Geschichten zum Thema Gedächtnisverlust gab es im Münchner Tatort schon früher, und das nicht nur in Bezug auf Leitmayr:
Gestern war kein Tag von 2011 beispielsweise rückte einen demenzkranken Mann ins Zentrum der Ermittlungen, während es im starken Tatort
Wir sind die Guten von 2009 sein Kollege Batic war, der eine folgenschwere Amnesie erlitt. Während die genannten Filme recht klassisch konstruiert wurden, fällt
Flash strukturell aus dem Rahmen – und irritiert mit einer mutigen und durchaus reizvollen, unterm Strich aber wenig glaubwürdigen Geschichte, die gleich ein halbes Dutzend der üblichen Standardmomente der Krimireihe vermissen lässt.
Schon die Abstinenz von Hammermann & Co., die wir
hier näher erläutern, fällt auf, und auch sonst verlaufen die Ermittlungen nicht in den üblichen Bahnen: Es fehlen die fiebrigen Fahndungen, die Recherchen, die Verdächtigen. Der 1205. Tatort ist ein künstlerisch angehauchtes Rollenspiel, das auf zwei Zeitebenen spielt und auf das man sich einlassen muss. Gerade in der ersten Filmhälfte gestaltet sich das allerdings zäh: Leben kommt erst in die Geschichte, als sich herauskristallisiert, dass es vielleicht doch nicht Meininger war, der die Tat in den 80er Jahren begangen hat. Wäre auch irgendwie zu einfach gewesen.
Zugleich leidet Flash aber an einer immensen Vorsehbarkeit: Sieht man von den Kommissaren einmal ab, kommen für den Mord in den 80er Jahren nur noch zwei weitere Menschen im Alter des Täters infrage. Wer 1 und 1 zusammenzählen kann, dürfte die schwache Auflösung schon nach einer Viertelstunde erahnen. Und so faszinierend sich das Reminiszenz-Rollenspiel hier und da gestalten mag: Nach einem überambitionierten Twist auf der Zielgeraden entpuppt sich der Krimi als seltsam überkonstruierte, wenig glaubwürdige Luftnummer.
Der Weg scheint vielmehr das Ziel zu sein, denn unter Regie von Andreas Kleinert, der zuletzt den vieldiskutierten Franken-Tatort
Wo ist Mike? inszenierte, dreht sich der Tatort vor allem um sich selbst. Und um das Thema Demenz, das durch die Erfahrungen von Prinz‘ Tochter Nele (Jenny Schily,
Was wir erben) für uns greifbar wird. Sieht man von den interessanten Institutsmethoden ab, die Welten von früher für Erkrankte wiederauferstehen lassen, gewinnen die Filmemacher diesem Thema zwar eindringliche Momente, aber wenig Neues ab – und so wird auch
Flash nicht besonders lange im Gedächtnis haften bleiben.
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