die Geschichte erst auf der Zielgeraden. Dass es in Rebland keinen Toten gibt, hat damit nur indirekt zu tun – ist für die Krimireihe aber außergewöhnlich.
Ein sehr gelungener Tatort, der sich nur indirekt eines Mordfalles, eher einer Vergewaltigung, annimmt – mal etwas Neues. Der Täter ist bis zum Schluss unbekannt und alle Tatverdächtigen sind hervorragend gezeichnet. Nur das Opfer könnte mehr über ihr Innenleben preisgeben.
Wenn ich ehrlich bin, sehe ich das große Problem in den Kommissaren: Ihr Gezanke ist extrem nervig. Zudem wollen Wagner und Löbau meiner Meinung nach nicht richtig harmonieren und die Charktere sind flach und uninteressant. Ich wünsche mir Blum und Perlmann zurück!
Alles in allem wurde dieser Film, meiner Meinung nach treffend, mit 7/10 bewertet.
?? bin mehr als positiv überrascht ?? war erst eher kritisch und dacht mir .. schau ich mal rein, umschalten kann ich ja immernoch ..
bin voll begeistert von diesem Tatort ?? soo geht Recherche, Polizeiarbeit uund soo verschieden sind Menschen ..
Chapeau Chapeau vor den Schauspielern und allen Verantwortlichen ??
Bitte MEHR davon.
Mit dem Wissen wie schlecht die 2 Ermittler den Tatort in Elzach gespielt haben, habe ich mehr aus Heimatgefühl als aus der Spannung heraus, mir den Tatort Rebland angeschaut. Um es vorweg zu nehmen, das war nix. Wie schon in dem katastrophalen Fasnets Tatort aus Elzach, hat der Regisseur sofort unter Beweis gestellt, daß er die Menschen und ihre Mentalität aus Südbaden nicht zu kennen scheint. So erschien alles unwirklich. Das Opfer, scheinbar eine Radio Moderatorin, wurde an ihrem Arbeitsplatz so schlecht und geradezu blödsinnig dargestellt, daß auf den ersten Blick der Eindruck entstand: "So was gibt's doch garnicht." Die örtliche Polizei wurde durch Darsteller in Szene gesetzt, welche in ihren Pausen Fußball spielen. Natürlich in Uniform und Dienstwaffen. Sie schmeißen auch einen Kollegen in den Kofferraum eines Dienstwagens und drehen mit ihm einige Runden auf dem Polizei Hof. Alles mehr schwachsinnig als unterhaltsam. Für mich ist dieser jämmerlich schlechte Krimi lediglich eine Beleidigung der Menschen in Südbaden. Auch die Ortspolizei wurde auf die unterste Stufe gezogen. Solche Tatort Geschichten braucht kein Mensch. Wenn es wirklich Menschen geben sollte, die so was sehen wollen, dann lassen Sie Land und Leute aussen vor.
Schaut sich den niemand so was vorher an, bevor das Fernsehen das ausstrahlt???
Pure Laaaaangeweile…. Angefangen von der Chefin, dem Ermittlerduo, das Opfer, die Tatverdächtigen, die Story…. Wahnsinn. Schade um den Sonntagabend. Nie wieder dieses Ermittlerduo
Zum drum herum sag ich mal:
Es gibt auch echte Strassen am Kaiserstuhl, nicht nur Feldwege, wir sind so gut erschlossen, dass man nicht nur durch den Weinberg von einem Ort zum anderen Ort kommt.
Wir reden eher wenig Hochdeutsch sondern allemanisch.
Und wir verschenken nicht einfach so ne Flasche Wein, wenn dann trinken wir sie mit einander.
Ich dachte schon beim letzten Freiburg-tatort, daß er seit langem der schlechteste gewesen sei, aber leider hat der heutige es nochmals " getoppt " oh je, daß für mich als Wahl-Allemane
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